Dalmatien 2006
17.9.-1.10.

3 Insel Kreuzfahrt

Am zweiten Tag einer Pauschalreise pflegt eine Begrüssungsstunde von Seiten der Veranstalter - diesmal heisst die Dame Danina -  stattzufinden, wo man darüber informiert wird, wie das jeweilige Hotel funktioniert, wie die Währung beschaffen ist, und vor allem welche Unternehmungen auf dem Programm stehen. Die sind dann meistens ziemlich teuer - aber wenn man schon mal in der Gegend ist, will man ja auch was zu sehen kriegen. Mancher mietet sich dazu ein Auto, was auch nicht billig ist und zudem erfordert, dass man sich den örtlichen Verkehrsverhältnissen ausliefert. Wir entschliessen uns schliesslich, die 3 Insel Fahrt auszuwählen, die kostet 280 Kuna pro Nase und findet am Mi, 27.9. statt. Wir lassen uns ein Lunch Paket auf den Weg mitgeben.

Man wird pünktlich am Hotel abgeholt und von einer jungen Dame namens Yvonne mit Zahnspangen und lila Augenlidern in Empfang genommen. Wenn sie redet, pflegt sie gern die Augen zu schliessen, was daher sehr dekorativ wirkt. Jedenfalls erfahren wir, was uns an diesem Tag erwarten wird, aber das wird ja Gegenstand der folgenden Schilderung sein. Wir fahren noch einige weitere Hotels in Richtung Dubrovnik an und am Ende ist der Bus gerappelt voll.

Die Altstadt von Dubrovnik bekommt man von der Seeseite leider nicht zu Gesicht, da der Hafen in der Bucht Uvala Gruz weiter nördlich liegt. Wir gehen an Bord des Schiffes ASTRAL, das sieht aus wie ein Segelschiff, fährt aber natürlich mit Motorkraft. Man bekommt gerade noch einen Platz an Deck, was die bei Regen machen, ist uns unklar, so viel Platz gibt es im Inneren gar nicht. Aber eine Bar und Toiletten sind vorhanden, und das Wetter ist gut, da kann man beruhigt in See stechen.




Mittlerweile sind vier Reiseführerinnen im Einsatz - das haben wir letztlich dem Turmbau zu Babel zu verdanken. Da die Gäste aus unterschiedlichen Heimatländern angereist sind, werden die Erläuterungen in Englisch, Französisch, Flämisch und Deutsch von jeweils einer anderen Dame verabreicht. Unsere ist aber die hübscheste - wie wir meinen, trotz der Zahnspangen. Die ihrem Aussehen, wie sie selbstironisch meint, besonders beim Spinatessen allerdings einigen Abbruch tun, besonders wenn man lacht.


Kolocep

Nun geht es aber los, immer an der felsigen Küste nordwärts zu der Elafiten Inselgruppe. Dort laufen wir zuerst die Insel Kolocep an. Für den Landgang hat man eine knappe Stunde Zeit, die reicht gerade für einen Besuch der Toiletten des Strandhotels. Von den eigentlichen Schönheiten der Insel kann man so nichts weiter mitbekommen und hier am Meer ist der Hund verfroren. Eine schöne Villa liegt dann auch direkt am Hafen weiter hangaufwärts und rottet vor sich hin. Es ist zu lesen:

"Auf den bewaldeten Hügeln liegen verstreut die Ruinen zahlreicher Sommerhäuser und Villen des früheren Dubrovniker Adels".




Wir sind froh, als es wieder weiter geht, zumal nun ein paar lustige Musikanten aufspielen. Da kommt Stimmung in die Bude, wenn man nicht gerade so sauertöpfisch guckt - wie wir. "Warum ist es am Rhein so schön?" - oder war es "Trink, trink, Brüderlein trink..."? Nein, es sind auch Lieder des Landes dabei, wo man natürlich den Text nicht versteht. Der Herr am Akkordeon sieht übrigens einem lange und immer noch gesuchten Kriegsakteur recht ähnlich, vielleicht hat er sich auf diese Weise getarnt. Bei diesem Thema sollt man sich mit Spässen allerdings zurückhalten...


Sipan

Die nächste Insel heisst Sipan. Die Hafenszene in dem Ort Sudurat ist sehr malerisch - so wie man es sich vorgestellt hat. Wir erfahren nun, dass es auf der Insel eine 5 km lange Strasse gibt, auf der auch Autos fahren. Allerdings gibt es weder Verkehrszeichen, Nummerschilder, TüV oder gar Polizei. Das mag man manchen Rostlauben am Hafen auch ansehen. Interessanter ist ein Anwesen mit zwei Wehrtürmen, umgeben von Festungsmauern und leider nicht zu besichtigen, obwohl es seit kurzem wieder hergerichtet ist, da es sich in Privatbesitz befindet. Früher hat man sich dort wohl vor den Piraten in Sicherheit gebracht - heute vor den Touristen. Man kann nun ein wenig herum wandeln und Eindrücke sammeln. Bei einem Abstecher treppauf in die Hinterhöfe entdecke ich eine gelbe Blume, die einer Herbstzeitlosen gleicht. Es handelt sich um den Herbst-Goldbecher (Sternbergia lutea).

Damit wollen wir zu der letzten Insel schippern, die heisst Lopud. Ein fideler Herr aus dem Schwabenland wird ganz aufgeregt, es komme ihm alles so bekannt vor - ob er schon mal hier gewesen sei? Vor 20 oder gar 30 Jahren? Schliesslich fragt er die gute Yvonne aus und beschliesst dann, dass er sehr wohl schon mal hier gewesen sei. "I henns an der Burg kennt" verkündet er mit grösster Zufriedenheit. Die Burg ist allerdings ein Franziskanerkloster aus dem 15. Jahrhundert, wenn auch ein recht wehrhaftes. Zur Zeit aber herrschen dort Renovierungsarbeiten, was man daran erkennt, dass gerade ein Arbeiter eine schwer beladene Schubkarre über eine aufgestelzte schwankende Planke ballanziert. Das wäre was für Heidi - wird gescherzt.

Auf dieser Insel sollen wir nun einige Stunden verweilen. Es soll nämlich einen Badestrand geben, allerdings auf der anderen Seite der Insel, wo man erst hinlaufen müsste. Auf dem Weg dahin gibt es auch das Restaurant Konoba Barbara, das eine Touristin gleichen Namens aus Deutschland mit ihrem kroatischen Gatten betreibt, an dem sie vor vielen Jahren während eines Urlaubs hängen geblieben ist. Man sitzt dort sehr angenehm unter einer weinumrankten Laube. Leider werden wir zu lange nicht bedient und ziehen wieder des Weges. Am Meer - Boulevard oder auch Hafenpromenade nennt man das wohl, bekommen wir unseren Cappuccino.


Lopud

Damit ist die lange Zeit noch nicht vergangen und wir sinnen über ein paar der Erzählungen der guten Yvonne nach. Die Palmen an der Kirche ständen im Guinessbuch - es seien die höchsten an der Adria oder gar des Mittelmeeres. Seeigel könne man essen: durchschneiden und auslöffeln. Die Reste ins Meer schmeissen, die leben noch wie bei einem durchgeschnittenen Regenwurm und vermehren sich dann wieder. Die Dachziegel auf den Dächern seien ja so hübsch rund. Das läge daran, dass man als es noch keine Maschinen gab, die Tonziegel vor dem Brennen auf den Oberschenkeln in Form gebracht habe. Daher seien sie je nach Leibesfülle des Arbeiters auch verschieden gross. Dass menschliche Seelen aus den Spitzen der Zypressen gen Himmel fahren, hatten wir schon erwähnt. An den Fenstern der alten Häuser befinden sich eigenartige steinerne Nasen. An denen könne man einen Sonnenschutz anbringen, sie aber auch als Aufzugshilfe verwenden, wenn man einen Schrank bei Ikea gekauft habe. Und der Oleander, der sei extrem giftig. Wenn man die Blätter trocknen und daraus einen Tee zubereiten würde, wäre der bestens für eine ungeliebte Schwiegermutter geeignet.

Wir schlendern nun noch zu dem Hotel Lafodia, wo das Schiff auch wieder ablegen wird. Das Hotel ist ein ziemlicher Kasten, der hier nicht so gut herpasst, aber das kennt man ja schon aus vielen anderen Regionen. Die schöne Geschichte ist, dass man für das Hotel auf öffentlichem Gelände am Meer einen Pool angelegt hatte, der aber - Ordnung muss sein - wieder entfernt werden musste. Daraufhin hat man so eine Art Gartenpool aufgestellt, wie man sie notfalls im Baumarkt erwerben kann. Nun liegen da wie auf dem Präsentierteller ein paar Badegäste herum, die sich wahrscheinlich ärgern, wenn ein Schiff anlegt und Touristenmassen direkt vor ihren Nasen oder gar entbl. Busen entlässt.

Herbsgoldbecher
Herbstgoldbecher
Feigenkaktus
Feigenkaktus
Neapolitanisches Alpenveilchen
Neapolitanisches Alpenveilchen

Man kann noch ein Stück weiter laufen - Heidi wird es bald wieder zu luftig. Aber wenig weiter ist ein ganzes Feld von wilden Alpenveilchen (Neapolitanisches Alpenveilchen, Cyclamen hederifolium) zu entdecken. Heidi hatte inzwischen auch noch eine "Orchidee" entdeckt. Aber das war nur ein "Krummstab" aus der Gruppe der Aronstabgewächse. Bis zur Abfahrt bewundern wir abschliessend die Landschaft ringsum, und die ist schon sehenswert.

Die Rückfahrt verläuft nach Plan - wieder mit Musike, es finden sich alle Passagiere ein, oder auch nicht, das wird weiter nicht überprüft. Zurück im Hafen von Dubrovnik dürfen wir noch zwei Kreuzfahrtschiffe - Träume aus Stahl und Glas - bewundern: das kleinere heisst Sky Glory oder so, das Superschiff ist dagegen die "Brilliance of the Seas". Allerdings warten am Pier lange Menschenschlangen auf die kleinen Zubringerboote, die die Ausflügler wieder an Bord bringen sollen. Dort wird es dann sicher etwas Leckeres zu essen geben.

Aber auch wir sind nach einer längeren Busfahrt noch rechtzeitig zum Abendessen zurück.

Animation

Zum Abschluss wollen wir uns noch mit einigen Annehmlichkeiten des Hotelambiente befassen. Wenn man so nach dem Frühstück so gegen 10 Uhr beim dritten Kaffee vor sich hin döst, erklingt plötzlich eine Art Discomusik und eine 6-köpfige fidele Jugendgruppe läuft auf und versucht sich klatschend und gestikulierend in synchronen Tanzgebärden zu bewähren. Anschliessend wird ein jeder befragt, ob er Lust auf ein Spielchen hätte, Pfeile werfen (Game of Darts), Shuffleboard, Tischtennis, Volleyball, Poolgymnastik oder Bälle möglichst nahe an eine kleinere Kugel heranwerfen (Boccia). Das Problem ist nur, dass ein jeder der Teilnehmern lautstark mit seinem Namen angefeuert wird. Als ob es um eine Weltmeisterschaft ginge. Bei schlechtem Wetter kan man auch Kartenspiele ordern oder aus Hölzchen einen Turm bauen und hinterher möglichst viele Hölzchen wieder heraus ziehen, ohne dass der Turm zusammen bricht. Da guckt man dann von nebenan zu, bis der Turm endlich doch zusammen bricht.


Abends bietet die Animationsgruppe noch einiges mehr. Quiz, Disco-Hitparade, Misterwahl usw. Das führt immerhin dazu, dass ich einige male sowohl von und mit meiner Gattin zu einem Tänzchen gezwungen werde, als auch mit Rusy, der hübschesten der Animateusen, obendrein kommt sie aus Bulgarien und studiert ökologie. Nur mit den Walzerdrehungen klappt das nicht so ganz, wenn man in abgetretenen Latschen (ehemals Sandalen) aufläuft.

Die Animateure sind allesamt Studenten: 4 Mädchen und zwei Knaben. Der eine geht uns erst auf den Wecker, der sieht etwa so aus wie ein gewisser Küblböck. Später stellen wir fest, dass gerade dieser mit dem Namen Alexander bzw. Alex über bemerkenswerte Tänzerqualitäten verfügt. Als wir mit ihm ins Gespräch kommen, stellt sich heraus, dass er aus Skopje stammt und Musiktheater studiert. Ausserdem verfügt er über so einen netten Charme - wir schmelzen dahin. Ab da pflegen wir ein sehr herzliches Verhältnis miteinander und vereinbaren schliesslich am Schluss, per Email in Kontakt zu bleiben. Meistens klappt das dann nicht...

Ein Abend ist besonders bemerkenswert, das ist die Wahl des Mister Epidaurus. Zu dieser Darbietung wird eigens ein professioneller Conferencier eingesetzt, der über die notwendigen Sprachkünste verfügt. Man sucht zunächst Kandidaten, einen aus den jeweiligen Herkunftsländern der Gäste. Es finden sich ein Familienvater aus dem irischen Dublin, ein Franzose, ein Deutscher und ein Russe, der heisst Konstantin. Nun geht es nicht nach Schönheit, sondern man muss diverse Aufgaben bewältigen. Z.B. den River Quai Marsch pfeifen. Aber Konstantin kann nicht pfeifen. Dann muss ein Luftballon bis zum Platzen aufgeblasen werden. Aber Konstantin kann nicht blasen (sorry). Dann muss man ein Bier, ein rohes Ei und einen Kakao auf Ex trinken. Da hat Konstantin schon keine Lust mehr und zieht sich schmollend zurück: "Njet, Njet" hört man nur, das ist zu verstehen. Wir fürchten schon um einen Eklat, ist doch auch die politische Vergangenheit sowie auch die Gegenwart in diesen Ländern etwas problematisch.

Konstantin lässt sich aber doch für eine weitere Aufgabe überreden: möglichst viele Kleidungsstücke aus dem Publikum heranzuschaffen. Verstohlen nesteln einige Damen aus Konstantins Umfeld an sich herum. Die anderen Kandiaten bemühen sich vorwiegend um Schuhe. Der Familienvater aus Dublin kann aber auch mit einer Windel seines Sohnes (15 Monate) aufwarten. Aber Konstantin: er wedelt mit diversen BHs und Slips herum. Wenn wir es richtig verstanden haben: damit mag er die moralischen Etiketten zu stark strapaziert haben, denn er bekommt anscheinend nur einen Punkt. Nun hat er überhaupt keinen Bock mehr.

Zum Schluss ist noch Armdrücken nach Art der Bajuwaren angesagt. Konstantin verliert einmal, gewinnt dann doch noch, aber am Schluss ist der Mister Epidaurus der Franzose, der sonst weiter nicht aufgefallen ist. Das liege daran, dass die meisten der anwesenden Gäste aus Frankreich seien, wird gemunkelt. Konstantin ist zwei Tage später abgereist - aber wohl nicht wegen dieser Episode.

Gegen Ende unseres Aufenthalts geht es wohl schon dem Ende der Saison entgegen. Vier Animateure, darunter unser Alex beenden ihren 6-monatigen Dienst, der, wie man hört, auch recht anstrengend sein kann. Man muss immer lustig und gut drauf sein und ständig Kontakt suchen. Was dabei zu verdienen ist, dürfen sie uns allerdings nicht erzählen. Auf jeden Fall lohnt sich die Sache für das Pflegen der Fremdsprachen, weil man schliesslich tagein tagaus Unterhaltungen führen muss. Man kann sich aber auch vorstellen, dass jede sich anbahnenden freundschaftliche Beziehungen immer nur von kurzer Dauer sind, und dann sind wieder neue (fremde) Gäste da undsoweiter undsoweiter...

Die beiden zurückgebliebenen Mädchen Rusy und Maja tun uns etwas leid. Sie müssen sich nun noch weitere vier Wochen bemühen, zu zweit das akustische und stimmungsmässige Niveau zu halten. Was uns betrifft: es war ja mal ganz interessant, die geschilderten Beobachtungen zu machen. Man muss es aber nicht unbedingt haben, man fährt schliesslich nicht in ferne Länder, um Luftballons aufzublasen oder sich sonstwie zum Horst zu machen zu lassen. Diese Ansicht gilt natürlich nur für Leute wie wir es sind: Sauertöpfe und Miesepampel. Es gibt dagegen auch Herrschaften, die blühen bei derlei Unterhaltung regelrecht auf, und denen sei es herzlich gegönnt!

Menschen im Hotel

Man hat uns mal böse kritisiert, dass wir uns gern über andere Gäste amüsieren, darüber auch noch in den Reiseschilderungen berichten und es obendrein noch im Internet kundtun. Bisher war es aber immer so anonym, dass sich noch keiner wiedergefunden oder gar beschwert hat. Um euch zu beruhigen: diesmal haben wir (fast) niemand, über den man sich lustig machen würde. Dennoch wollen wir ein paar Mitgäste erwähnen, allein schon um die eigenen Erinnerungen festzuhalten. Wenn man doch ein bisschen lästern darf: man sieht eine Menge wohlbeleibte um nicht zu sagen übergewichtige Figuren, die auch in der Garderobe nicht immer das richtige Händchen haben. Wie verhüllt man Wölbungen vorn oder hinten in der Grösse eines Kartoffelsacks? Eine Dame versteht sich wohl auf Spitzen, Rüschchen und Bändchen und bekommt von uns - verzeiht es - den Spitznamen "Spielchen", wenn sie da so im Wasser plätschert. Im übrigen scheint die Regel zu gelten: je beleibter die Gäste, desto voller die Teller.

Das Publikum ist um diese Jahreszeit stark ruhestands-geprägt. Auch wir tragen natürlich unseren Teil dazu bei. Doch da tut es gut wenn man auch mal zwei hübsche junge Damen an den Tisch bekommt. Das sind Yvonne und Manuela aus Kaiserslautern, die einen Kongress EUROTOX (über toxologische Forschungen) im Hotel Croatia in Cavtat besuchen. Zur Erholung weilen sie aber in unserem Hotel und werden in den nächsten Tagen auch zuweilen am Beach gesichtet. Man kann sich ja auch nicht ständig mit der Giftmischerei beschäftigen. An dem Büchergrabbeltisch in der Rezeption findet man eine Woche später den Tagungsband. Da könnte man nun einiges daraus zitieren. Ein Vortragsthema stellen wir mal vor: 
"A Review of Background Findings in Cynomolgus Monkeys (Macaca Fascicularis) from Three Different Origins"
(S. 89).
Wollte man darüber nicht schon immer etwas genaueres wissen?

Granatapfel
Granatapfel
Feigen
Feigen
Feigenkaktus
Feigenkaktus

über die Nationalitäten wurde schon gesprochen. Die Deutschen sind keineswegs - endlich mal - in der überzahl. Das grösste Kontingent stellen die Franzosen, gefolgt von den Engländern. Die deutschen Gäste kommen vorwiegend, wie man an der Sprache hören kann, aus den neuen Bundesländern. Wie beim letzten Urlaub auf Zypern haben wir auch wieder mit einem Ehepaar aus Leipzig angebändelt und ein paar gemeinsame Abende mit "Ein Bier - ein Rotwein" auf der Terrasse zugebracht.

Die auffälligsten Erscheinungen sind allerdings die junge Familie aus Dublin. Die Eltern sind sehr nett und führen zwei Kinder mit sich: ein Mädchen vielleicht 8 Jahre alt und einen 15 Monate alten kleinen Racker mit kahlem Kopf und O-Beinen. Der hat wohl gerade erst das Laufen gelernt und ist dadurch befähigt, überall dort aufzutauchen, wo das meiste Rämmidämmi herrscht. Und das geht meistens bis 23 Uhr. Als dreifache Grosseltern machen wir uns allmählich Sorgen, ob der ständige Aufenthalt des kleinen Kerls vor vollbeschallten Lautsprecherboxen nicht eines Tages Spätschäden nach sich ziehen könnte. Da muss doch ausser den Windeln so einiges in Schwingungen geraten. Die Eltern sind aber in dieser Beziehung völlig unbesorgt. So hat natürlich so mancher seine Freude an diesen Vorstellungen.

Einen Abend verbringen wir mit einem Ehepaar aus Franken oder so, die haben schon an etlichen Kreuzfahrten teilgenommen. So haben sie das Glück, bei ihrem Besuch in Dubrovnik ein Kreuzfahrtschiff der Costa Lines anzutreffen. Dadurch strömen dann an so einem Tag so an die 4000 Besucher in die Stadt - und das ist dann auch kein Vergnügen.

Im übrigen haben wir auch den einen oder anderen Kontakt mit englischen Herrschaften. Heidi besucht schliesslich seit einiger Zeit einen Englischkurs. Ein Ehepaar aus Southhampton empfiehlt uns den ausgezeichneten Brandy an der Bar. Das ist ein guter Tipp, wo man doch gar nicht dahinter kommt, was sich in den geheimnisvollen Flaschen hinter dem Tresen so alles verbirgt. Ein anderes Ehepaar stammt aus Kent, sie ist eher geneigt, den Aufforderungen der Animateure zu einem Tänzchen oder so zu folgen, er dagegen mehr englisch reserviert. Lustig sind allerdings drei alte Damen, die eine erinnert an Miss Marple. Die sind sehr reiselustig und waren schon in Mexiko oder Cape Town. Morgen ist der Ausflug "Montenegro Blue" angesagt.

Ein anderer Engländer macht einen weniger vornehmen Eindruck. Der läuft nur mit nacktem Oberkörper herum und muss von einem leitenden Hotelangestellten im Foyer darauf hingewiesen werden, dass sowas nicht geht. Heidi spricht ihn bei "Bier und Rotwein" auch einmal an. Er ist wohl Gleisarbeiter oder sowas. Am Tag sitzt er immer auf der Mauer und füttert die Fische - mit Brotbröckchen. Ein Angler sitzt daneben und ärgert sich, dass er trotzdem nichts fängt.

Heimreise

Wir haben diesmal das Glück, dass der Rückflug erst spät am Abend stattfindet, da hat man noch einen vollen Tag auf der Sonnenliege und das Wetter tut das seinige. So ein Nachtflug ist dann eine triste Sache, man hängt zwei Stunden auf dem Flughafen rum, bis es endlich los geht. In Hannover erwartet uns nach Mitternacht der Fahrer des Nightliner. Er muss zuerst eine zugestiegene Dame in Müden an der Aller abliefern. Hinter uns sitzen Herrschaften, die eigentlich noch in dieser Nacht nach Helmstedt gelangen wollen. "Was fahren wir denn hier durch die Heide" erklingt eine erboste Stimme von der Rückbank. Der Fahrer gibt sich unschuldig, er sei nur eingesprungen und befolge seine Anweisungen. "Morgen können sie sich telefonisch beschweren" rät er. "Darauf können sie einen lassen" - aber danach ist Ruhe. Unser Ehepaar aus Rühme ist auch wieder dabei, danach werden wir nach über zwei Stunden Fahrt endlich im Süden Braunschweigs abgeladen. Das ist aber auch nicht gerade der kürzeste Weg in Richtung Helmstedt. Nach uns die Sintflut!

Wir finden jedenfalls unser Haus noch vor und einen Tag später erlösen wir auch unseren Hund Otto aus seinem Gefängnis.


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