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Kapitel 2: Donauradweg

Kapitel 3: Tauernradweg

Obere Donau und Tauernradweg 12.8.-26.8. 1995

Straßburg

Kapitel 1: Straßburg - Donaueschingen

Gründe, an der oberen Donau eine Radtour zu machen, gibt es einige:

Als klar ist, daß wir die Radtour so machen wollen, entwickelt Heidi ihre lila Phase, indem sie im Sommerschlußverkauf alles mögliche für die Fahrt besorgt, meistens in Lila gehalten, weil auch an ihrem Rad ein paar lila Zierstreifen sind.

Nachdem man also alles rechtzeitig ins Auge gefaßt und abgewogen hat, kann man auch beizeiten einen Platz in besagtem Interregio reservieren. Ich bemühe mich vier Wochen vor Antritt der Reise darum. Der Buchungscomputer im Reisebüro aber ist unerbittlich, die Fahrradmitnahme ist schon ausgebucht. Nach etwas Herumgequängel bekommt die mich bedienende Mitarbeiterin aber heraus, daß man wenigstens bis Frankfurt noch Plätze belegen kann. Man muß wissen, daß in einem Interregio max. 7 Fahrräder mitgenommen werden, das ist auf dieser Strecke und an einem Sonnabend natürlich zu wenig. Ich habe aber davon gehört, daß schon bis zu 20 Radfahrer im IR untergebracht wurden. Da sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir erstmal im Zug drin sind...

Wenn wir eine zweiwöchige Tour planen, ist auch die Strecke Donaueschingen - Passau mit gut 600 km zu wenig. Ich denke mir also für meine Frau eine Überraschung aus, löse die Karten bis Offenburg und buche an einem benachbarten Terminal eine Übernachtung in Straßburg. Es muß gleich bezahlt werden, DM 140.- im Hotel IBIS oder so. Dafür bekommt man dann ein Mäppchen mit Gutschein, Quittung usw. überreicht, "Ihre Reiseunterlagen" steht darauf. Wenn man dann noch die Fahrkarten, die Bahncards, die Fahrradtickets und die Platzreservierungen hinzutut, ergibt sich schon ein ganz schönes Päckchen.

So aber sind wir optimal für den Reisebeginn vorbereitet, das mit den Reservierungen ist natürlich wieder der kleine "Kick", von dem wir selten bei unseren Bahnfahrten verschont bleiben.

Samstag, Braunschweig - Offenburg - Straßburg, 35 km

Unsere beiden Wecker piepen uns mit Verlaß am herbeigesehnten Samstag um 5 Uhr aus den Betten. Um 6 Uhr fahren wir, noch mit Licht, zum Bahnhof, wo der Zug um 6.50 abfahren soll. Da er in Braunschweig eingesetzt wird, können wir in aller Ruhe die Fahrräder verladen und es uns im leeren Fahrradabteil gemütlich machen. Den Reservierungsschildchen kann man entnehmen, daß in Darmstadt 12 Radreisende zusteigen werden. Der freundliche Schaffner verliert darüber kein Wort.

Bei der Einfahrt in den Frankfurter Hauptbahnhof wird es uns dennoch etwas schwummrig. Und da naht dann auch schon das Unheil. Schaffnerwechsel, der neue Beamte studiert genauestens die Reservierungen und eröffnet uns höflich aber bestimmt, daß wir nicht weiter mitfahren könnten. Wir bleiben zum Glück zwar auch höflich, aber der Blutdruck steigt beträchtlich, ein leichtes Zittern in den Händen signalisiert einige Erregung. Erstmal bleiben wir verdattert sitzen, bis Darmstadt können wir ja wenigstens noch bleiben.

Als wenig später die Fahrkartenkontrolle stattfindet, hört sich der Schaffner schon besser an: "Na, mal sehen, wie viele in Darmstadt zusteigen". Wir atmen etwas auf. Selbstredend drücken wir uns bei der Einfahrt in Darmstadt die Nasen an der Scheibe platt. 9 vollbepackte Fahrräder können wir auf die Schnelle zählen. Da steht auch schon der Schaffner freundlich lächelnd auf dem Bahnsteig neben der Gruppe und weist sie ein. Mit Getöse werden die Räder hereingewuchtet, wir halten uns ganz unauffällig im Hintergrund.

Dann fährt der Zug an, wir jubilieren. Die zugestiegene Gruppe, lauter Ehepaare in unserem Alter, wollen auch für ein paar Tage von Donaueschingen aus den Donau-Radweg befahren. Nun erreichen wir ganz planmäßig Offenburg, steigen aus und bedanken uns nochmal mit strahlenden Augen beim Schaffner.

Nur hat Heidi plötzlich einen kleinen Klabaster, die Aufregung und das Kreuzworträtsel im schwankenden Zug waren wohl etwas zuviel. Außerdem herrscht eine brütende Hitze, wir schieben die Räder bis auf den Marktplatz und lassen uns in einem Cafe unter einem Sonnenschirm nieder. Immerhin können wir nun in Ruhe die umstehenden Gebäude studieren. Wir werden im Verlauf der weiteren Reise noch einiges zu sehen kriegen, sodaß ich mich nun nicht mehr in der Lage sehe, das genaue Aussehen des Offenburger Marktplatzes zu beschreiben.

Wir stecken die Nasen auch erstmal in die Fahrradkarte, zwei Wege führen nach Straßburg. Der eine verspricht Schatten, verläuft aber längs einer vielbefahrenen Straße. Der andere nennt sich "EURO-Radweg Molsheim Offenburg" und verläuft entlang der Kinzig. Wir entscheiden uns für die schattige Strecke. Für die beiden großen Cola zahlen wir DM 10.-, dann brechen wir auf.

Gleich um die Ecke kommen wir an die Kinzig-Brücke, da steht ein Hinweisschild auf besagten EURO-Radweg nach Straßburg. Da wir schnelle Entschlüsse lieben, disponieren wir kurzerhand um und vertrauen uns der weitgehend autofreien Strecke an. Die Hitze ist erträglich, ein leichter Ostwind sorgt für Belüftung. Nach Passieren der Kläranlagen geht es immer längs der Kinzig, die schnurgerade verläuft und einen notgedrungen über die allfälligen Jahrhunderthochwasser am Rhein nachdenken lassen. Klar, daß hier die Wassermassen aus dem Schwarzwald mit Hochgeschwindigkeit auf dem kürzesten Wege dem Rhein zugeführt werden. Natürlich hat man auch an einen Deich gedacht, damit man hier keine Probleme bekommt. An einer Baustelle dürfen wir diesen Damm dann auch unter sportlichem Einsatz hinauf und hinunterkraxeln. Dabei läuft mir eine Maus über die Füße, dadurch wird die Naturverbundenheit wieder hergestellt.

In Kehl nähern wir uns dem Rhein, nach einigem Zickzack erreichen wir die Brücke und den Grenzübergang. Wegen des Schengener Abkommens und des momentan angespannten Verhältnisses zu Frankreich wegen der geplanten Atomversuche nehmen wir uns vor, die Personalausweise NICHT zu zeigen. Da die Zöllner keinerlei Notiz von uns nehmen, gelingt das auch, kann aber auch nicht gerade als Protestdemo gewertet werden.

Heidi ist nun zum ersten Mal in Frankreich, das war mir gar nicht bewußt. Das Zentrum von Straßburg zu finden, ist einfach, denn es gibt da ein unübersehbares Wegzeichen: das Münster. Leider ist nach dem autofreien Radeln der Verkehr nun doppelt lästig. Wir überqueren einen Fluß, der heißt l' Ill, danach wird es einigermaßen verkehrsberuhigt. Mit orientalisch anmutender Musike zieht hier eine seltsame Gruppe umher. Es handelt sich um kamelartige Figuren, die wohl auf Stelzen einhergehen, obenauf sitzen kleine Gestalten und necken die Leute. Wir bringen uns in Sicherheit.

Es fällt sogleich auf, daß Straßburg von Touristen wimmelt. Wir sind froh, daß unsere Unterkunft vorbestellt ist. Auf dem Weg zum Hotel durchqueren wir schon den reizvollsten Teil der Stadt: das nennt sich Petite France, bildet eine Insel und ist mit romantischen Häusern und verwinkelten Gassen ausgestattet.

Bild 1 Altstadt Petite France

In der Rue de Molsheim finden wir unser Hotel. IBIS, das ist wieder so eine Hotelkette und läßt jeden Hauch von Romantik vermissen. Aber wir sind froh, eine Heimstatt zu haben und richten uns in dem eher bescheidenen Zimmer ein. Vorher muß uns aber ein anderer Hotelgast beim Hantieren mit der Magnetkarte am Türschloß zur Hand gehen.

Bald brechen wir wieder auf, um Straßburg zu erkunden. Ich habe schon zu Hause 50.- DM in Franc besorgt und hoffe auf einen schwelgenden Abend. Dem ist nicht so. Ein Menue für zwei Personen in einem der zahlreichen Restaurants läßt sich davon nicht finanzieren. Kostenfrei ist dagegen das Überqueren einer steinernen überbauten Brücke mit einer "Terrasse Panoramique". Im Innern der Brücke stehen zahlreiche abgehalfterte Steinfiguren, woher und wozu wissen wir auch nicht. An einigen Stellen sind Löcher in dem Fußboden aus Sandsteinplatten, da kann man das Wasser darunter sehen. Die Tragfähigkeit der Brücke reicht aber offenbar aus, denn wir kommen heil hinüber.

Natürlich nehemen wir uns das Münster vor, steinerne Filigranarbeit, besonders die Rosette. Im Innern herrscht ein ziemliches Gedränge von Touristen, offensichtlich sind inzwischen auch kurze Hosen kein Stein des Anstoßes mehr.

Dann irren wir noch in den verwinkelten Gäßchen umher, werden uns einig, daß wir wegen der Atomversuche sowieso nicht französisch essen wollen, und landen unter einem Sonnenschirm bei einem Türken zum Kebab. Damit ist unser Hunger gestillt und unser französisches Geld vollständig aufgebraucht. Zurück über die kostenfreie, dafür tragfähige Steinbrücke in das Hotel. Heidi knabbert noch an ihrem Klabaster und begibt sich bald in das Reich der Träume. Ich lungere noch ein wenig am Fenster herum, zu lesen habe ich leider nichts mitgenommen. Noch bevor die Nachtbeleuchtung von Straßburg einsetzt, krieche ich auch unter die Preßdecke.

Sonntag, Straßburg - Vörstetten, 96 km

Nach dem Frühstücksbuffet, leider ohne Lachs, Aal und Forelle, brechen wir zu unserer eigentlichen Radtour auf. In der Nacht hat es wohl heftig geregnet, alles dampft und glitzert. Bald nach Verlassen des Hotels mit seinen Busgästen (Italiener) finden wir einen gemütlichen Weg entlang des Flusses namens l' Ill. Ein etwas verzotteltes Radlerpärchen kommt uns entgegen und fragt uns nach einem Restaurant zum Frühstücken. Das IBIS ist sicher nicht das, was sie suchen, dafür verraten sie uns, daß es auf diesem Weg geradewegs in die Botanik ginge. Geradewegs ist das richtige Wort, denn es geht schnurgerade dahin, entlang dem Canal Rhone du Rhin. Man hat uns einen roten Teppich in Form einer neuen Asphaltdecke ausgerollt. Herrliche Platanen säumen den Kanal, der Blutweiderich sorgt für die Farbtupfer. Eine Brücke ist mit Blumenkästen geschmückt. Die Schleusenwehre sind museumsreif, eine abenteuerliche Technik aus dahinrostenden Hebeln und Zahnradgetrieben. Der Kanal ist stillgelegt, wie der Karte zu entnehmen ist. Dafür benutzen die rennradfreudigen Franzosen diesen frischen Morgen zum Tempobolzen, mit zischenden Reifen sausen sie an uns vorbei. Aber unter Radlern herrscht immer ein freundliches Klima, manches Salut, Halloh oder Moin, Moin wird gewechselt.

So könnte es immer weitergehen, aber irgendwo endet auch dieser schöne Weg an einer klapperigen Holzbrücke. Eine Mannschaft der Feuerwehr nutzt den Morgen zum Üben im Bootfahren und spielt Wasser Marsch. Die Dusche bleibt uns erspart, wir müssen uns nun den Weg zum Rhein über eine Landstraße suchen. Dann geht es durch den Auwald am Rhein weiter. Diesen bekommt man nur zu Gesicht, wenn man den Uferdamm erklimmt. Der Strom ist natürlich perfekt begradigt, genauso wie die daran entlangführende Straße. Links und rechts aber die Sumpfbiotope, Schlingpflanzen wachsen hoch in die Bäume hinauf.

Viel Abwechslung bietet das auf die Dauer nicht. Als wir bei Rhinau aus dem Auwald auftauchen, sehen wir eine abfahrtbereite Fähre vor uns. Der wartenden Autoschlange drehen wir eine Nase und sind als erste an Deck. An die Reling gelehnt genießen wir die kleine Überfahrt, nun zurück in Deutschland können wir wieder auf unseren Geldbeutel vertrauen.

Weiter geht es auf Schotterwegen durch das Naturschutzgebiet Taubergießen. Wir fragen lieber ein paar Leute nach dem Weg, Rheinhausen ist das nächste Ziel. Der Weg dorthin ist eine Perle. An manchen Stellen sind Abflüsse des Rheins angelegt, da fließt das Wasser in die ausgedehnten Feuchtgebiete. So stellt man sich eine sinnvolle Flußgestaltung vor. Höhepunkt sind ein paar Kormorane und ein brütender Haubentaucher, die sozusagen am Wegesrand zu beobachten sind.

Bild 1 Bild 2 Naturschutzgebiet Taubergießen

In Hochstimmung verlassen wir dieses geheimnisvolle Gebiet, ab Rheinhausen müssen wir wieder über die Landstraße. Da fliegt uns auch schon eine Motorradrotte im Tiefflug aus einer Kurve entgegen.

Sonst aber geht es ruhig zu, wir genießen die üppigen Blumenkästen der Hausbalkone. Heidi sinnt neidvoll über die Kunst der Geranien- und Betunienpflege nach. In Wyhl lassen wir uns, wieder unter einem Sonnenschirm, zu einer Gulaschsuppe nieder. Ein Tagesradler bedauert uns wegen des Windes, der uns aus südlichen Richtungen etwas plagt. Er gibt uns ein paar Tips, wie wir am besten den nun anstehenden Kaiserstuhl kennenlernen könnten. Der Sonnenschirm über uns erfüllt inzwischen nicht mehr ganz seinen Zweck, denn es wird bedenklich grau am Himmel. Wir machen, daß wir weiterkommen.

Nun tauchen hohe Berge auf, auf einem steht ein Sendemast. Das wird der Schwarzwald sein, meine ich, aber ob da auch der Feldberg dabei sei, wisse ich auch nicht. Beim Näherkommen entpuppt sich das Ganze als der Kaiserstuhl, erkennbar an den Weinbergen. Ab Sasbach habe ich wieder einen markierten Radweg ausgeguckt, das ist eine Kombination aus KRW = Kaiserstuhlradweg, ORK = Oberrhein-Kaiserstuhl und BRSG = Breisgau-Weg. Da sind wir bestens aufgehoben. Durch Obstplantagen geht es auf Feldwegen dahin. Die üppig tragenden Pflaumenbäume können wir leider nicht befragen, die Früchte sind noch zu hart und zu sauer.

Bei der Durchfahrt von Endingen am Kaiserstuhl läßt sich Heidi zu dem Ausspruch herbei: "Jetzt fühlt man sich schon wie im Urlaub". Das liegt wohl an dem netten Ortsbild. Prompt fängt es an zu regnen, wir biegen auf freier Strecke in einen Parkplatz ein, wo ein Obststand mit Dachplane aufgebaut ist. Echt Kaiserstühler Produkte werden angeboten, von Obst bis Honig, auch hausgemachte Schlachtwurst. Wir erstehen eine Tüte Pflaumen, die im Gegensatz zu den kostengünstigeren Produkten am Wegesrand reif und saftig sind. Kernespuckend warten wir den Regen unter der Plane ab. Es ist festzustellen, daß die Obstverkäuferin kein Kaiserstühler Produkt ist, da sie deutlich mit osteuropäischem Akzent sich in Deutscher Sprach bemüht. Das macht die Sache richtig lustig.

Es hellt sich wieder auf, und wir finden uns in Riegel umherirrend wieder. Hier beginnt der BRSG (s.o.), den wir erstmal in die falsche Richtung interpretieren und an dessen Ursprung landen. Dann klappt es doch noch mit der Richtung, an einer Wiese mit üppigem Blutweiderich vorbei, dann den Kaiserstuhl hinter uns lassend, auf Freiburg zu. In meiner Vorausplanung hatte ich für diese Tagesetappe mehr Zeit veranschlagt, nun darf ich feststellen, daß meine Radpartnerin über eine unerwartete Kondition verfügt. Wenn man schon mit dem Wunschpartner eine Tour macht, und das dann auch noch so gut voran geht, dann überkommen einen geradezu Glücksgefühle.

Bis Freiburg wollen wir aber heute nun auch nicht mehr, ein kleines Dörfchen kurz davor, das wäre angesagt. Wir fragen ein paar Leute nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Sie empfehlen uns eine Pension in Schupfholz, das ist ein winziges Nest. Wir fahren dorthin, die Pension macht einen etwas sterilen Eindruck, außerdem rauscht die nahe Autobahn vernehmlich. Ich protestiere, das ist mir hier zu laut! Bis in das nächste Dorf sind es noch drei Kilometer, laßt uns dorthin fahren.

Also hingerollt, es gibt dort, in Vörstetten, drei Gasthöfe. Im ersten erfahren wir, daß keine Gästezimmer mehr vermietet würden. Im zweiten sind nur noch zwei Einzelzimmer frei. Heidi meint, eine Nacht getrennt nach über zwanzig Jahren wäre auch nicht so schlimm. Meine Antwort: "Jede Nacht zählt!" Also finden wir im dritten, "Gasthaus zur Sonne", das was wir suchen. Ein wirklich schönes Zimmer, ein Werbeblatt liegt auf dem Tisch. Ich zitiere (frei):

Sie sind auf dem Weg in den Süden?
Sie wollen nach Siena, Urbino, Aix en Provence oder Cassis?...
Der Abend dämmert über dem Rheintal, über Vogesen und Kaiserstuhl.
Schluß jetzt mit Staus und Kennziffern der anderen....
Gasthaus "Zur Sonne", zweihundertfünfzig Jahre gepflegte Gastfreundschaft...
Die Kirchtumuhr wird Ihnen schöne Stunden zählen...".

Wir strahlen uns an.

Da bricht es auch schon über uns herein. Der Kirchturm schaut uns direkt zum Fenster herein, und ballert nun los, mit drei würzigen Doppelschlägen wird eine Dreiviertelstunde angezeigt. 15 Minuten später, noch unter der Dusche unüberhörbar, vier Doppelschläge, dann sieben weitere Doppelschläge - wenn auch in einer anderen Tonart. Habe ich doch gerade Louis Trenker gelesen: "Glocken über den Bergen". Heidi verweist auf den Ort Schupfholz, wo das Autobahrauschen mich vertrieben hat.

Wir rächen uns sogleich, und wählen das zuvor inspizierte zweite "Landgasthaus Jahn" zum Abendessen aus. Wir bereuen es nicht, der abendliche Hunger ist das kleinste Problem beim Radfahren. Die Nacht beginnt dann ab 23 Uhr, denn da hat man dann doch die Glocken der Kirchturmuhr abgestellt.

Montag, Vörstetten - Freiburg - Donaueschingen - Tuttlingen 57 km

Ganz so gut kommen wir doch nicht davon. Punkt 6 Uhr morgens nimmt die Kirchturmglocke ihren Dienst wieder auf, außerdem wird - wieder in einer anderen Tonart - 10 Minuten lang der Tag eingeläutet. Heidi stellt prinzipiell klar, keine weiteren Unterkünfte in der Nähe einer Kirche akzeptieren zu wollen! Immerhin sind wir zeitig beim Frühstück.

Bis Freiburg ist es nur ein Katzensprung. Auf unserem BRSG-Radweg erreichen wir direkt den Hauptbahnhof erst durch einen Wald, dann durch einen Park. Mit der Höllentalbahn wollen wir nun den Schwarzwald erklimmen. Bis Donaueschingen würde sich auch eine flotte Bergabfahrt vom Titisee aus empfehlen, aber heute ist alles so verhangen, da lohnt sich das nicht. Wir lösen gleich durch bis Donaueschingen, Fahrradmitnahme kein Problem.

Aber vorher noch Freiburg zu besichtigen, das ist ein Problem. Wir haben keine Lust, das mit den bepackten Rädern zu tun und versuchen, die Räder am Gepäckschalter abzugeben. Nachdem wir verschiedene Angestellte in Trab gesetzt und einen Schweizer Radfahrer als Leidensgenossen gewonnen haben, eröffnet uns eine Dame am Gepäckschalter, daß da seit der Privatisierung der Deutschen Bundesbahn nichts mehr ginge. Da sind wir aber böse. Das hilft uns zwar auch nichts, aber wir verteilen an Freiburg Minuspunkte und verzichten auf die Besichtigung. 20 Minuten später sitzen wir in der Höllentalbahn und lassen uns über den Schwarzwald schaukeln.

Das hatte ich mir schöner vorgestellt, aber am Wetter kann man nichts ändern. Die Wutachschlucht ist auch in der Gegend, sicher einen Besuch wert, aber alles kann man nicht auf einmal haben. Dafür scheint in Donaueschingen die Sonne.

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Kapitel 3: Tauernradweg

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