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Radtour Münsterland und Niederrhein

10. - 16.9.99, 400 km

Planung

Die Vorgaben zur Auswahl dieser Tour lauten: keine Berge und noch mal keine Berge, dann erst gilt es eine Landschaft zu finden, die wir noch nicht kennen, die durch gekennzeichnete Radrouten erschlossen ist und außerdem nicht allzu weit entfernt ist. Eine dieser Landschaften war nach diversen Berichten in den Radzeitschriften nicht schwer zu finden: der Niederrhein. Um dort eine ganze Woche herum zu fahren, erscheint das Gebiet aber nicht ausgedehnt genug, es sei denn man fährt im Kreis oder nach Holland.

Irgendwann hat mir mal meine liebe Frau den BVA-Radführer: "100 Schlösser Route" im Münsterland geschenkt. Soll man dieses Heft in der Schublade verkommen lassen? Mir ist zwar das Münsterland nicht ganz unbekannt, da man die 100 Schlösserroute aber mit stolzen 1250 km Länge als "Königin der Radtouren" einordnet, übt das schon seinen Reiz aus. Natürlich mäandert die Route sich so durch die Gegend, um überhaupt voran zu kommen, muß man diverse Verbindungswege heraussuchen - das ist nach den vorliegenden Routenplänen schnell geschehen. Und vielleicht kann man über diese Schlösserroute zum Niederrhein radeln?

Also versuchen wir das mal. Als Rahmenhandlung greife ich mal wieder auf unseren Hund Ajax zurück. Der ist mittlerweile ca. 10 Jahre alt, was ihn nicht daran hindert, auf seine alten Tage über alle Zäune zu setzen und uns auszubüxen, wann immer sich eine Gelegenheit ergibt. Längst ist der Hund im Dorf entschieden mehr präsent als wir selbst. Wir sind einigermaßen sauer auf ihn, und zur Strafe beschließen wir, ihn für die Woche im Tierheim unterzubringen, vielleicht bringt ihn das zur Raison. Das besorgen wir am Nachmittag des 9.9.99 es ist ein Donnerstag, und man kann nicht mal ordentlich Radio hören - wann kann man das schon (die neue Vielfalt im besten Mix und dgl.)- weil alle Welt wegen des spektakulären Datums von der Heiratswut befallen zu sein scheint. Ob heute auch überdurchschnittlich mehr neue Erdenbürger das Licht der Welt erblicken - falls da jemand vorgedacht hat -, wird allerdings nirgends berichtet.

Radio hören müssen wir allerdings, weil wir uns auf die Autobahn begeben, wo wir einen angeblichen Stau zwischen Peine und Hämelerwald auf einer Umleitung Nummer sowieso umfahren. Als wir wenig später wieder die gleichen Schwerlaster und Busse überholen, schließen wir daraus, daß man uns geleimt hat. Kurz und gut, wir fahren nach Espelkamp, und wer das nicht kennt, es liegt im Kreis Minden-Lübbecke, 50 km östlich von Osnabrück. Ich bin dort aufgewachsen und zur Schule gegangen, die Gegend kenne ich wie meine Westentasche. Nur hat sich in den 30 Jahren seitdem dort so viel verändert, daß man das heute nicht mehr behaupten kann. Wir haben uns bei unseren Freunden Anne und Roland angemeldet, wo wir das Auto stehen lassen werden und nach langer Zeit mal wieder einen Abend gemeinsam verbringen.

Freitag: Espelkamp - Bad Iburg
7.45 - 16.15, 77 km trp, 49.2 kmh max, 12.6 kmh avg
 
  Für Anne und Roland ist Arbeitstag, also stehen wir auch früh auf und starten unsere Tour alsbald in einen grauen Morgen. Es ist dunstig und nieselt ein wenig. Schon im ersten Waldstück hinter der Ernst-Moritz-Arndt-Schule die erste erwähnenswerte Beobachtung: ein überfahrener Nerz. Das hat seine Bewandtnis darin, daß "Tierfreunde" vor einiger Zeit die Käfige einer nahegelegenen Nerzfarm geöffnet haben und etliche 1000 Tiere sich in der Landschaft verteilt haben. Ob es ihnen da besser geht, sei dahingestellt, zumindest ist die Todesart eine andere, wie man sieht.

Wir fahren am Auesee entlang und finden trotz des Morgendunstes bald den Desteler Weg, der die richtige Richtung verheißt. Durch dieses Gebiet führt die Mühlenroute, außerdem gibt es hin und wieder ein noch erhaltenes westfälisches Bauernhaus mit dem charakteristischen schwarz weißen Fachwerkgiebel zu bewundern. Wir durchfahren das Dorf Levern, das auf einem Hügel gelegen ist und schon in den 60er Jahren einen Preis in "Unser Dorf soll schöner werden" errungen hat. Leider präsentiert es sich heute wetterbedingt etwas farblos.

Wir fahren auf der Landstraße nach Bohmte, wo wir bei einer ersten Rast feststellen, daß der leichte Nieselregen auch nicht zu unterschätzen ist. Ich muß sowieso des öfteren die Brille mit dem Taschentuch klar wischen, weil der Scheibenwischer für Brillenträger noch nicht erfunden ist. So langsam hellt es sich nun aber auf, doch unversehens befinden wir uns hinter Bohmte im "Nirgendwo", bis das erlösende Kennzeichen des Radweges Osnabrück - Bremen auftaucht. Wir wissen allerdings nicht sogleich, ob wir diesen in die richtige Richtung befahren, nach Bremen wollen wir eigentlich nicht. Wer Lust hat, in dieser Gegend ein Liedchen zu singen, sollte munter "Als die Römer frech geworden - simserim simsim simsim..." anstimmen. Denn ganz in der Nahe bei dem Ort Kalkriese soll nach neuestem Erkenntnisstand und archäologischen Funden die berühmte Schlacht am Teutoburger Wald statt gefunden haben. Daher mü& szlig;te es eigentlich Schlacht am Wiehengebirge heißen und das Herrmannsdenkmal müßte bei Bohmte seinen Platz haben.

Wir begeben uns vorerst nicht auf die Spuren von Römern und Germanen, sondern befragen lieber einen Einheimischen, ob nicht bald der Mittellandkanal auftaucht. "Der ist da vorn" - soll heißen, daß wir doch nicht nach Bremen kommen werden. Bei dem Ort Herringhausen überqueren wir die B 65, und nachdem wir auch eine kleine Steigung bewältigt haben, liegt in dem Ort Hitzhausen das Wiehengebirge bereits hinter uns. Doch es bleibt ein wenig wellig, so daß einen hin und wieder ein Mistwagenfahrer mit Anfeuerungsrufen beglückt. Die Befürchtung, elend lange durch Osnabrücks Vororte zu fahren, bestätigt sich nicht, man hat die Route sehr naturnah entlang dem Flüßchen Nette gelegt und man kann sich an den üppig bewachsenen Wasserläufen erfreuen.

Nachdem man die Bahnlinie überquert hat, ist man schon in der Osnabrücker Innenstadt, wo wir die ausgedehnte Fußgängerzone durchwandern, bis wir das Rathaus mit der Touristen Information finden. Im Rathaus findet gerade eine Hochzeit statt, die haben allerdings das Datum mit den vielen Neunen verpaßt. Auf die Frage in der Information, wie man am besten mit dem Rad nach Bad Iburg gelangt, kann nur unbefriedigende Auskunft gegeben werden. Wir erstehen einen Stadtplan und lassen uns unter einem Sonnenschirm - die Sonne scheint inzwischen mehr als gemütlich warm - zum Genuß einer Zwiebelsuppe nieder.

Das Studium der Karte ergibt keine vernünftige Route nach Bad Iburg, es sei denn, man nimmt einige Steigungen in Kauf. Dazu müßt man sich westlich von Georgsmarienhütte durchschlagen, ob man diesen Weg leicht findet, ist dahin gestellt. Vielleicht ist die direkte Strecke entlang der B 51 doch nicht so schlimm?

Sie ist es! Man findet zwar leicht den Weg entlang der Iburger Straße, doch dann wird die Straße 6-spurig mit entsprechendem Verkehrsaufkommen. Es gibt allerdings auf der ganzen Strecke einen Radweg, doch der ist kein Genuß. In Oesede verschnaufen wir noch einmal, es ist gerade Markttag. Doch dann kommt die große Rampe: schnurgeradeaus über den Teutoburger Wald. Die Temperaturen mögen mittlerweile weit über 25 Grad liegen, und meine liebe Frau gerät physisch und psychisch in die gefährliche Zone. Wie war das mit: keine Berge? Nun ja, dies ist der letzte, und da oben, da geht es doch schon wieder runter. Bis wir "da oben" sind, wird noch etwas geschnauft und gejammert.

Schließlich haben wir es geschafft, bei der Abfahrt könnte man leicht den persönlichen Höchstgeschwindigkeitsrekord brechen, doch ich bremse brav, damit wir nicht weiter in die gefährliche psychische Zone hinein geraten. Schnell sind wir in Iburg an der Info, wo uns gleich ein Zimmer im nahen Hotel "Altes Gasthaus Fischer-Eymann" vermittelt wird. Da sind wir aber froh, daß man uns ein Quartier übrig gelassen hat, denn an diesem Wochenende finden gerade die "Iburger Wandertage" statt.

Wir wandern auch ein wenig in dem hübschen Ort herum, gehen hinauf zum Schloß, wo aber alles vergittert ist. Mit dem Einkaufszentrum "Mühlentor Zentrum" ist man nach unserem Geschmack nicht der Idylle des Ortes gerecht geworden, sondern hat sich baulich eher ausgetobt, und das werden wir im folgenden noch öfter beobachten. Auch akustische Randbemerkungen müssen erlaubt sein: ein Angestellter ist an diesem beschaulichen Freitagabend mit einem lautstarken Gebläse vor der Sparkasse damit beschäftigt, einzelne Blätter auf einen Haufen zu pusten. Früher hat man dazu einen Besen genommen, und mit dem wäre es wohl auch schneller gegangen.

Um ein Lokal für das Abendessen zu finden, hat man in Iburg die freie Auswahl. Uns findet man im Biergarten des Restaurants Athen bei Bier und Lebergericht wieder.

Samstag: Bad Iburg - Telgte
8.45 - 14.45, 65 km trp, 31.1 kmh max, 14.6 kmh avg
 
  Voller Erwartung brechen wir auf in den Sonnenschein, denn nun werden wir auf die 100 Schlösser Route stoßen. Dazu fährt man ein kurzes Stück auf der B 51 nach Süden und kann dann endlich nach Überqueren der Bahnlinie sich den Hinweisschildern in Form einer Burgzinne anvertrauen. Es ist dabei darauf zu achten, daß der Richtungspfeil mit einem grünen Rand gekennzeichnet ist, das bedeutet, daß man die Tour im Uhrzeigersinn befährt.

Es geht nun schön zwischen Feldern dahin und an vereinzelten Gehöften vorbei, bis man den Ort Lienen erreicht. Dies ist ein hübscher, wohl auch durch den Fremdenverkehr geprägter Ort, besonders fällt das "Hohe Haus" ins Auge, "ein zweistöckiger Fachwerkbau, erbaut nach dem Vorbild zeitgenössischer herrschaftlicher Bauten des 18. Jahrhunderts" (abgeschrieben). Entlang kleiner Gäßchen umrundet man die Kirche und ist alsbald wieder in der Botanik. Diese nennt sich hier "münsterländische Parklandschaft", was bedeutet: Baumgruppen, Hecken, Wiesen, Felder und Maisfelder sowie noch mal Maisfelder. Zur Zeit ist man damit beschäftigt, den Mais abzuhäckseln und in Silos einzulagern. Wir fragen uns: sind es Pferde, Rindvieh oder Schweine - oder alle zusammen - denen die Ernte zugute kommen wird?

Für seine Pferde ist das Münsterland ja bekannt. Bei den Rindern sieht man jedoch auch welche, die von weiter her kommen, wie das langhaarige hellbraune schottische Hochlandrind oder das schwarze Galloway. Aber da wir keine Experten sind, will ich mich nicht weiter darüber auslassen. Wir haben inzwischen eine Sägemühle erreicht, dort steht eine ausrangierte Maschine als Museumsstück, das ist ein "Vertikalvollgatter", wie dem Hinweisschild zu entnehmen ist. Eine "Burg" gibt es hier auch, der wir leider nicht ansichtig werden (Haus Erpenbeck).

So verschlägt es uns nach kurzer Irrfahrt über eine Umgehungsstraße in den Ort Ladbergen, wo die erste Rast angesagt ist. Wir wählen eine Bank zwischen Kinderspielplatz und Kirche. Heidi kauft Obst ein und kehrt außerdem strahlend mit einer Tüte Gummibärchen zurück, die ihr an einem Stand anläßlich der morgigen Kommunalwahl überreicht wurde. Leider sind wir nicht wahlberechtigt. Hinter Ladbergen geht es richtungsmäßig mehr oder weniger wieder zurück, bis man fast im Kreis gefahren ist. Auf dem weiteren Weg werden wir also hin und wieder "Abkürzungen" benutzen. Diese gibt es auch ganz offiziell, und die sind dann mit schwarzen Schildern gekennzeichnet.

Von den vielen Maisfeldern sind wir bald so dusselig, daß wir eine schlecht gekennzeichnete Abzweigung verpassen. Wir lesen später nach, daß wir dadurch "Schloß Loburg bei Ostbevern - eines der imposantesten Wasserschlösser des Münsterlandes" verpassen. Statt dessen lassen wir uns auf den schattigen Kirchenstufen (St. Ambrosius) in Ostbevern zu einer zweiten Rast nieder, Bänke hält man hier nicht zu Verfügung. An dieser Stelle müssen wir bekennen, daß wir von den Ortsbildern doch etwas enttäuscht sind. Die vereinigte Pflasterindustrie hat allerorts so gründliche Arbeit geleistet, daß die Ortsmittelpunkte dadurch leicht einen sterilen Eindruck bekommen. Von den geschniegelten Einfamilienhäusern in den Außenbezirken mit ihrer Rosen-Rasen-Rhododendron-Umgebung gar nicht zu reden. Wir lieben es mehr verwildert, vielleicht sind wir zu oft im "Ossiland" gewesen? Doch dort hat man mittlerweile bekan ntlich ja auch dazu gelernt!

Für heute müssen wir das Tagesziel ins Auge fassen, denn es ist bedenklich heiß geworden, ungewöhnlich für den September. Wir fahren auf dem R 41, der eine direktere Route nach Telgte bietet als die Schlösserroute. In Telgte ist die Brücke über die Ems gesperrt, dort hat man einen großen Kirmes aufgebaut. Mit den Rädern können wir natürlich da durch schieben, auch an einer Bratwurstbude verweilen. Wir fragen uns, ob wir hier überhaupt ein Quartier bekommen oder ob heute am Samstag schon alles voll ist. Die Touristeninformation ist auch schon geschlossen, so daß wir auf der Suche nach dem Schriftzug "Hotel" durch den Ort irren. "Dahinten ist eins" frohlockt Heidi. Aber die Tür ist verschlossen, "Um die Ecke klingeln". Also klingele ich um die Ecke. Es meldet sich ein Herr per Sprechanlage und läßt uns aufatmen, es ist noch ein Doppelzimmer frei. "Ich drücke mal den Öffner, dann gehen sie in die Bar und nehmen sich vom Brett den Schlüssel Nr. 28" sagt die Geisterstimme.

So beziehen wir im Hotel Telgter Hof - ganz anonym - das Zimmer 28 und sind froh. Erst am anderen Morgen erfahren wir nähere Einzelheiten. Neben der Kirmes findet an diesem Wochenende nämlich noch ein größeres Pilgertreffen statt, und es ist tatsächlich alles ausgebucht. Wir haben das Zimmer nur bekommen weil jemand kurzfristig abgesagt hat. Glück muß man haben, auch wenn man kein Pilger ist.

Glück haben wir auch mit dem Ort Telgte - bekannt durch eine Roman von Günter Grass: Das Treffen in Telgte (das habe ich zwar gelesen aber wenig verstanden, wie das bei G.G. manchmal ist). Man kann hier schön herum bummeln, auch wenn man nicht so viele ältere Häuser findet. Im 2. Weltkrieg ist auch hier viel zerstört worden, doch man hat die Stadt nach dem alten mittelalterlichen Grundriß wieder instand gesetzt. Es gibt eine geschlossene Wallanlage (Hagen), eine Marienlinde mit Denkmal für den Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen, und natürlich die Wallfahrtskapelle und Wallfahrtskirche St. Clemens. Aber ich will keinen Reiseführer verfassen, wir haben da mal rein geschaut und danach ein paar Enten zugeguckt, die sich am Emswehr von der Strömung überrieseln lassen. Leider können wir nicht tauschen. Es gibt auch noch ein Krippenmuseum, wo wir einen Ortsplan bekommen. Die Architektur dieses Gebäudes ist allerdings eine Diskussion wert.

Als wir zum Essen gehen, werden wir doch noch einmal zur Kirche gelockt, dort findet gerade ein oekumenischer Gottesdienst statt und die Kirche ist vollbesetzt (650 Plätze). Alle singen gerade inbrünstig einen Lobgesang und das ergibt bei der wundervollen Akustik einen herrlichen Klang. Erlebt man auch nicht alle Tage! Dann wenden wir uns dem nahegelegenen China Restaurant "Yang" zu, wo man schön an der Straße sitzen kann. "Gut Tach" begrüßt uns ein kleiner lustiger Chinese, und schon bald zischen die Biere und wir verspeisen irgendwas mit Knoblauch, extra scharf. Danach kann man sich zurück lehnen und dem Treiben auf der Straße zuschauen. Da ist ein Fensterputzer an der Apotheke zugange, ein Kellner wischt mit einem Tempotaschentuch Blattläuse von den Rosenblättern, Dohlen schwingen sich vom Kirchturm herab und werfen Moos aus den Dachrinnen. Dann kommt ein Knabe mit einer zerbrochenen Brille vorbei, da sagt unser kleiner Chinese zu dem "Hattu puttemacht?".

So vergeht dieser schöne Sommerabend im September auf das angenehmste. In der Nacht geben allerdings hin und wieder ein paar Spätheimkehrer von der Kirmes unter unserem Fenster ein Gastspiel. Einer versucht vergeblich auf Norddeutsch zu jodeln: "Huluble lubelbu".

Sonntag: Telgte - Lüdinghausen
8.45 - 14.45, 73 km trp, 28.6 kmh max, 15.4 kmh avg
 
  Wir starten durch die Emsauen mit leichtem Morgennebel, doch bald schon bricht die Sonne durch. Ein kurzes Stück fahren wir auf dem R1, wo ich vor Jahren schon einmal entlang geradelt bin, natürlich erkennt man das nicht wieder. In Everswinkel (wieder alles gut gepflastert) verlassen wir die Schlösserroute und fahren auf einer Landstraße in südliche Richtung. Da kommt uns ein sonderbarer Radfahrer entgegen, der hat diverse Lautsprecher an seinem Rad installiert - wohl so eine Art Dolby Surround System. Außerdem hält ein Pkw an und der Fahrer fragt den Mann etwas. Dann quert er die Straße und fragt uns nach einem Flugplatz für Fallschirmspringer. Damit können wir leider nicht dienen.

Wir nähern uns nun dem Ort Sendenhorst, der sich mit etlichen Kirchtürmen ankündigt. Und dort vor der Kirche treffen wir auf einen leibhaftigen Pilgerzug. Die ziehen mit Standarten und Marienstatuen usw. durch die Gegend. Wir fragen einen Nachzügler nach den näheren Umständen und erfahren: "Wir kommen von Ahlen her und gehen jetzt nach Telgte hin". Aha!

Von Sendenhorst geht es nun Richtung Westen, bis wir wieder auf die Schlösserroute treffen. Mir passiert allerdings ein Mißgeschick, das ich Heidi lieber verschweige. Ich merke es daran, daß die Wegeschilder keinen grünen Rand aufweisen, das bedeutet, daß wir die Route in der falschen Richtung befahren. Wie gesagt, ich behalt das für mich, und nach einem Schlenker über die Orte Rinkerode und Ascheberg erreichen wir über eine Abkürzungsstrecke dann doch mit dem Schloß Westerwinkel wieder den südlichen Zweig der Schlösserroute. Und dies ist nun eigentlich erst unser erstes richtiges Schloß! Um dort hin zu gelangen, muß man sich direkt vor einer Autobahnüberführung einem holperigen Weg anvertrauen. Ein vollbesetzter Parkplatz ist vielversprechend.

Allerdings ist es so, daß Schloß Westerwinkel eher als Staffage für einen Golfplatz herhalten muß, dort ist man emsig am einputten auf den Greens. Wir suchen den Innenhof der gut erhaltenen Wasserburg auf. Die vielen Autos auf dem Parkplatz gehören den Golfern, denn hier im Schloßhof treffen wir nur auf ein paar andere Radfahrer. Als wir alles genügend auf uns haben wirken lassen, geht es weiter und es ist nicht weit bis Nordkirchen. Nun wird unser Bedarf nach Schloßbesuchen durch das größte Wasserschloß Westfalens, genannt "Westfälisches Versailles" Genüge getan. Ich mache eine Panoramaaufnahme (2 Fotos nebeneinander, damit man alles drauf kriegt) und danach suchen wir uns eine Bank im Schloßpark, um eine Banane zu verzehren. Die Schloßanlage dient heute als NRW-Finanzschule. Wenn ihr näheres wissen wollt, müßt ihr unsere Freundin Anne fragen, die ist hier nämlich finanztechnisch ausgebildet worden. Über eine kleine Treppe (mal wieder falsch gefahren) verlassen wir den Schloßpark und befinden uns dann auf dem letzten Teilstück zu unserem Tagesziel: Lüdinghausen, die Drei-Burgen-Stadt an der Stever. Für heute ist das sehr früh am Tage, aber es ist wieder sehr heiß.

Nun gilt es wieder aufs Geratewohl ein Quartier zu suchen, ein Einheimischer kann uns nur eine vage Auskunft geben. Wir finden aber doch das Hotel Borgmann, wo es wieder per Klingeln und Sprechanlage zur Kontaktaufnahme kommt. Alles kein Problem, ein freundlicher Herr weist uns ein Zimmer im Gästehaus nebenan zu, ganz billig ist es allerdings nicht.

Der Rundgang führt uns dann schnurstracks zum Schloß Lüdinghausen. Über die Burg kann man allerhand historisches nachlesen, der äußere Eindruck ist nicht so bemerkenswert. Anders verhält es sich mit der Burg Vischering, wohin man nach einem kleinen Spaziergang gelangt. Dies ist eine Bilderbuchburg und ich darf zitieren: "eine der ältesten Ringmantelburgen des niederdeutschen Tieflandes". Es handelt sich um eine Wasserburg, wie man sie sich vorstellt, indem man die Anlage der Wirtschaftsgebäude und der Wehrburg auf zwei Inseln erbaut hat. Über eine frühere Zugbrücke betritt man den Innenhof durch ein Tor und kann sich dann gründlich an den alten Gemäuern ergötzen und im Freiluftcafe niedersetzen. Es gibt auch ein Museum, wo wir ein Faltblatt über die Burg erwerben, damit man nicht ganz ungebildet wieder von dannen zieht. Auf die Frage nach der dritten Burg des Ortes erfahren wir von der Museumsdame, da&s zlig; diese Schloß Kakesbeck heiße, zu Fuß aber zu weit weg sei, und sie selbst auch noch nicht dort gewesen sei.

Zurück im Ort zieht es uns wie immer in die Pfarrkirche St. Felizitas, von wo aus man - laut Aushang - eine Wallfahrt zum Grab des Hl. Liudger in Essen - Werden machen kann (Abfahrt mit dem Bus). Wir pilgern weiter durch den Ort und finden einen kleinen Steg namens "Hakehuspättken". Der führt zu dem gerade restaurierten ehemaligen Armenhaus. Dieses "Hakehus" ist heute das bemerkenswerteste Haus im Ort, wohingegen das Rathaus weniger beeindruckend ist. Wohlbemerkt: früher war es das Armenhaus! Allerdings auch nicht immer.

Das Lokal zum Essen wählen wir heute nach der angenehmsten Freiterrasse aus, und wie es sich ergibt, ist das wieder ein chinesisches Restaurant gegenüber vom Rathaus. So kommen wir in den Genuß, Zeugen der ausklingenden Kommunalwahl im Rathaus zu werden, wo allerhand ausschließlich radfahrendes(!) Volk sich zur Stimmenauszählung einfindet. Über die Stimmverteilung und wie der neue - oder alte - Bürgermeister heißt, können wir leider nicht berichten. Ein Radfahrer hat seine Speichen mit Bildern von Sonnenblumen verziert, das ist sicher ein Grüner.

Wie das China Lokal hieß, habe ich leider nicht notiert - vielleicht "Peking" oder "Goldener Drache"? (Letzteres ist richtig dank Internet). Notiert habe ich, daß ein paar Tische weiter ein Kleinkind gewickelt wird und der Vater die Windel in eine Serviette einwickelt um das Ekelpäckchen bemüht diskret dem nahen Mülleimer zuzuführen.

Viele Tage später nach Beendigung unserer Reise erfahren wir von Anne und Roland noch, daß in Lüdinghausen eine berühmte Eisdiele sein soll, die sogar Leute aus großen Entfernungen anzieht, das haben wir leider nicht gewußt.

Montag: Lüdinghausen - Schermbeck,
7.45 - 14.15, 77 km trp, 34.9 kmh max, 14.8 kmh avg
 
  Wenn man von Lüdinghausen weiter der Schlösserroute folgt, muß man einen südlichen "Zinken" ausfahren, der einen kaum voran bringt. Davon nehmen wir Abstand. Wir wählen die kürzere Route auf der B 58 schnurgeradeaus nach Seppenrade. Das liegt allerdings auf einer Anhöhe, was meine liebe Frau mit ihrem Einkaufsrad wieder mal lieber zu Fuß angeht. Dazu sei eine Zwischenbemerkung erlaubt: auf das Angebot, für Radtouren ein bergtauglicheres Rad anzuschaffen, erhalte ich immer zur Antwort: "Ich lasse mir mein Rad nicht wegnehmen!". Will ja auch keiner, aber Dickopp ist Dickkopp. Sorry.

Dafür ist Seppenrade ein hübscher Ort, und es geht auch gleich wieder runter. Die Beschilderung der wieder erreichten Schlösserroute führt uns allerdings zu einer unpassierbaren Baustelle. Hier haut man eine Trasse durch die Landschaft und es ist nicht nachvollziehbar, welche wichtige Verkehrsverbindung hier einmal für Höchstgeschwindigkeiten herhalten soll (Entschuldigung, wir sind ortsfremd). Trotzdem gelingt es, die Baustelle zu umfahren und wieder verkehrsfrei - auf "Pättkes", wie man Feld- und Wirtschaftswege hier nennt, dahin zu radeln. Maisfelder - hatte ich die schon erwähnt? Meine liebe Frau überrascht mich mit der Aussage, daß sie die Landschaft schön fände. Allerdings fahren wir gerade an einem Truppenübungsplatz längs. Da ist sogar ein Campingplatz, anscheinend ist es hier doch schön? So erreichen wir den Ort Hausdülmen, wo es auch ein paar Teiche gibt und hin und wieder ein Graureiher herums teht. Störche haben wir auf unserer Reise übrigens überhaupt nicht gesehen, vielleicht sind die aber auch schon abgereist bzw. in diesem Gebiet nicht ansässig.

Wir fahren nun durch eine weite Wiesenlandschaft in der Nähe der Stadt Dülmen. Hier soll es Wildpferde geben, aber wohl nicht direkt in der Nähe der Straße? Trotzdem fragt Heidi angesichts einer Pferdekoppel "Sind das welche?" Sorry!

Nun macht unsere liebe Schlösserroute mal wieder einen Schlenker, wobei es - man bedenke - Anhöhen von über 100 m Höhe zu überwinden gilt. Das muß vermieden werden. Angestrengt während der Fahrt über die Karte gebeugt, hin und wieder durch ein dadurch übersehenes Schlagloch gebeutelt, gelingt es mir, eine bequemere Abkürzung zusammen zu stellen. Nur, daß wir an der entscheidenden Kreuzung falsch abbiegen und es bergauf geht. Als Heidi den halben Berg hinauf geschoben ist, erkenne ich den Fehler, traue mich aber nicht zu einer Beichte. Man kann ja auch schweigen. So geraten wir ungewollt zu dem Ort Maria Veen mit einem Kloster. Wir passieren eine Gruppe Rollstuhlpatienten, die sich an der Sonne erfreuen. Einer der Rollstühle ist hoch technisiert mit Mikrofon und Tastatur, wie man es von dem englischen Astrophysiker Hawkins kennt.

Nun schieben wir wieder einen Berg hoch, was ich ja vermeiden wollte. Aber dann findet sich eine Lösung über eine Streusiedlung mit dem schönen Namen Middelbauerschaft, danach müssen wir allerdings einige Kilometer auf einer stark befahrene Bundesstraße absolvieren. Bei der Ortschaft Wessendorf weiß man wieder, wo man ist, ab dort geht es dann auf den geliebten "Pättkes" verkehrsfrei im ZickZack auf das Schloß Lembeck zu.

Dort verhindert leider eine gebührenpflichtige Schranke das weitere Vordringen. Das Schloß zu fotografieren ist nicht so einfach, ich versuche mich an einem Freihandfoto mit ausgestreckten Armen nach Art der Paparatzi über die Uferpflanzen des Schloßteiches hinweg. Soviel zu Schloß Lembeck, von wo aus die weitere Route uns mal wieder in das Land Nirgendwo führt, weil wir wohl irgendwann eine Wegmarkierung übersehen haben. Wir fahren südlich des Ortes Rhade auf einer "Ringstraße", und geraten dann an den Rand eines größeren Waldgebietes (Forst Wolfsberg). An einer Wiese voller Gänse verweilen wir und hocken uns auf einen Brunnenring, der bei näherem Hinsehen mit vertrockneten Pferdeäpfeln gefüllt ist. Das tut der Romantik keinen Abbruch - fördert sie eher.

Als wir den Ort Erle erreichen, wissen wir wieder, wo wir eigentlich sind, vertrauen uns für den Rest des heutigen Tages der Landstraße nach Schermbeck an. Die Hitze zwingt uns, daselbst nach einem Quartier Ausschau zu halten. Heute am Werktag ist das nicht weiter schwierig, im Rathaus erhalten wir die nötigen Unterlagen und quartieren uns schließlich direkt neben der Ev. Kirche in der Gaststätte Rademacher ein. Es handelt sich offensichtlich um ein älteres Gebäude, wo die Dielen knarren und die Betten quietschen, wobei letzteres allerdings nicht am Alter des Gebäudes liegen kann. Nun gut, wir machen unseren Rundgang, schließlich gibt es auch hier eine Burg, die mal ein Wasserschloß war und sich heute bzw. seit 1662 in Privatbesitz befindet. Da will man nicht zu nahe treten, viel zu sehen gibt es auch nicht. Nebenan war wohl mal eine Mühle, wo noch einige Armaturen erkennbar sind. Eine weitere Mühle befinde t sich hinter der Burg, dort rostet ein eisernes Wasserrad vor sich hin.

Wenn es schon nicht so viel zu sehen gebt, so werden wir doch zweier Motorradfahrer ansichtig - ich bin auf diesem Gebiet schon gar nicht Experte - jedenfalls so etwas wie Harley Davidsons, auf drei Rädern, wobei der eine Fahrer einen leibhaftigen Husky-Schlittenhund in einem angeflanschten Käfig mit sich führt. Vielleicht im Fall einer Panne zum Abschleppen? Ob wir das gut finden? Bei dem Krach den die machen? Nicht unbedingt!

Wir leben aber wieder auf, nachdem wir auf dem Vorplatz der Gaststätte unser Abendessen einnehmen, diesmal treudeutsch mit Schweinebraten und Klößen - sehr gut. Die anderen Gäste des Lokals sind vornehmlich Einheimische, das ist ja immer ein gutes Zeichen. Der Ort Schermbeck hat kürzlich sein 1200 jähriges Jubiläum gefeiert, gestützt auf das gewaltige Potential der örtlichen Vereine (zitiert). Man kennt und duzt sich hier, das ist unschwer auszumachen. Schließlich aber müssen alle Beteiligten vor einem abendlichen Gewitter in das Innere der Gaststube flüchten, wo wir beobachten, wie sich eine Vorstandssitzung des Gesangvereins zusammen findet, ohne zu versäumen, einen kleinen Wettbewerb im Nageleinkloppen zu veranstalten, wozu ein aufgestellter Baumstamm herhalten muß.

Jedenfalls werden wir heute abend auch nicht alt, verziehen uns bald hinauf in unser Dachzimmer. Während ich noch ein wenig aus dem Fenster dem Regen und den über das verkehrsberuhigende Pflaster dahin rappelnden Fahrzeugen zuschaue, baut Heidi wutgeladen ihr quietschendes Bett auseinander und plaziert die Matratze auf die knarrenden Dielen, was dennoch mit großem Erfolg gekrönt wird, indem sie die erste Nacht erholsamen Schlaf finden wird. Einziges Problem: sie kann mich aus dieser Lage beim Schnarchen nur schlecht anstubsen und ich muß beim Gang zur Toilette einen schwierigen Klettergang antreten.

Dienstag: Schermbeck - Xanten,
8.40 - 12.45, 50 km trp, 31.1 kmh max, 14.7 kmh avg
 
  Von der Schlösserroute verabschieden wir uns, denn im Gebiet des Niederrheins hat man nicht Kosten noch Mühen gescheut, die Münsterländer zu übertrumpfen. So ist die "Niederheinroute" entstanden, mit 1215 km und 820 km Verbindungswegen nennt sie sich Deutschlands längste Radroute. Daneben gibt es aber auch noch den Rheinradweg, eine "Römerroute", eine "Kulturroute", eine "Grenzlandroute" und diverse lokale Rundwanderwege. Da ist es nicht immer ganz einfach, sich in dem Schilderwald zurecht zu finden.

Wir fahren - es ist wieder grau und diesig heute morgen - auf der Römerroute, die durch einen Römerhelm gekennzeichnet ist, über die Brücke der Lippe und gleich danach über den Wesel-Datteln-Kanal, im ZickZack durch die Wälder, wieder zurück über den Kanal aber nicht über die Lippe. Und dort liegt dann Schloß Gartrop. Das ist leider nicht zugänglich und von der Rückseite sieht es recht unansehnlich grau aus. Wir machen Rast an einer Bank, ein Brunnen mit einem Betondeckel daneben macht einen neugierig. Aber man sollte besser nicht versuchen, den Deckel hoch zu heben, weil man dann mit den Sandalen im Modder versinkt...

Es geht weiter im ZickZack nach Art der Römer, bis man in Krudenburg wieder einen bemerkenswerten Ort erreicht. Hier gibt es Gassen mit hübschen Häusergiebeln, fast wie in Holland. Mauern einer ehemaligen Burg sind auch noch zu erkennen.(abgeschrieben: Krudenburg ist ein altes Treidelschifferdorf mit einer denkmalgeschützten Dorfstraße aus der Mitte des 19. Jahrhunderts).

Wir fahren jetzt etwas sandiger und hügeliger durch die Drevenacker Dünen und können gerade noch vermeiden, uns für einen Reitweg mit knöcheltiefem Sand anzuvertrauen. Dann aber sind wir schon in Wesel, wo wir uns nun erst einmal das Schilldenkmal ansehen. Es gibt auch in Braunschweig eins, dort sind 14 Schillsoldaten 1809 abgeurteilt und erschossen worden, wie ich inzwischen in Erfahrung gebracht habe. Hier in Wesel sind 11 Soldaten des Schillregiments füsiliert worden, und das Denkmal an diese Begebenheit ist nach einem Entwurf von Schinkel (der allgegenwärtige) erbaut worden, ob es schön aussieht, sei dahin gestellt. Zu lesen ist: "Sie starben als Preußen und Helden am 16. Sept. 1809". Da sind wir für den 190. Jahrestag genau um zwei Tage zu früh dran. Einen Radelfreund gab es unter den "Helden" damals auch schon und der hieß Friedrich Felgentreu!

Bekannt ist die Stadt Wesel eigentlich durch den Ausruf "Wie heißt der Bürgermeister von Wesel???", den man vor einer Echo werfenden Kulisse erschallen lassen sollte. Selbstironisch haben die Weseler Bürger dieser Tatsache Rechnung getragen und vor dem Berliner Tor einen "Esel von Wesel" in Bronze aufgestellt. Wie der Bürgermeister tatsächlich heißt, ist vielleicht momentan noch offen, denn die Kommunalwahlen waren gerade gestern. In der Touristeninformation besorgen wir uns ein paar Unterlagen über die Stadt, in denen mehr drin steht, als ich hier aufschreiben kann. Wir begnügen uns mit einer Umrundung des Willibrordi Domes, der uns in seiner grauen Schlichtheit nicht so ganz zusagt - da sind wir von der romantischen Straße her wohl versaut...

Als wichtigste Information nehmen wir aus Wesel mit, daß die Fähre in Bieslich heute nicht verkehrt, daher müssen wir uns gleich auf die richtige Rheinseite schlagen, um nach Xanten gelangen zu können, und das ist linksrheinisch. Also überqueren wir die Rheinbrücke und ich mache schnell ein Foto, "weil gerade ein Schiff kommt". Weiter hinten im Dunst ist die Rampe einer ehemaligen Brücke in den Wiesen zu erkennen. Auf einem Deich machen wir Rast und gucken den Schiffen zu ("wenn mal eins vorbei kommt" - vgl. unsere spätere Erkenntnis in Emmerich). Leider hat sich der Dunst vom Morgen jetzt gegen Mittag immer noch nicht verzogen. So ist die Stimmung auf der verbleibenden Reststrecke leicht vom Dunst geprägt.

Gegenüber von Bieslich gucken wir uns dann doch den Fähranleger an. Da sitzen eine Menge Leute im Cafe und wir bilden uns ein, die feixen alle, weil sie wohl denken mögen, daß wir vergeblich auf die Fähre hoffen. Da haben sie sich aber geschnitten. Wir rollen direkt nach Xanten genau zum "Archäologischen Park", den wir gleich besuchen wollen nach dem Motto "Was weg ist, ist weg".

Während ich dies schreibe und auch das Internet hin und wieder befrage, finde ich eine ganz großartige Webseite, die ich hier unbedingt empfehlen muß:

http://www.bauwesen.uni-dortmund.de/nmi/forschung/xanten/german/xanten_stadtplan.html

Jetzt brauche ich eigentlich nichts mehr aufzuschreiben. Nun also doch: Eintrittskarten lösen und Fahrräder abstellen, die darf man nicht mit hinein nehmen, weil die Römer noch keine Fahrräder hatten. Obwohl man sie gut gebrauchen könnte, das Gelände ist weitläufig. Zunächst zum Hafentempel, den man als Torso rekonstruiert hat. Dann zum Capitol, da sind nur ein paar Grundmauern und ein Säulenfundament erkennbar. Dahinter braust die Bundesstraße, und hinter dieser sollen noch viel mehr Überreste der ehemaligen römischen Stadt im Untergrund liegen. Dann geht es zu einem Gebäude, in dem allerhand Spiele zur Verfügung stehen, hier tobt sich die Zahnspangengeneration aus. Vor dem Gebäude sind Bauteile der römischen Wasser- und Abwassertechnik (ganz erstaunlich fortschrittlich) sowie Grabplatten aufgestellt.

Am beeindruckendsten ist sicher das Amphitheater, wenngleich es etwas steril rekonstruiert ist. Auch die Verteidigungsmauern kann man betreten, und wenn es nicht so diesig ist wie heute, hat man hier einen wunderschönen Blick auf die Stadt und den Dom. Zum Abschluß wandelt man noch durch Baderäume und Zimmer einer römischen Herberge, dann ist man allmählich müde und "überrömert".

Kaum haben wir den archäologischen Park verlassen, bricht die Sonne durch und es wird wieder mächtig warm. Wir machen unseren obligatorischen Gang zur Touristeninformation, nachdem ein Angestellter des Rathauses nach dem zweiten Umrunden des falschen Gebäudes selbstpersönlich heraus eilt um uns den rechten Weg zu weisen. Wegen eines Quartiers fragen wir dann gleich um die Ecke bei Hoevelmanns. Da ist leider nur noch ein Dreibettzimmer frei, aber nach der Devise "Der Spatz in der Hand...usw." können wir einen Zweibettenpreis aushandeln und bekommen das Zimmer, es hat sogar einen Balkon und eine Minibar (letztere ist eigentlich nur wichtig wegen ihres Kühlschranks). Damit können wir die Stadt Xanten auf uns wirken lassen.

Wir beginnen unseren Rundgang mit dem Dom St. Viktor. Vor diesem ist eine Kreuzigungsgruppe aufgestellt, und ein kundiger Herr erläutert seinen Zuhörern gerade, daß dies eine Nachbildung sei, das Original befinde sich im Museum. Und bei dem guten Schächer hole gerade ein Engel die Seele in Form eines kleinen Kindes ab, während bei dem bösen Schächer dieses gerade der Teufel tue. Das wäre uns natürlich glatt entgangen.

Damit wir nicht weiter so unwissend herum stolpern, erstehen wir im Dom erst einmal ein Informationsheft, und zwar das "(nicht nur) für Kinder", da muß man sich beim Lesen nicht so anstrengen. Nun gibt es viel zu bestaunen und ich beschränke mich auf weniger: Der Marienaltar beeindruckt durch seine geschnitzten Darstellungen, mehr noch durch die unter dem Altar befindliche Schnitzerei (Predella) "Wurzel Jesse". Um das anzufertigen - Jahrhunderte vor unserer Zeit - mußte man wohl schon eine ruhige Hand und vor allem viel Zeit haben. Nun kann man noch hinunter in die Krypta steigen, wo es noch Reste der vormaligen Urkapelle zu sehen gibt. Sonst hat man den Raum übertrieben modern gestaltet. Es wird auf Schautafeln der Naziopfer der Stadt gedacht.

Wieder an der Oberfläche begeben wir uns schnellstens wieder an die frische Luft, diesmal haben wir aber wirklich eine ausführliche Besichtigung hinter uns gebracht. Damit das so bleibt, kaufen wir in der Buchhandlung auch gleich ein handliches Heftchen über Xanten, das wir nun in der Folge aufgeschlagen vor uns her tragen. Daneben den zurecht gefalteten Stadtplan. So ziehen folgende Sehenswürdigkeiten an uns vorbei bzw. wir an ihnen: Gotisches Haus und Evangelische Kirche (geschlossen), Klever Tor (leider eingerüstet), Rundturm am Nord- und Westwall, Kriemhildmühle, Arme-Mägde-Haus, Karthaus und Gartenpavillon mit Renaissance Erker. Genügt das?

Nein, da muß irgendwo noch eine Statue des Hl. Viktor an einer Mauer hängen, die haben wir noch nicht gesehen. Bei der dritten Domumrundung finden wir schließlich auch diese. Bis zum Essen entspannen wir dann auf dem Balkon unseres Etablissements, das heißt mich haut es direkt in die Horizontale, kein Wunder nach diesem so eindrucksvollen Nachmittag. Zum Abendessen haben wir uns wieder den schönsten Platz zum Draußen-Sitzen ausgesucht, und das ist zwischen Rathaus und Marktplatz ein jugoslawisches Restaurant Niederstraße/Karthaus.

Leider wird der Abend auf dem Balkon durch einen kräftigen Regenguß vorzeitig beendet.

Mittwoch: Xanten - Emmerich,
9.00 - 14.45, 58 km trp, 27.4 kmh max, 14.5 kmh avg
 
  Nach dem nächtlichen Regen ist natürlich an diesem Morgen wieder nichts anderes zu erwarten als Frühdunst. Wir fahren noch einmal an dem Arch. Park (Abk.: APX) vorbei und geraten dann unabsichtlich in den Ort Lüttringen, und drehen ebenso unabsichtlich eine Ehrenrunde um den Xantener Nordsee - jedenfalls um das, was man davon sehen kann. Dann erreichen wir doch wieder eine richtige Route, die hier erhöht mit guter Aussicht auf einem Deich entlang führt. Als die Nebel sich auflösen, müssen wir leider den Deich verlassen und radeln auf schnurgerader Strecke durch die Felder - es sind auch Maisfelder(!) dabei.

Unversehens gerät man an die Düffelsmühle mit umgebenden Golfplätzen. Ich mache ein Foto und Heidi erkundet neugierig den Hinterhof. "Ich mache für Sie auf" sagt da ein freundlicher Herr und lockt uns in eine Scheune mit 5000 qum (!) Ausstellungsflächen für Antiquitäten. Kaum hinein geraten, gucke ich mir mal den Preis für einen Intarsienschrank an: 18 Mille! Ham wer grade nich dabei! Oben sei auch noch ein Stockwerk, sagt der beflissene Herr, aber das brauchen wir nicht mehr. Mitnehmen könnten wir ja sowieso nichts, "mit den Rädern" sagen wir. Das sei ja auch gar nicht nötig usw. "Hier stehen ja Millionen rum" staunen wir, "wo bekommt man das nur alles her?" "Das ist in 45 Jahren aufgebaut worden" ist die Antwort. "Bis ein andermal" und wir sind wieder um die Ecke.

Nun geht es ab nach Kalkar. In dem Ort Hanselaer brettern wir an einer hübschen Backsteinkirche vorbei. Als wir später über einen Prospekt verfügen, können wir nachlesen: "die St. Antonius Kirche ist die schönste Dorfkirche des Niederrheins". Kalkar erfreut(?) sich noch einer anderen zweifelhaften Berühmtheit: hier sollte mal ein "Schneller Brüter" entstehen, nach Milliardeninvestitionen hat man dann kalte Füße bekommen und das Projekt in "Kernwasser Wunderland Freizeitpark" umfunktioniert. Wie strahlen da die Gäste! (Aber keine Bange, hier hat ja niemals was gestrahlt). Ein Ort ganz in der Nähe heißt übrigens auch noch Kehrum.

Wir unterstellen mal, daß Kalkar durchaus finanziell von dem ganzen Debakel profitiert hat (ähnlich Gorleben). Man hat nämlich hier auch noch die Touristik Agentur Niederrhein eingerichtet, in einem nigelnagelneuen Gebäude neben der Mühle. Die wollen wir doch mal testen. Wir brauchen nämlich für die nächsten Tage eine Bahnverbindung zurück nach Espelkamp von einem halbwegs verkehrsgünstigen Ort. "Links- oder Rechtsrheinisch?" fragt uns die Dame. Sie blättert dann noch eine Weile lustlos in örtlichen Busfahrplänen herum, da geben wir es besser auf. Einen Ortsplan und ein Infobatt von Kalkar bekommen wir aber.

Nun das eigentliche und positive: Kalkar ist ein besonders hübscher Ort, besonders der Marktplatz mit einer ausladenden Linde in der Mitte lädt zum Verweilen ein. Das tun wir auch. In die Kirche mit einem weiteren hochberühmten Schnitzaltar kommt man leider bis zum Jahr 2000 wegen Restaurierungsarbeiten nicht hinein. Vor der "belebten historischen Kulisse am Markt" findet sich nun eine größere Gruppe Tagesfahrer ein und man schwärmt sternförmig aus in die umliegenden Bäcker- und Lebensmittelgeschäfte.

Wir verlassen Kalkar nach Norden über die Straße "Op de Wacht" und danach geht es auf einem schmalen Weg so richtig durch die Botanik. Man landet dann an dem Badesee Wisseler See, und von da aus soll die Rheinroute so ziemlich im ZickZack weiter gehen. Sonderbarerweise geraten wir aber auf schnurgerader Landstraße nach Kleve. Man sagt, der Name Kleve stammt von dem Wort "Kliff" her, und das bestätigt sich schon von weitem, weil die "sagenumwobene" Schwanenburg und die Kirche von einem Höhenzug herab grüßen. Wir schieben da erst einmal durch die Fußgängerzone, die hier wie überall aussieht, bis wir oben an der Burg rasten. In den Burggebäuden befindet sich allerorts das Amtsgericht, und viel ist so von außen nicht zu sehen, obwohl die Burg eine geschichtsträchtige Vergangenheit hat.

Also behandeln wir Kleve ein wenig stiefmütterlich, brechen bald wieder auf und fahren verkehrsreich um die Innenstadt herum, und finden - oh Wunder - genau den richtigen Ausstieg mit dem Symbol des Römerhelmes. Rechts voraus liegt noch ein schloßartiges Anwesen, doch das ist in keiner Karte verzeichnet, "Privat" steht dann auch an der Zufahrt, da macht man besser, daß man weiter kommt, und dann ist man in Düffelward am Alten Rhein. Jetzt geht es wieder auf dem Deich entlang, und das ist gut für die Aussicht. In Griethausen machen wir eine Extrarunde durch das Dorf. In der Kirche ist anhand von Fotografien dokumentiert, daß hier die Turmkonstruktion fast über den Häuptern zusammengebrochen wäre, hätte man sie nicht gründlich restauriert.

Ein wenig weiter befinden sich die Reste einer ehemaligen Eisenbahnbrücke und von weitem sieht man schon die längste Hängebrücke (500 m) Deutschlands bei Emmerich. Die Frage ist nur, wie kriege ich Heidi über diese luftige Konstruktion, wo sie doch in einer solchen Umgebung immer leicht ins Schlingern gerät. Doch es geht ganz gut, es kann sogar zwei entgegenkommenden Radfahrern ordnungsgemäß ausgewichen werden. So kommen wir heute wieder sehr zeitig in Emmerich an, da der Himmel sich etwas grau verfärbt zeigt, ist das vielleicht auch ganz gut so. Unsere Tour ist mittlerweile genau auf 398 km angewachsen und Heidi drängt auf die Erkundung einer Bahnverbindung zurück, was wir dann später am Bahnhof erledigen können.

Zuerst aber wollen wir uns ein Quartier besorgen, im Touristenbüro erhalten wir die notwendigen Unterlagen und beschließen, ein Zimmer mit Rheinblick an der Rheinpromenade zu suchen. Dort gibt es zwei Möglichkeiten: "Onder de Poort" und "Rheinblick". Natürlich suchen wir gleich das erste auf - wegen des Namens. Und die Verheißung der Wirtin: "Ich gebe Ihnen das Balkonzimmer" ist natürlich entscheidend. So sind wir bestens versorgt, allerdings - das muß auch gesagt sein - handelt es sich um ein einfaches Quartier. Aber wenn man einen Balkon hat, kann es einem ja gar nicht besser gehen.

Nun aber zum Bahnhof. Auf dem Weg dort hin treibt uns ein Regenschauer erst in eine Buchhandlung, wo man einen Bildband über die Niederrhein-Region erstehen kann, der auf ein Viertel seines Preises herunter gesetzt ist. Davon kaufen wir gleich zwei Exemplare. Dann kaufen wir uns in einem Haushaltsgeschäft noch ein Wasserglas für 80 Pfennige, damit man das Bier nicht aus dem Zahnputzbecher trinken muß, wenn man schon am Abend einen Balkon mit Rheinblick hat.

Und dann sind wir am Bahnhof, wo uns ein beflissener Beamter eine Zugverbindung nach Espelkamp aus dem Computer zieht. "Soll ich nun auch gleich die Karten lösen?" frage ich meine liebe Frau, denn ich könnte glatt noch ein wenig weiterfahren, bis Bocholt oder so. "Ja was denkst du denn!" - und wir checken ein. Fahrkarten, Radtransport, IC_Zuschlag und -Reservierung machen zusammen DM 192.-. Da schluckt man leicht! "Freust du dich denn auf zu Hause?" - "Überhaupt nicht!", man darf raten von wem von uns beiden welche Aussagen stammen.

Aber es ist so, daß die Wetterprognose für die nächsten Tage ungewiß ist, gesehen haben wir ja schon eine ganze Menge, und die Kosten der Reise in dieser Form sind auch nicht unerheblich. Um Zahlen zu nennen, die Übernachtungen zwischen DM 100 und 150, Abendessen um DM 50, nur das Radfahren ist kostenfrei. Mit den Fahrkarten in der Tasche ist es endgültig: der letzte Abend. Der wird eingeleitet im Restaurant Syrtaki (entsprechende Musikuntermalung im Hintergrund) bei Sardinengericht und Rinderleber (Quittung liegt vor).

Dann aber sitzen wir endlich bei einbrechender Dunkelheit und strömendem Regen auf unserem überdachten Balkon und genießen den Rheinblick zwischen Baumwipfeln hindurch. Im Vordergrund beleben Hundebesitzer die Szene, und im Hintergrund - nichts da mit "da kommt gerade ein Schiff" - nein, da kommt eines nach dem anderen. Das ist wie auf der Autobahn, rheinaufwärts, rheinabwärts, mehrspurig. Es wird ausgewichen, überholt, beigedreht, gewendet und auch schon mal an der Kaimauer angelegt. Das ist schon hoch interessant, wenn auch eine abendliche Ruhe sich nicht so recht einstellen will. Die Frage ob und wie die Lastkähne in stockdunkler Nacht ihren Weg finden, läßt sich nur dahingehend beantworten, daß sie ihren Weg finden. Wie sie das bewerkstelligen, ob mit Radar, GPS oder Nachtsichtgerätschaften bleibt uns Laien im Unklaren.

Nachdem ich mehrmals verkündet habe: "Jetzt fährt der letzte durch!" - Heidi hat schon das Bett aufgesucht und einen Psychothriller mit dem Titel "Böse Liebe" in Arbeit, da gebe ich es auf. Es geht immer so weiter mit "Da kommt gerade ein Schiff". Zu sehen ist nun absolut nichts mehr, nur die donnernden Dieselaggregate und vorbei gleitenden Positionslichter sind noch auszumachen. Als die Balkontür von innen geschlossen wird, zeigt sich der Segen der schallisolierten Verglasung und wir können ganz gut schlafen, wobei man beim Einschlafen mal ausrechnen kann, wie viele Schiffe hier wohl an einem Tag durchfahren. Eine andere Art von Schäfchenzählen, ein Resultat kann ich aber nicht nennen, ich bin wohl vorher eingeschlafen.

Donnerstag: Rückfahrt

2 km

Wer sich wundert, daß da 2 km angegeben sind: die dienen nur dazu unsere bisherigen 398 Kilometer auf runde 400 aufzurunden. Unser Zug nach Duisburg wird erst um 11.37 fahren, so lange müssen wir uns in der Stadt Emmerich die Zeit vertreiben. Wir laufen noch einmal alle Straßen ab, gelangen sogar in die St. Martini Kirche, über die es einiges zu berichten gäbe, wenn man aus der dort erhältlichen Broschüre abschreiben wollte. Diese Kirche ist in den späten Kriegstagen aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage (aus Sicht der Angreifer vom anderen Rheinufer) auch stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein Stich aus dem Jahre 1735 (Jan de Beyer) aber zeigt, sie sieht heute recht ähnlich aus zu damals, stellt also ein historisch bedeutsames Baudenkmal dar.

Nun gut, wir laufen noch ein wenig herum, sind rechtzeitig am Bahnhof und begeben uns in den Zug, der leider nur nicht abfährt. Wir werden in Duisburg ganze 13 Minuten Zeit zum Umsteigen haben, die schmelzen nun so nach und nach auf 3 Minuten zusammen. Freundlicherweise macht uns der Schaffner dann später irgendwann darauf aufmerksam, er hätte zwar durchgerufen, könne aber für nichts garantieren. Bis Duisburg ändert sich nichts wesentliches an diesem Umstand, und dort geht es dann so zu:

Entschuldigung, aber wir mögen diese Bahnabenteuer besonders gern. Diesmal haben wir jedenfalls eine Bilderbuchaktion hingelegt. Zum anderen wundert es einen während der Fahrt dann immer, daß man da alles mit dem Fahrrad in der Gegenrichtung zurückgelegt haben soll. Es ist nun außerdem noch paradox, daß wir mit diesem Zug auch noch um die drei Stunden eher in Braunschweig ankommen würden, aber leider müssen wir zu unserem Auto in Espelkamp, und dann noch zwei Stunden Autobahn absolvieren. Aber Anne und Roland haben uns ein schönes Abendessen bereitet und es gibt ja auch manches zu erzählen.

Zum Schluß die angekündigte Rahmenhandlung betr. unseres Hundes Ajax. Den hole ich am nächsten Tag im Beisein unserer Tochter Stefanie vom Tierheim ab. Der Hund ist nicht wieder zu erkennen und wirkt ganz apathisch. Hat er einen Schock? Auch zu Hause äußert er weder Freude noch andere Reaktionen. Mit hängender Zunge liegt er in der prallen Sonne und scheint bewegungsunfähig zu sein. Wie es Heidis Art ist, ruft sie wutschnaubend im Tierheim an, was man denn da mit dem Hund gemacht habe und so. Tatsächlich erscheinen kurz darauf zwei Mädchen vom Tierheim und bringen den Hund zum Tierarzt. Als sie wieder zurückkommen, ist unser Ajax mopsfidel, er hat eine Spritze gegen Verdauungsbeschwerden bekommen.

Doch am nächsten Tag - inzwischen Sonntag - sieht es nicht anders aus. Wir warten ab, obwohl er sich leidend gibt. Und schon am Montag ist das Luder schon wieder ausgerissen? Und heute, am Dienstag - schon wieder? Und tut trotzdem immer noch leidend? Vielleicht ist er auch nur bedeidigt.

Also dürfte man eigentlich gar nicht wegfahren, und wenn man es denn schon tut, sollt man sich immer wieder auf zu Hause freuen!


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