Abendgesellschaft

Schon am ersten Abend auf der Hotelterrasse bekommen wir nette Gesellschaft. Da setzen sich drei Personen an unseren Tisch, zwei aus Harsewinkel, wo die Mähdrescher herkommen, das sind Petra und Rainer, die sind gerade angekommen. Der dritte ist Ingolf aus Pirna, und der hat gerade Geburtstag. Leider leidet seine Frau Heike noch an den Folgen einer Marokko-Rundfahrt, doch die nächsten Tage wird sie auch mit von der Partie sein. Man merkt gleich, dass zwischen uns die Wellenlänge stimmt, so werden wir die nächsten Abende stets gemeinsam verbringen. Nach einer Woche gesellen sich noch Michaela und Stefan aus dem Raum Frankfurt hinzu. Wir haben auch bald Freundschaft mit der Bedienung geschlossen, besonders mit Saadia und Reda. Saadia ist die marokkanische Antwort auf Julia Roberts und spricht, wie sie sagt, sieben Sprachen! Und Reda begrüßt Heidi stets mit Küsschen.

An einem Tag hat Heidi Geburtstag. Da haben Annika und Pauline schon am Frühstückstisch einige Überraschungen vorbereitet. Es brennt eine Kerze, sie haben einen Tomatensaft besorgt und es warten einige Geschenke. Z.B. ein Buch "Oma erzähl mal", da muss man einiges aus seiner Vergangenheit eintragen, und das ist ja eine gute Sache. Auf dem Zimmer finden wir einen Teller mit Gebäck vor. Als wir abends zusammensitzen, bricht aber sozusagen plötzlich die Hölle los, und die gesamte Bedienungsmannschaft bringt ein Ständchen mit der meistgesungenen Weise der Welt: "Happy Birthday to you...".





Marrakesch

Schließlich sind unsere Tage gezählt. Annika und Pauline sowie Heike und Ingolf haben wir schon verabschiedet. Wir haben inzwischen die Tour nach Marrakesch einen Tag vor dem Abflug gebucht. So sparen wir uns den langweiligen Transfer. Michaela und Stefan begleiten uns, sie werden dann noch am Abend nach Barcelona fliegen, dort in der Nacht vier Stunden Aufenthalt haben, um dann nach Frankfurt heim zu fliegen.






Fahrt nach Marrakesch



Der Bus holt uns im Morgengrauen ab. Wir ergattern im Bus den Panoramaplatz gleich hinter dem Fahrer. Unser Reiseführer ist in ein zünftiges Gewand gekleidet, einem nachthemdähnlichen gestreiftem Kittel und Spitzschuhen. Mit 42 Mitfahrern wird er einen schweren Tag haben. Gleich hinter Agadir kommt dieser Ziegenbaum ins Blickfeld, den man gern fotografiert hätte. So muss stattdessen eine später erworbene Ansichtskarte herhalten.




Nachdem die Sonne aufgegangen ist, passieren wir das Atlasgebirge bei schönster Beleuchtung. Vor Marrakesch muss dann noch die obligatorische Pipipause an einem Rasthof eingelegt werden, und bald danach erreichen wir den quirligen Verkehr in den Straßen von Marrakesch. Am Rande der Stadt passieren wir zunächst die gut bewachten Viertel einiger wohlhabender Bürger. Gleich dahinter sind aber auch ärmlichere Quartiere zu sehen, wo manche Behausung mit behelfsmäßigen Mitteln zusammengeschustert ist. Nun regnet es hier ja nicht so oft.





Jardin Majorelle

Schwiegermuttersitz


Das erste Ziel für eine Besichtigung ist der Jardin Majorelle. Das ist ein botanischer Garten, 1923 von dem Maler Jacques Majorelle angelegt. 1980 wurde der Garten von dem französischen Modeschöpfer Yves Saint Laurent und seinem Lebenspartner gekauft und diente der Inspiration für seine Modeeinfälle. Man betritt die Anlage durch einen Bambushain, vorbei an riesigen Bäumen bestaunt man schließlich mächtige Kakteenanpflanzungen. Auf einem der "Schwiegermuttersessel" hätten auch noch der Schwiegervater und die Enkel Platz gefunden.





Durch den brausenden Verkehr zusammengesetzt aus den verschiedensten Verkehrsmitteln, Pferdekutschen, Eselsgespanne, pedalbetriebene Fahrzeuge, geht es weiter quer durch die Stadt zu dem Bahia Palast. Dabei handelt es sich um einen orientalischen Prachtbau mit - so steht es im Reiseführer - maurisch ornamentierten Repräsentations-Räumen. Auch Harems-Räume sind vorhanden, leider heute nicht mehr genutzt. Aber dann hätte man sicher auch keinen Zugang zu dieser Sehenswürdigkeit. Hier wurden auch etliche Filmszenen gedreht, am bekanntesten wohl der Film "Lawrence von Arabien". Arabien ist allerdings ein Stück weit weg von hier.


Bahia Palast


Nebenan ist ein Restaurant, da werden wir nun zum Essen gebeten. Das Innere des Restaurants ist gleichfalls prächtig ausgestattet. Man macht es sich in einer Polsterecke gemütlich und wartet, bis die Suppe kommt. Die ist dann sehr lecker. Das nachfolgende Gericht ist so was wie Couscous mit Hartweizengrieß und Hähnchenfleisch darin. In der Halle des Restaurants entlockt ein afrikanisch gekleideter dunkelhäutiger Zeitgenosse seinen Musikinstrumenten orientalische Töne. Danach geht er mit seiner Mütze von Tisch zu Tisch und sammelt Trinkgeld ein. Auch draußen vor der Tür steht eine prächtig gewandete Gestalt, da kann man sich dann fotografieren lassen.



Restaurantbesuch

Nach dem Restaurantbesuch geht es in die Medina, so nennt man hier die historische Innenstadt. Das ist ein Gewirr von kleinen Gässchen, leicht könnte man sich hier verlaufen. Aber wir marschieren ja im Gänsemarsch immer hinter unserem Führer her. Schließlich gelangen wir in den Souk, auch dort wäre es schwierig, sich zu orientieren. Deshalb ist man gut beraten, wenn man nicht irgendwo zu lange verweilt und dann womöglich die Gruppe verliert. So kann das Auge nicht lange auf dem Sammelsurium an Waren verweilen, wie sie an den zahllosen Ständen angeboten werden. Da kann man auch nicht dem Kaufrausch verfallen, aber das soll sich gleich ändern.












Wir werden in eine klimatisierte Manufaktur geführt, wo man sich aufatmend auf den Sitzbänken niederlässt. In den Regalen ring umher in dem Raum stapeln sich die Gläser mit allerlei Kräutern, Gewürzen und Essenzen. Ein smarter Herr hält nun einen ausführlichen Vortrag über - man kann es erraten - das Argan-Öl, seine Erzeugnisse und deren Krankheiten vertreibenden Eigenschaften. Am Schluss fragt man sich, wie krank man womöglich selber sei, wenn man keines von diesen Wundermitteln anwendet. Ein paar Mutige lassen sich auch für ein geringes Entgeld eine Probemassage mit dem entsprechenden öl verpassen, Heidi gehört auch dazu. Das hat zur Folge, dass wir bei Verlassen des Etablissements energisch aufgefordert werden, dieses Massageöl auch zu erwerben. Nur mit Mühe kann man sich aus dieser Situation befreien.


Jemaa el Fna

Le Grande Balcon du Cafe Glacier

Platz der Gaukler

Damit ist der Besuch des Souks beendet und wir betreten den berühmten Platz Jemaa el Fna, oder auch den "Platz der Geköpften", weil man früher dort die Köpfe der Hingerichteten ausgestellt hat. So gruselig geht es heute nicht mehr zu. Es herrscht dort ein mächtiges Gewimmel an herum eilenden Menschen, Pferdekutschen und allerlei anderen Lastgefährten. Wir werden nun eine Stunde Zeit bekommen, etwas auf eigene Faust zu unternehmen. Da es einem aber sozusagen vor den Augen flimmert, auch von der Hitze, ziehen wir uns in ein Restaurant zurück. Da steht geschrieben "Le Grande Balcon du Cafe Glacier". So landen wir oben auf dem Balkon, von wo man einen famosen Blick auf den Platz hat.


Jemaa el Fna
Man beginnt bereits, die Stände für die Abenddarbietungen aufzubauen. Man nennt den Platz auch den "Platz der Gaukler", weil da allabendlich ein großes Rämmidämmi veranstaltet wird, mit kulinarischen Angeboten und akrobatischen Vorführungen usw. Bekannt sind ja die Schlangenbeschwörer, von denen einige gut von unserem Balkon zu sehen sind. Da kann man sie auch unauffällig fotografieren, aus der Nähe ist das weniger gut möglich, da man für ein Foto kräftig löhnen muss. Aber man sieht auch Bettler und Mütter mit einem Kleinkind im Umschlagtuch auf dem Rücken, die Gebäck und andere Erzeugnisse aus eigener Produktion verkaufen.






Nachdem sich unsere Gruppe wieder gesammelt hat, werden wir zu einem weiteren Restaurant geleitet. In einer engen Gasse jagen einen immer wieder Motorroller an die Seite, ein Wunder, dass da nicht mehr passiert. Endlich erreichen wir das Lokal, es heißt Dar Essalam.




Restaurant Dar Essalam

Beim Eintreten werden wir unversehens von einem geschäftstüchtigen Fotografen abgelichtet, so hat man eine nette Erinnerung an dieses Ereignis. Schon bald gibt es wieder was zu essen, diesmal pikante Fleischklöße mit Hirse oder so. Ein Ehepaar an unserem Tisch verschmäht alles Angebotene, vielleicht leiden sie ja schon an des Sultans Rache - oder wie immer man das hier nennt. Zum Nachtisch gibt es eine Darbietung von zwei Bauchtänzerinnen. Die erste ist zwar schon reiferen Alters, macht das aber sehr grazil mit einem Teller und brennenden Kerzen auf dem Kopf - als Handicap. Nun kommt es noch besser, man hat schon den Schlager von Bill Ramsey mit der Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe (1961) im Ohr, aber es handelt sich wohl nicht um Elfriede aus Wuppertal. Von einigen - wohl erfahreneren - Gästen werden der jungen Dame sogar Scheine in ihr Leibgebinde zugesteckt.




Damit ist dieses Vergnügen auch vorbei und unsere ganze Gruppe wandert zurück in Richtung Bus. Wir queren noch einmal den Jemaa el Fna, der nun in der Dunkelheit von tausenden Besuchern bevölkert ist. Natürlich kann man sich wieder keiner der dargebotenen Attraktionen widmen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Wundersamerweise erreichen alle vollzählig den Bus. Nachdem der schon losgefahren ist, stellen zwei junge Franzosen fest, dass sie sich in dem falschen Bus befinden und werden rausgelassen. Schließlich werden auch wir mitsamt unseren Koffern am Hotel Golden Tulip, Avenue du President Kennedy, ausgeladen. Ebenfalls Michaela und Stefan, die von hier noch heute Abend zum Flughafen transferiert werden sollen.

Heimreise

Damit beginnt die erste Etappe unserer Heimreise, und an der Rezeption hat man keine Ahnung von der Anmeldung durch unseren Reisebetreuer von FTI. Dabei haben wir schon dafür bezahlt, ein Anruf bei FTI klärt dann zum Glück die Angelegenheit. Nun bangen auch Michaela und Stefan, ob das mit ihrer Abholung klappt. Inzwischen wollen wir unser Zimmer beziehen. Das klappt auch erst im zweiten Anlauf, weil das erste Zimmer noch nicht fertig oder gar noch bewohnt ist. Dann treffen wir vier uns noch einmal, und am Ende werden unsere beiden Mitstreiter doch ordnungsgemäß abgeholt. Wir erholen uns noch mit ein paar Bier auf der Hotelterrasse und haben dann nach diesem langen und eindrucksreichen Tag die nötige Bettschwere.





Am  nächsten Vormittag haben wir noch Zeit und verbringen die verbliebenen Stunden sinnvoller Weise am Hotelpool auf den Liegen. Dann werden wir am frühen Nachmittag ordnungsgemäß abgeholt, 10 Minuten später ist man schon am Flughafen. Ab da geht alles seinen geregelten Gang, und in der Nacht gegen 23 Uhr landen wir wieder in Berlin- Schönefeld. Hier haben wir bereits eine übernachtung im nahegelegenen Hotel Albergo gebucht, man holt uns auch trotz später Stunde vom Flughafen ab. Nach Beziehen des Zimmers können wir sogar noch ein paar Bierchen in der Bar genießen. Am nächsten Tag lassen wir uns mit dem Taxi - so viel ist uns das nun auch noch wert - zum Berliner Hauptbahnhof bringen, und fahren dann mit dem ICE zurück nach Braunschweig. Am Bahnhof erwarten uns Annika und Pauline, zurück zu Hause haben sie einen nachträglichen Geburtstagsempfang organisiert. Und unseren Hund Otto können wir auch noch von seiner Pension abholen. Wieder einmal hat er sich dort genauso gut erholt wie wir, da muss es wohl irgendwo einen Jungbrunnen geben. Und wenn mal einer fragt, wo das sein könnte, dann lautet die Antwort: "An der ASSE!"

Und wem das nichts sagt, der sollte es unbedingt ergoogeln - und das Wort KONRAD gleich mit. Aber das steht alles auf einem anderen Blatt...



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