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Freitag, 28.7. Walmsburg - Lauenburg 40 km

Die Nacht verläuft nicht ganz so angenehm mit vier Mann in dem kleinen Zelt. Die Unterlage aus Isomatten ist doch für Leute in fortgeschrittenem Alter nicht ganz so komfortabel. Als aber am Morgen noch alle morschen Knochen an ihrem Platz sind und das Frühstück ebenerdig verzehrt ist, können wir aufbrechen. Allerdings macht das Verstauen von Zelt, Schlafsäcken und Isomatten an diesem Morgen mehr Arbeit als nach einer im Quartier verbrachten Nacht.

So geht es nach Bleckede, wo wir erst einmal einen anständigen Kaffe und ein paar Stück Kuchen vor einer Bäckerei verdrücken. Wieder muss eine Post aufgesucht werden, günstig, dass die gerade neben dem Schloss liegt, da kann das auch gleich mitbesichtigt werden.

Abgehakt, und weiter geht es auf einem wunderschönen Weg am Deich entlang. Wer neugierig ist muss allerdings von Zeit zu Zeit eine schräge Rampe hinauf, um zu sehen, was hinter dem Deich so los ist. Das ist oft ganz interessant: Fischteiche mit allerlei Pflanzen und Getier, auch Graureiher. Hin und wieder bevölkern Schafe oder Kühe den Deich.

Einmal aber erscheint mir ein Tier in etwa 50 m Entfernung doch etwas ungewöhnlich. Es ist ziemlich gross, auf den ersten Blick denke ich an eine Hirschkuh, womöglich züchtet hier jemand auch Elche? Zum Fotografieren komme ich nicht, dann aber schlage ich eine Rast vor, dann kann ich ja nochmal zurückgehen. Wir lassen uns an einem kleinen Schuppen auf dem Deich nieder und geniessen die Aussicht.

Besagtes Tier hat sich freundlicherweise weiter in unsere Richtung bewegt, ich gehe ihm also mit den Kindern entgegen und mache ein Foto. Es handelt sich um ein Lama, einer Spezies, die man auf dem Elbdeich wohl eher selten antrifft. Auf dem Weg zurück zu unseren Rädern müssen wir das Tempo etwas erhöhen, weil das Lama seinerseits den Abstand zu uns unaufgefordert verringert. Gleichzeitig kommen wir bei den Fahrrädern an, wo Heidi, die schon vor halbstarken Rindern eine panische Angst zu entwickeln pflegt, ahnungslos mit dem Rücken zum Geschehen einen Joghurt löffelt (Erdbeer).

Das böse Lama ''Elfi''
Ein paar angelnde Kinder rufen uns noch zu, das sei "Elfi" und wir sollten sie nicht reizen. Das tun wir auch beileibe nicht, eher das umgekehrte ist der Fall. Elfi inspiziert die Lebensmitteltaschen, schmeisst ein Rad um, beisst mir in die Landkarte, die ich ihr noch entwinden kann und spielt anschliessend mit Heidi und den Kindern ein wohl nur einseitig lustiges Ringelspiel immer um den Deichschuppen herum. Das ganze unter lautstarken Kreisch- und Juchzlauten der beteiligten Personen und missmutigem Zähneblecken und Spuckversuchen von Elfi.

Uns vergeht die Zeit wie im Fluge, schliesslich aber findet sich Elfi ein paar Meter weiter, sodass wir an einen geordneten Rückzug denken können. Geordnet heisst in diesem Fall, den Jogurtbecher und andere Abfallprodukte wie üblich beseitigen, die Taschen schliessen, die Räder richten und sich aus Sicherheitsgründen auf den Weg machen, den wir gekommen sind. Das geht erstaunlich schnell, bald sind wir um die nächste Ecke verschwunden und brauchen erstmal eine Zeit, um das zu verdauen. Nach Umfahren der Gefahrenstelle gelangen wir wenig später wieder an den Deich, wo wir nun die vorher unterbrochene Rast nachholen und erstmal das grosse Lachen kriegen. Ein paar Tage später lesen wir in der Bildzeitung, dass sich in Frankreich der unerhörte Vorfall ereignet hat, dass ein Lama sich unter grasende Kühe gemischt hat. Leider war bei uns kein Reporter in der Nähe.

Die restliche Strecke bis Lauenburg ist landschaftlich sehr schön. Dann kommt die grosse Brücke in Sicht, die wir überqueren um in Lauenburg ein Quartier zu suchen. Dazu begeben wir uns zum Verkehrsverein, der hier auch in der Burg untergebracht ist. Gerade kann man uns noch eine Privatunterkunft vermitteln, nur müssen wir den ganzen Weg über die Brücke wieder zurück. Dann aber treffen wir es wieder ganz toll, werden mit Kaffee bewirtet und können gemütlich im Garten sitzen. Zum Essen gehen wir in ein Restaurant am Elbufer mit schönem Blick auf Lauenburg. Auch der alte Raddampfer "Kaiser Wilhelm" liegt vor Anker.

Lauenburg
Das Essen aber ist so gut, wie man es nur ganz selten antrifft (Matjes mit Speckkartoffeln). Wenn ich mich richtig erinnere, verläuft der abschliessende Gang durch den Ort recht geprägt von Stoffwechselprozessen. Wir wollen Tante Käti im Seniorenheim in Ratzeburg überfallen und melden uns telefonisch an. Ausserdem versuche ich noch, ein Quartier zu bestellen, aber das ist völlig aussichtslos. Abends klönen wir noch eine Weile mit unseren Wirtsleuten und dem Vorsitzenden einer weiteren radfahrenden Familie.

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