Dienstag - Freitag, Hotel Cavalieri

Wenn man vier Tage hintereinander sich dem Faulenzen hingibt, fragt man sich hinterher vergeblich, was in dieser Zeit eigentlich passiert ist. Solange man sich am Pool aufhält, kann man sich dem Lesen oder dem Blick über die St. Julian's Bay hingeben, wobei man unwillkürlich in das Zählen der gelben Busse der Maltesischen Verkehrsbetriebe verfällt, die sich gleichzeitig auf der die Bucht umgebende Uferstraße in beide Richtungen bewegen. Das sind zuweilen bis zu zehn an der Zahl. Dennoch haben wir leider nie eine dieser stark frequentierten Verkehrsmöglichkeiten ausprobiert.

Neben dem Faulenzen hat Heidi es mit der Fürsorge um die Katzen zu tun, die ein eigenes Katzendorf bevölkern, sich auf Autos oder auch einem Motorradsitz räkeln. Vom Supermarkt wird auch immer Katzenfutter mitgebracht, das die Katzen nicht verschmähen, obwohl etliche nur halb geleerte Futternäpfe herumstehen. Einmal treffen wir auch eine Dame mit einem kleinen weißen Hund. Heidi kann es nicht lassen und fragt, ob der Hund ein Malteser sei. Nein, das sei ein Chihuahua - oder so - aber sie selber sei aber eine Malteserin. Da gibt es was zu lachen.

An einem Tag finden wir ein Schriftstück in unserem Zimmer vor. Da steht zu lesen:

Dear Guests,
the Cavalieri Hotel has been offered a number of weekend breaks at a five star hotel on our sister island of Gozo. In turn we are offering this unique opportunity to our guests who may wish to further enhance their visit to our islands at absolutely NO ADDITIONAL COST.
...
3 nights accomodation Bed and breakfast at the Five Star Ta'Cenc
or
1 Night accommodation Bed and Breakfast at the Five Star Kempinski Hotel.

Zunächst vermuten wir, dass es sich hierbei um eine mögliche Kompensation für die anfängliche Umquartierung handelt, aber das Schreiben liegt für alle Gäste auch an der Rezeption aus. Auf diese Weise würde man ja doch noch die Insel Gozo kostenfrei kennen lernen, noch dazu das 5-Sterne Hotel Kempinski, das ja auch seinen Namen hat, allerdings mehr in Berlin. Das drei-Tage-Angebot ist uns dagegen zu riskant. Wir melden uns sogleich an, erfahren aber auch, dass wir das Zimmer räumen müssen und anschließend ein anderes Zimmer bekommen. Bei dieser Gelegenheit wird unsere Bierrechnung der ersten drei Tage im Cavalieri vom Reservationmanager als Kompensation gecancelt.

Nun muss noch ein neuer Rucksack her - der alte ist kaputt - sowie eine geräumige Tragetasche, denn die Koffer müssen wir ja nicht mitnehmen. Am Freitag dämmert es uns auch, was hinter dem Angebot steckt. Da überfällt eine Hundertschaft von fidelen Schweden das Hotel, die halten eine Tagung ab in Sachen Bank & Försäkring. Nach einigem Nachdenken fällt einem ein, das heißt wohl Bank- und Versicherungswesen. Womöglich versucht das Hotel, aus diesem Grund Zimmer frei zu bekommen, wobei die eine Nacht unserer Abwesenheit ja nicht viel bringt.


Samstag - Sonntag, Gozo und Kempinski

Mit uns fährt ein Pärchen aus Russland und ein Schweizer Ehepaar. Mit letzteren können wir auch kommunizieren, nur wenn sie miteinander reden, versteht man kein Wort. Mit einiger Verspätung werden wir von einem Kleinbus abgeholt. Wir fahren durch eine karge Küstenlandschaft vorbei an den größeren Orten Bugibba und Mellieba bis in den äußersten Norden. Die Fährstation ist im Hafen von Cirkewwa. Durch die beherzte Fahrweise unseres Chauffeurs kommen wir gerade noch rechtzeitig an. Durch den starken wind ist die See heute recht rau und das Fährschiff schlingert mitunter ganz ordentlich. Man passiert die kleine Insel Comino, die zwischen Malta und Gozo liegt. Dort gibt es eine wild zerklüftete Küste aber wohl kaum eine höhere Vegetation. In dem Ort Mgarr betreten wir den Boden der Insel Gozo. Ein Fahrer vom Kempinski Hotel erwartet uns schon.

Das Kempinski liegt in San Lawrenz ganz im Westen, dadurch bekommen wir die Gelegenheit, die Insel Gozo der Länge nach abzufahren. Hier geht es weit ruhiger zu als auf der Insel Malta. Die Hauptstadt heißt Victoria, natürlich kann man während der Fahrt nicht soviel davon mitbekommen. Schließlich werden wir am Kempinski abgeladen. Das ist eine großzügige Anlage, schon der Eingangsbereich mit der Rezeption ist sehr eindrucksvoll. Eine freundliche Mitarbeiterin geleitet uns zu unserem Zimmer, was einige Zeit in Anspruch nimmt, bis man schließlich die langen Gänge hinter sich hat. Das Zimmer sieht so aus, wie man es sich bei einem 5 Sterne Hotel vorstellt, geräumig und geschmackvoll eingerichtet. Über die Annehmlichkeiten des Badezimmers wird später noch zu berichten sein. Vom luftigen Balkon aus hat man eine schöne Aussicht auf den Ort San Lawrenz.

Wenn man nun mehr von der Insel kennen lernen will, kann man sich einem der Aussichtsbusse anvertrauen, die die ganze Insel abfahren, was aber an die drei Stunden dauert. Man kann auch in 30 Minuten zu Fuß an die Küste laufen. Dort gibt es den Felsbogen Azure Window, einen kleinen Inland See Dwejra Lake, die Dwejra Bay und den Fungus Rock. Aber wenn wir schon im Kempinski sind, wollen wir das auch genießen und verzichten nach Auskundschaften eines Lokals für den Abend auf weitere Aktivitäten. Den Rest des Nachmittags lassen wir es uns in der Pool-Lanschaft des Kempinski gut gehen. Man liegt hier vornehm auf Teakholzliegen und bekommt hin und wieder einen Happen gereicht.

Am Abend begeben wir uns in das Lokal Jeffrey's Restaurant, wo man in einem Hinterhof wie in einem Biergarten sitzen kann. Das Abendbuffet im Kempinski hätte 35 € p.P. gekostet, hier kommen wir mit einem leckeren Steak günstiger weg und genießen die urige Umgebung.

Nun kommt die Geschichte mit dem Badezimmer. Wir hatten uns zunächst auf dem Balkon niedergelassen, doch da es am Abend frisch wird, fühlt man sich nach einer Weile ein wenig frostig. Dann muss man mal in die Badewanne, beschließe ich, um sich aufzuwärmen. Die Badewanne verfügt über etliche Armaturen, Hebel, Knöpfe, Düsen und Schalter. Nun heißt es Wasser marsch. Als ich schon wohlig im warmen Wasser liege, betätige ich versuchsweise einen der Schalter. Das hätte ich lieber lassen sollen. Plötzlich sitze ich unter Wasserkaskaden, die aus den seitlichen Düsen der Wanne nach oben schießen. Nicht nur ich bekomme meinen Teil ab, auch der Rest des Badezimmers gerät unter Wasser. Heidi stürzt herbei, sie hat das vernehmliche Rauschen und Plätschern gehört, was ist denn da passiert? Und da sitze ich wie eine Kuh im Regen und weiß nicht, was ich machen soll. Über meinen verdutzten Gesichtsausdruck in dieser Situation kann Heidi sich noch heute vor Lachen nur ausschütten. Schließlich komme ich auf die Idee, den gleichen Knopf noch einmal zu betätigen, und damit hört dieses Wasserbombardement auch sofort auf. Doch nun müssen sämtliche Hand- und Badetücher herhalten, um den Schaden an Tür, Wänden und Fußboden wieder zu beheben.

Nachdem ich wieder klar denken kann, stellt sich heraus, dass die Wanne so voll laufen muss, dass die Düsen sich unter Wasser befinden, dann erst erzielt man den gewünschten Sprudeleffekt. Trotz allem kann der Badevorgang ohne weitere Zwischenfälle erfolgreich zu Ende geführt werden, bevor man sich wohlig in die bereitliegenden Bademäntel hüllt. Da fühlt man sich gleich ganz anders! Im übrigen ist das Wellness Programm ein Schwerpunkt des Kempinski Angebotes, wir haben nun auf unsere Weise davon Gebrauch gemacht.

Am nächsten Morgen genießen wir noch das Frühstücksbuffet auf einer Terrass mit Blick über die Poollandschaft. Das Buffet stellt natürlich alles in den Schatten, was man bisher so gesehen hat. Aber Spiegelei ist Spiegelei, Speck ist Speck und Lachs ist Lachs. Obst ist Obst und dann ist man satt. Bald darauf werden wir wieder abgeholt und zur Fähre gebracht. Diesmal müssen wir ein Ticket lösen, das uns aber später im Cavalieri wieder erstattet wird. So ist diese kurze Reise tatsächlich mit "no additional cost" abgelaufen.

Im Cavalieri bekommen wir unser neues Zimmer, diesmal einen Stock höher.

Montag - Mittwoch, Letzte Tage und Rückreise

Am Montag sind die letzten Reste der schwedischen Försäkring-Spezialisten immer noch da und veranstalten ihr munteres Treiben am Pool. Auch der Wein scheint ihnen gut zu schmecken, was der Munterkeit keinen Abbruch tut. Einer hantiert verstohlen mit einer Art Kanister, wo der Nachschub schier unerschöpflich ist. Im Lauf des Nachmittags löst sich die Gruppe nach und nach auf, dann geht es wohl nach Hause. Kaum sind sie weg, rüstet man sich im Hotel schon wieder für eine neue Tagung, diesmal veranstaltet von einer Mediterranean Academy of Diplomatic Studies. Aus einer ausliegenden Teilnehmerliste ist zu ersehen, dass die Gäste diesmal aus aller Welt anreisen. Es mögen auch wieder an die hundert sein.

Die letzten Tage bringen uns nicht mehr das beste Wetter. Wir erleben heftige Regenfälle, einmal während unserer Shoppingrunde. Man kann sich gerade noch in den nächstbesten Laden retten, danach fließen knöcheltiefe Sturzbäche die abschüssigen Straßen hinunter. Da kommt man dann nur schwer auf die andere Seite, wenn man sich nicht die Schuhe voll laufen lassen will.

Bei verhangenem Himmel kommen wir auch mal dazu, uns zu Fuß auf den Weg entlang der Uferpromenade rund um die Bucht zu machen. Dabei sieht man alles einmal aus einer anderen Perspektive und kann auch noch ein paar Fotos machen.

Damit sind unsere Tage gezählt. Zum Abflug müssen wir uns mitten in der Nacht wecken lassen, danach geht alles seinen Gang bzw. Flug. In Leipzig werden wir vom Zubringerdienst des Hotels zum weißen Ross abgeholt und finden unser Auto wohlbehalten wieder. Auch die Heimfahrt verläuft gut und gegen Mittag sind wir wieder zu Hause.


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