Freitag, Hagar Qim Tempel, Blaue Grotte, Marsaxlokk, Ghar Dalam Höhle

Die zweite Rundfahrt wird uns in den Süden der Insel Malta führen. Nun ist mir zunächst der Name des ersten Haltepunktes entfallen. Da wir ein Bild von der Kirche haben, kann man versuchen, das auszugoogeln. Dazu muss man von der Landkarte einige eigentümliche Ortsnamen eingeben wie: Hamrun, Hal-Qormi,Luqa, Siggiewi, Zurrieq und schließlich Qrendi. Fast jeder dieser Orte besitzt eine prächtige Kirche, aber erst die von Qrendi ist die richtige. Man lernt nebenbei, dass der Ort sich nach 1618 von Zurrieq als eigenständige Kirchengemeinde abgespalten hat und danach die dafür nötigen Kirchen gebaut hat, wie diese mit dem Namen Santa Marija.

In diesem Ort laufen wir nun ein wenig herum, weil es malerische Gassen und Winkel gibt. Das Baumaterial ist durchweg der gelbe Sandstein der Insel. Dieser ist zunächst so weich, dass er in den Steinbrüchen als Block heraus gesägt werden kann. An der Luft trocknet und härtet er danach und ist dann vorzüglich zum Bauen zu verwenden. Ein schönes Bild bietet er außerdem.

Wir fahren ein kurzes Stück zu der Tempelanlage Hagar Qim. Man wird unwillkürlich an die Anlage Stonehenge (wir waren noch nicht dort) in England erinnert, denn auch hier handelt es sich um einen kreisförmigen Aufbau ais riesigen Steinblöcken. Bemerkenswert aber ist, dass dieser um 3000 v. Chr. entstandene Tempel älter als Stonehenge und die Pyramiden ist. Auch hier hat man sich am Sonnenstand zu Mittsommer und Sonnenwende orientiert. Zum Schutz der Anlage hat man inzwischen ein Dach gegen Witterungseinflüsse errichtet, was den natürlichen Eindruck ein wenig stört Eine weitere Anlage namens Mnajdra liegt ein wenig unterhalb und gehört heute nicht zum Besuchsprogramm. Draußen im Meer liegt die kleine unbewohnte Felseninsel Filfla. Sie ist heute ein Vogelschutzgebiet, diente aber bis 1980 als Übungsziel für britische Bombenabwürfe, weil sie einem Flugzeugträger ähnlich sieht. Das Problem hatten wir ja auch mit Helgoland.

Das nächste Ziel ist die Blaue Grotte, allerdings nicht die viel besungene, denn die liegt auf Capri. Hier handelt es sich um eine ganze Reihe von kleinen Höhlen, die durch Unterspülung der Küstenfelsen entstanden sind. Man kann dort nur mit Booten hin gelangen, und das nur bei gutem Wetter, wenn der Seegang es zulässt. Heute aber herrscht ein großer Andrang und es fährt ein Bus nach dem anderen vor. So geht das alles nach der Devise "Time is money" und man wird mit Höchstgeschwindigkeit durch die Angelegenheit gejagt. Nach einer halben Stunde ist alles vorbei und man kann sich die Augen reiben und wieder an Land gehen. Es wäre schöner gewesen, wenn man alles sachte gondelnd in Ruhe hätte genießen können. Aber dazu muss man in den Spreewald fahren - nur gibt es dort keine blauen Grotten.

Zum Mittagessen fahren wir nach Marsaskala, einem Hafenort an der Südostspitze der Insel. Ein Fischgericht mit Pommes - da hat man schon besser gegessen. Der Ort liegt an einer schmalen Bucht, aber es gibt keine Gelegenheit, sich genauer umzusehen. Es können lediglich ein paar Samenkapseln von einem Rizinusbaum gegenüber geborgen werden. Hinter einer Mauer ist eine Ansammlung von Müll. "Hier sieht es aus wie auf Sizilien" bemerkt ein Gast, der es zu wissen scheint.

Um einen hübschen Hafen zu sehen fahren wir nach Marsaxlokk, fast schon ganz im Süden. Der Name des Ortes bedeutet "Hafen des warmen Windes". Das kann man wohl sagen, Wind herrscht zwar nicht aber es ist brütend heiß. Hier auch wieder eine eindrucksvolle Kirche, die heißt Our Lady of Pompei. Das besondere aber sind die vielen kleinen bunt angemalten Fischerboote, die nennt man Luzzi. Am Bug haben sie ein kleines Auge aufgemalt, das soll gegen den bösen Blick aber auch gegen allerlei Unbilden auf See sein.

Den Abschluss der heutigen Besichtigungsfahrt bildet die Höhle Ghar Dalam (Höhle der Finsternis) mit angeschlossenem Museum in der Nähe von Birzebbuga, der südlichsten Stadt Maltas. Dem Reiseführer ist zu entnehmen, dass es sich dabei um die "erdgeschichtlich interessanteste Sehenswürdigkeit" handelt. Das ist darauf zurückzuführen, dass man in der Höhle goße Mengen von Tierknochen ausgegraben hat, woraus man schließen kann, dass Malta einst eine Verbindung zum europäischen Festland gehabt haben muss. Über der Höhle hatte sich vor etwa 300.000 Jahren ein Fluss befunden, in dem sich die Knochen angesammelt hatten. Als der Fluss sich zur Höhle durchgearbeitet hatte - oder umgekehrt, sind die Knochen in großer Zahl in die Höhle gespült worden. Es finden sich auch Spuren menschlicher Ansiedelung aus der Jungstein- und Bronzezeit. Heute liegt der Talboden tiefer als die Höhle. Auf der anderen Talseite kann man die ehemalige Fortsetzung der Höhle erkennen. In dem Museum sind unzählige Vitrinen mit den Knochenfunden zu sehen.

Für den heutigen Tag sind wir müde von den vielen Besichtigungen und froh, wieder im Hotel - vor allem rechtzeitig zum Abendessen - zurück zu sein.


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