Sonntag, Ein Arztbesuch

Am Sonntagmorgen geht es Heidi schlecht, die Atemwege sind zu und sie will nicht aufstehen. Vielleicht hätte man die Klimaanlage nicht die Nacht durchlaufen lassen sollen, obwohl man diese kaum merkt. Nun ist guter Rat teuer, zumal an einem Sonntag. Im Ort Playa de Santiago soll es laut Hotelinformation auch am Wochenende einen ärztlichen Notdienst geben. Zuerst müssen wir unsere Patientin hinauf zur Rezeption schaffen, was zu Fuß heute nicht möglich ist. Man schickt einen Rollstuhl mit zwei Helfern, und dann geht es mit Karacho die Steigungen hinauf, zuletzt über eine Rampe zum Parkplatz vor dem Hotel. Bald schon kommt ein Taxi, das von der Rezeption angefordert wurde. Nach wenigen Minuten werden wir vor der medizinischen Station ausgeladen, und nach einigem Klopfen an der Tür wird uns geöffnet.

Erst mal heißt es warten, doch dann erscheint eine etwas verschlafene Dame. Das ist die Ärztin. Vielleicht hatte sie einen anstrengenden Nachtdienst hinter sich. Die Untersuchung verläuft trotz sprachlicher Probleme fachgerecht und es werden die nötigen Arzneimittel verschrieben. Zur Abgeltung der Leistung muss lediglich der Personalausweis und die Chipkarte der Krankenkasse zur Kopie überreicht werden. Die 10 EURo Praxisgebühr, die den Krankenkassen in Deutschland u.a. zu horrenden Überschüssen verholfen haben, entfallen hier.

Die Apotheke liegt gleich um die Ecke, selbst dorthin hat man schon telefoniert und der Apotheker sucht die Arzneien heraus. "Something to pay?" fragt man dann. "No, nothing!" Damit ist die Angelegenheit erledigt und wir können nur staunen, wie hilfsbereit, fachgerecht und auch noch kostenfrei die ganze Sache abgelaufen ist.

Leider steht für die Rückfahrt gerade kein Taxi bereit. In einem Supermarkt erledigen wir noch ein paar Einkäufe, um uns dann auf den Weg zum Fahrstuhl zu machen, der uns wieder hinaufbringen soll. Aber nun steht doch plötzlich ein Taxi da, und so können wir unserer Patientin den Weg ersparen.

Abschließend ist zu sagen, dass die Medikamente ihre Wirkung nicht verfehlt haben, die Nebenwirkungen bzw. Durchschlagskraft aber dennoch dazu geführt haben, sich weiterhin besser in der Nähe gewisser Örtchen aufzuhalten. Den Rest des Tages verbringen wir auf angenehme Weise unter einem Sonnenschirm am Pool. Noch herrscht dort Ruhe.

Montag, Dienstag, Bauarbeiten

Offenbar bedarf der obere Teil der Poolanlage um die Freiluftbar herum einer Sanierung. Dazu müssen die Beckenwände abgeschliffen werden, was mit einem pfeifenden Geräusch verbunden ist. Außerdem werden alle Fliesen mit Presslufthämmern aufgestemmt. Viele Gäste wetzen schon die Messer, um Beschwerden loszulassen, womöglich eine Ausfallsentschädigung, oder wie man sowas nennt, zu ergattern. Dabei kann man sich ganz gut zurückziehen, entweder zum Family Pool in der Nähe oder mit dem Fahrstuhl hinunter zum Club Laurel, wo auch wir für den Rest der Woche unsere Plätze beziehen werden. Stefanie ist fein raus, sie hat noch drei Wanderungen gebucht:
am Montag: Der Hirtenpfad,
am Dienstag: Der Regenwald,
am Donnerstag: Der Märchenwald.

Für uns geht die zweite Woche und damit der Resturlaub gemächlicher zu. Bei unserem ersten Tag im Club Laurel bekommen wir gleich Besuch von zwei recht großen schwarzen Eidechsen, die aus einer Steinmauer kommen. Die fressen sogar gern an einem Croissant herum und scheuen sich auch nicht, schon mal in der Handtasche nachzugucken, was es dort noch alles feines gibt.

Ferner gibt es in den nahen Felsen gelegentlich eine gewisse Vogelart zu beobachten. Bei unseren abendlichen Terrassensitzungen bei Vollmond hatten wir uns immer über sonderbare Geräusche gewundert, die mit Einbruch der Dunkelheit einsetzten. Besonders beeindruckend ein lautstark gekrächztes "Aua Aua". Zunächst denkt man da an Möwen, die ja auch gerne zetern, doch diese Vögel sind braun. Nun belehrt uns eine Schautafel, dass es sich um den Gelbschnabel Sturmtaucher handelt, der an der Westküste Afrikas und auf den Kanaren heimisch ist. Diese Vögel sind tagsüber auf dem Meer und kommen nachts an die Küsten, um sich um das Brutgeschäft zu kümmern. Nun weiß man, wenn man die abendliche Ruhe genießt, wo man dran ist. In diesem Zusammenhang ist auch noch zu sagen, dass wir einmal in der Anlage einen Wiedehopf gesichtet haben.

Mittwoch, Botanische Führung

Einmal in der Woche wird vom Hotel eine botanische Führung durch die Anlage Jardin Tecina angeboten. Das macht ein Herr Hans Wellner bereits seit 1990 unter dem Motto "In drei Stunden um die Welt, ohne das Hotel zu verlassen". Dazu gibt es ein bebildertes Merkblatt mit 56 Pflanzen, einer Auswahl aus den 300 tropischen Spezies des Gartens, die aus aller Welt zusammengetragen worden sind. Da ist der Laie schlichtweg überfordert, bzw. schwer beeindruckt. Es gibt hier Bäume, die wir von zu Hause nur als Topfpflanzen kennen. Dazu gibt es zur Entstehung des Gartens und zu etlichen Pflanzen und Bäumen so manche Anekdote. Unser Herr Wellner trägt alles mit Enthusiasmus vor, dabei kommt man allerdings kaum vom Fleck. Auch der Chefgärtner wird der Gästeschar vorgestellt und mit verdientem Applaus bedacht. Als uns schließlich der Kopf schwirrt, setzen wir uns stickum in Richtung Sonnenliegen ab.

Freitag: Eine Golf-Lehrstunde

Mit dem Golfsport haben wir es ja nicht so. Vor allem in südlichen Ländern ist mit der Anlage von Golfplätzen ein hoher Landschafts- und Wasserverbrauch verbunden. Einen golfenden Poolnachbarn haben wir mal gefragt, ob er alle 18 Plätze hintereinander spiele. "Das heißt 18 Loch" hat er mit Entrüstung geantwortet. Oder hat er "Löcher" gesagt? Nun wird auch noch eine sog. "Golf-Demo" angeboten. Stefanie und ich sind neugierig und hoffen, die - wie man hört - herrlich angelegte Golfanlage dadurch näher kennen zu lernen. Man wird an der Rezeption abgeholt und die 300 m zum Clubhaus gefahren. Mit uns ist noch ein Pärchen, die auch vom Golfen keine Ahnung haben. Im Clubhaus müssen wir erst mal jeder 10 EURo für das, was uns erwartet, abdrücken.

Wenig später erscheint ein braungebrannter etwas verwitterter Trainer und sucht Golfschläger aus einem dafür vorgesehenen Arsenal heraus. An uns vorbei fahren die Golfer in ihren Buggies zu den Löchern oder Lochs oder Plätzen, denen können wir nur sehnsüchtig nachblicken. Stattdessen werden wir zum Übungsplatz für den Abschlag geführt. Golfbälle liegen eimerweise bereit.

Unser Mitstreiter mit seinem T-Shirt wird nun noch darauf hingewiesen, dass er beim nächsten mal besser ein Hemd mit Kragen tragen sollte. Soviel zur Etikette.

Bevor man anfangen kann, wird zuerst erklärt, wie der Griff und die Fingerhaltung am Golfschläger vorgenommen werden muss. Das ist schon einigermaßen kompliziert. Zeigefinger der oberen Hand und kleiner Finger der unteren Hand müssen verschränkt werden - oder so ähnlich. Der richtige Griff sei wichtiger als der richtige Schwung. Die ersten Abschläge gehen dann auch mehr oder weniger in die Hose, meistens schlägt man voll in den Boden. Durch eine Kunststoffmatte kann aber keiner Rasennarbe Schaden angetan werden. Ließe man also Anfänger wie uns auf einen gepflegten Golfplatz los, würde der bald einem aufgewühlten Acker gleichen. Daher gibt es eine sog. Platzreife.

Nachdem uns schließlich der eine oder andere Abschlag unseren Fähigkeiten entsprechend gelungen ist, verspürt man allmählich krampfartige Beschwerden in den Händen mit den verschränkten Fingern und so und wir belassen unseren Karrierestart dabei. "Wir sehen uns dann bei einem internationalen Turnier wieder" verabschiedet uns der Trainer. Man hätte Talent - das hört man gern! Zurück gehen wir die 300 m zu Fuß und sind froh, als wir wieder auf unseren Sonnenliegen Platz nehmen können.

Samstag, Sonntag, Rückreise

Für Stefanie ist schon der Samstag Abreisetag. Durch ihre viele Touren ist sie nun bekannt wie ein "bunter Hund", und es finden sich etliche Gäste, die ihr Adieu sagen. Da hat doch einen Abend beim Abendessen ein Herr vom Nachbartisch uns angesprochen: "Ich muss ihnen einmal sagen, was sie für eine entzückende Tochter haben". Dagegen haben wir nichts einzuwenden. Mit vielem Winken wird nun Abschied genommen, als der Bus entschwindet.

Am Sonntag ist unser Abschied gekommen. Das Wetter hat sich geändert, es ist diesig und ungewohnt heiß. Afrikawetter heißt es - und das ist hier berüchtigt. Wir werden mit dem Taxi abgeholt. Ein mitfahrendes Ehepaar erzählt noch eine haarsträubende Geschichte. Da hätte man in San Sebastian schwarzhäutige Menschen gesehen, alle wie tot auf der Straße liegend, von Hilfskräften mit Wasser versorgt. Das seien Insassen eines Flüchtlingsbootes aus Afrika gewesen. Das sind Dinge, die man als Pauschaltourist nur selten mitbekommt, dafür sorgen auch die ansässigen Institutionen, die an keiner Beeinträchtigung ihrer Haupteinnahmequelle - dem Tourismus - interessiert sind.

Bei drückender Hitze fahren wir schließlich mit der Fähre gen Teneriffa, La Gomera verschwindet im Dunst. Als sich einige Leute aufgeregt gestikulierend an der Reling versammeln, kann man sie endlich beobachten, die Delfine. Einen sehen wir springen, und das war es auch schon. Nach langen Wartestunden am Flughafen, einem normalen Flug und ordnungsgemäßen Nightliner-Abholdienst in Hannover erreichen wir wieder unser kaltes Zuhause. Man freut sich auf den Urlaub - und man freut sich, wenn man wieder zu Hause ist!


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