Donnerstag, 15.4.: Inselrundfahrt

Zeitig geht es los, wir haben uns per Telefon wecken lassen. Der Tourenleiter heißt Eddi und ist ein Holländer, der fünf Sprachen beherrscht. Heute sind ein paar Italiener dabei, für die werden die Kommentare auf Französisch angeboten. Wir haben die Plätze hinter dem Fahrer eingenommen, das sind die Plätze für Behinderte, wie wir später merken. Wir fahren zunächst durch Puerto Del Rosario. Da ist nicht viel zu sehen, Industrie- und Hafenanlagen, schließlich ein neu erbautes Einkaufszentrum. Dann geht es weiter nach Caleta De Fustes, wo weitere Gäste zusteigen. Inzwischen hat zwischen Eddi, dem Fahrer und irgendwelchen Außenstellen ein reges Telefonieren eingesetzt und es herrscht einige Aufregung.

Wir fahren nun landeinwärts in Richtung Antigua, von dort aber auf einer anderen Strecke wieder zurück an die Küste. Das wird mit dem Finger auf der Landkarte verfolgt, und Eddi gibt uns hinter vorgehaltener Hand die Erklärung: „Ich habe 6 Gäste vergessen, aber das muss nicht der ganze Bus wissen“. Diese vergessenen Gäste hat man mit einem weiteren Bus inzwischen zu den Salinas  gebracht, wo sie schließlich zusteigen können.

Die Salinas das sind rechteckige Becken zur Salzgewinnung durch Verdunsten. Man sieht hin und wieder ein paar weiße Häufchen herumliegen. Man hat auch das Skelett eines Wales aufgebaut zum Gedenken an eine Walherde, die hier vor Jahren bei einer Militärübung mit Sonargeräten gestrandet ist. Der Sinn der Salzgewinnung ergibt sich nicht direkt, denn das Trinkwasser der Insel wird ausschließlich durch Meer-Entsalzungsanlagen gewonnen. Da müsste doch genügend Salz anfallen. Das würde nach Europa als Streusalz exportiert. Im letzten Winter ist dann wohl nicht alles dort angekommen.

Man muss nun, dass darf nicht ausgelassen werden, einmal um die ausgedehnten Golfanlagen von Caleta de Fuste gekarrt werden. Stellt sich wieder die Frage der Bewässerung. Dazu würden hauptsächlich aufbereitete Abwässer verwendet. Weitere Golfanlagen seien im Entstehen. Leider sei die Landwirtschaft auf der Insel weitgehend zum Erliegen gekommen. Früher gab es zwei Grundwassersysteme. In der Tiefe lagerten salzhaltige Wasserschichten, die vom Meer eingesickert waren. Darüber lagerte das leichter Süßwasser aus Oberflächenversickerungen. Nur regnet es hier sehr selten: 10 Regentage pro Jahr, da es keine höheren Berge gibt, an denen sich die Wolken abregnen können. Hin und wieder sieht man Reste von Windrädern in der Landschaft. Mit deren Hilfe hat man das Süßwasser aus der Tiefe zu Tage gefördert und zur Bewässerung genutzt. Bis die Vorräte erschöpft waren, danach gab es nur noch Brackwasser, d.h. ein Gemisch mit Salzwasser. Das sei aber noch für die Bewässerung von Tomaten geeignet, da spart man dann das Salz auf dem Tomatenmark. Ein herber Scherz!

Auf der Küstenstraße fahren wir nun nach Süden bis zu dem Ort Costa Calma. Auf einem Parkplatz wird für einen Fotostopp Halt gemacht. Der Wind bläst uns bald wieder in den Bus. Heidi hat immer noch nicht ein Erdmännchen gesehen. Eddi meint dazu: „Das ist wie mit den Delphinen, immer wenn ich komme sind sie nicht da“. Bei der Weiterfahrt werfen wir aus der Ferne einen Blick auf den Bergzug des Naturreservats Macizo De Jandia mit dem höchsten Berg der Insel namens Jandia und 807 m Höhe.

Im nächsten Ort Pajara gibt es eine Kirche zu sehen, deren Portal mexikanische Motive aufweist. Schlangen, Panther und Vögel sind da zu sehen. Wer hätte das gedacht! Im Innern der Kirche ist es stockdunkel, so gelingt ein Foto des Altars nur schlecht.

Nun geht es – wohl nicht ohne Hintergedanken – zu einer Aloe Vera Farm. Dort erläutert ein beflissener Mitarbeiter die Heilkräfte der Aloe Vera Pflanze. Zur Demonstration wird ein Blatt dieser Pflanze kunstgerecht geschält und in Stücke zerteilt. Die darf man sich dann auf die Haut reiben. Heidi hat schon eine bestimmte Stelle in Busennähe, wo das Sonnenschutzmittel wohl nicht hingekommen ist. Diese ist tatsächlich nach kurzer Zeit verheilt. Trotzdem entschließen wir uns nicht zum Kauf der doch recht teuren und nicht lange haltbaren Essenzen. Aber einige Mitfahrer ziehen doch mit gefüllten Tüten davon.

Nach kurzer Weiterfahrt kehren wir in einem ländlichen Restaurant zum Mittagessen ein. Es gibt Kürbissuppe, gegrillte Hähnchenkeulen und eine Banane zum Nachtisch. Mehr ist darüber nicht zu berichten.

Wir fahren wieder nach Antigua und biegen auf eine kurvenreiche Gebirgsstrecke ein. Obwohl es sich nur um Passhöhen von um die 600 m handelt, ist die enge Straße doch des Grausens wert, jedenfalls für meine Sitznachbarin, die sich bei jeder Kurve schaudernd von Anblick der gähnenden Tiefe zu Seiten der Straße abwendet. So geraten wir in den Ort Betancuria, dem geschichtsträchtigsten Ort der Insel (lt. Reiseführer). Man ist an dieser Stelle gut geschützt vor Piratenangriffen, weil durch die umgebenden Berge aufsteigender Rauch von weither nicht zu sehen ist. So hat bereits im Jahre 1405 ein gewisser Normanne Jean de Bethencourt nach Eroberung der Insel für die kastilische Krone hier eine Residenz gegründet. Deswegen spricht man damit von der ersten Hauptstadt der Insel.

Uns erwartet nun eine sog. 3D-Multivisionsshow. Das klappt nicht sogleich, weil erst eine andere Busgruppe abgefertigt werden muss. Dann müssen wir auch noch in einen anderen Saal mit hölzernen Klappstühlen umziehen. Mit dem 3D wird es auch nichts, denn davon verstehe ich was, nachdem das eine meiner beruflichen Tätigkeiten war.

Bei einer 3D-Präsentation werden zwei Stereo-Bilder für das jeweilige Auge von zwei Projektoren mittels polarisierter Filter von hinten auf eine Spezial-Leinwand übereinander projiziert. Der Betrachter bekommt auch eine Brille mit polarisierten Gläsern auf die Nase und dadurch bekommt das linke sowie das rechte Auge das jeweils dafür bestimmte Bild zu sehen. Das ganze wirkt dann räumlich plastisch, sogar noch vor der Leinwand im Raum schwebend. Das nennt man „Immersiv“ = Eintauchend.

Leider geht es hier etwas einfacher zu: es werden 3 Bilder als Panorama oder Bildkomposition nebeneinander angeordnet, natürlich auch durch Musik untermalt. Und schöne Bilder kann man natürlich auf dieser Insel machen, das wird eindrucksvoll vermittelt.

Als wir uns augenreibend wieder im Freien befinden, erläutert uns eine Dame aus Gelsenkirchen ihre Qualen auf den Klappstühlen, nachdem sie einen Bandscheibenvorfall samt Operation erleiden musste. Als sie dann auch noch in ein mit Jodeltönen unterlegten Niesanfall verfällt, befinde ich mich bereits auf Fotosuche, denn sonst hätten wir beide einen Lachanfall schlecht unterdrücken können. Das war also die Multivisionsshow.

Es geht die gleiche kurvenreiche Strecke zurück. Wir tauschen die Plätze. Nun kann Heidi die Blicke im Inneren des Busses ruhen lassen, während ich am Fenster mit langem Hals die Abgründe bestaune. Auf der Passhöhe mit 645 m Höhe – die heißt Mirador Morro Velosa , der schönste Aussichtspunkt der Insel - wird für die unentwegten Fotografierer noch ein Halt gemacht, der Wind weht einen fast vom Sockel. Es stehen dort oben zwei Bronze-Skulpturen mit spärlicher Bekleidung und Waschbrettbauch, was mögen sie darstellen?
Aus dem Internet:
Die beiden Statuen stellen die ehemaligen Könige von Fuerteventura da und der Künstler Emiliano Hernandez hat sie angefertigt.

Auf der Rückfahrt machen wir noch einen Abstecher in den Ort Cortillo, der aussieht wie Corralejo vor 20 Jahren (Reiseführer). Man möchte auch hier den Tourismus in Gang bringen, noch sind aber einige neuerbaute Anlagen verwaist. An einem alten Festungsturm drehen wir um und fahren zurück nach Corralejo, wo wir an unserem Hotel wieder abgesetzt werden. Zum Abschluss haben wir noch erfahren, dass es diese große Inselrundfahrt bald nicht mehr geben wird, dann teilt man es auf in eine Süd- und eine Nordtour.


Fortsetzung Reisebericht
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