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Mittwoch 10.5.

Schon der vorletzte Tag, man glaubt gar nicht, wie schnell die zweite Woche vergeht, da sind sich alle einer Meinung. Wir verleben nochmal einen herrlichen Tag an der Bucht. Bei mir wird das etwas getrübt durch einen "Ohrproppen", sowas kriegt man, wenn man zulange auf einem Ohr liegt und zusätzlich Wasser vom Baden als Quellmittel wirkt. Normalerweise geht man dann zum Ohrenarzt und läßt sich die Ohren durchpusten, wie wir das nennen.

Mit derart gestört stereophonem Gehör weiß man immer nicht, aus welcher Richtung die Geräusche kommen, und wirkt deshalb etwas desorientiert, wenn man angesprochen wird. Mir geht es so, als mich am Nachmittag eine Dame bittet, ihr einen Kaffee mitzubestellen. Nach einigen "Waas?" und "Woo?" habe ich das erst geschnallt. Dann habe ich aber die Faxen dicke, verabschiede mich vom Poolgeschehen mit der Absicht, das mit dem Ohr nun selbst in die Hand zu nehmen.

Dazu wird warmes Seifenwasser in das Ohr eingefüllt, das meiste läuft weniger nutzbringend über die Brille in die Nase. Dann muß das Ohr mit dem kleinen Finger in möglichst hohe Schwingungen versetzt werden, das wirkt etwa wie eine Waschmaschine. Und tatsächlich: mit ein paar schmatzenden Geräuschen geruhen die Gehörgänge die ihnen zugedachte Tätigkeit wieder aufzunehmen, man fühlt sich wie ein neuer Mensch.

Am Abend machen wir noch einen Spaziergang bis zum Ende der Straße hinter dem Hotel. Gleich hinter dem Ortsrand von Paguera ist man schon in der Wildnis, zweifelhafte Pfade führen in zweifelhafte Richtungen und enden meistens zweifelhaft. Inzwischen sind einige Horrorgeschichten über die Gefahren in den Bergen in Umlauf, sodaß ich mich einem strengen Verbot beugen muß, nicht allein in die Berge zu gehen. Bei dem Wetter der vergangenen Tage und den damit verbundenen Badefreuden ist das auch nicht so schwer gefallen. So aber bleiben von der anfangs aufgestellten Erlebnisliste die meisten Punkte unbearbeitet.

Entlang einiger Trockenmauern kommen wir beim Hotel Paguera raus, ziehen noch einmal eine Runde um den Pool, um uns in dem Eindruck zu bestätigen, daß es im Palmira schöner sei. In den angrenzenden Apartmenthäusern hört man auffällig häufig englische Laute, sollte die deutsche Vorherrschaft in Gefahr geraten?

Zunächst ist dem nicht so, denn eine Straße weiter befinden sich mehrere Biergärten hintereinander, da sind zahlreiche Fernsehgeräte aufgestellt. Jedes Spiel, ob erste oder zweite Bundesliga, das im Fernsehen übertragen wird, findet dort sein sachkundiges Publikum.

Wir versacken wieder auf unserem Balkon. Die weißbehangene Tussi zieht mit einem neuen Kavalier herum, der morgens immer als Rucksackwanderer auftritt.

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