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Rhone-Tour


Andermatt

Rueras

Es ist hier, weiter entfernt von den Zentralalpen, eine grünere und lieblichere Landschaft. Aber auch sehr lawinös, wie man an den Lawinenschneisen oder Hangverbauungen erkennen kann. Ich habe für heute genug, die Finger sind immer noch gefühllos. Im nächsten größeren Ort, der heißt Disentis, quartiere ich mich ein, wieder Hotel Furka, diesmal auf der anderen Seite als gestern. Im Anmeldezettel solle ich auch mein Geburtsdatum eintragen, sonst gäbe es Reklamationen. „Ich bin da immer etwas eitel“ sage ich und trage das Datum ein. Da gerät die Chefin ganz aus dem Häuschen. „Das ist ja nur um einen Tag neben meinem“ juchzt sie auf und kann sich gar nicht beruhigen. „Na, dann haben wir in diesem Jahr wohl schon schön gefeiert“. Damit bin ich wieder einmal fein aus der Rolle des anonymen Gastes heraus getreten.


Benediktinerkloster St. Martin


Disentis

Der Rundgang führt mich nur bis zu der kleinen Kirche, die von innen auch ganz nett ist. Natürlich gibt es hier auch das barocke Benediktinerkloster St. Martin. Die Klosterkirche dort soll der schönste Sakralbau Graubündens sein. Dorthin schaffe ich es nicht mehr, sondern widme mich den Cevapcici (19 CHF). Telefonieren kann ich nicht, die Free and Easy Karte (E . plus) ist aufgebraucht.



15. Tag: Do, 16.6. Disentis - Buchs, 120 km

Es war richtig, gestern so früh aufzuhören, denn heute ist wieder Bilderbuchwetter. Die Farben stimmen! Voran kommt man erstmal nicht so schnell, da muss erst eine Kuhherde vorbeigelassen werden. Danach ist der Weg auch nur selten in seiner vollen Breite benutzbar, denn die Kuhherde hat einige Spuren hinterlassen. Nach Passieren eines idyllischen aber hochgelegenen kleinem Ort geht es schließlich meistens bergab. Bevor wir uns einer großen Besonderheit nähern, wollen wir noch einmal Rast machen in Valendas, da soll der größte hölzerne Dorfbrunnen Europas sein. Sieht auch alles ganz gut aus.


Holzbrunnen in Valendas



Die Besonderheit besteht darin, dass hier vor 14 000 Jahren der größte Bergsturz Europas stattgefunden hat, genannt Flimser Bergsturz. Die Felsmassen haben dabei dem Rhein das Bett versperrt, welches er sich erst in Form eines Canyons wieder graben musste. Durch diesen Canyon kann man nur wandern oder mit der Bahn hindurch fahren, eine Straße gibt es nicht. Es hat sich aber gezeigt, dass es wohl am interessantesten ist, die oben drüber ausgeschilderte Radstrecke zu wählen, weil sich dort auch eindrucksvolle Einblicke von oben auf tun. Die ganze Angelegenheit besteht natürlich durchweg aus Schutt und Schotter, denn die einstigen Felslagen sind durch den gewaltigen Felssturz weitgehend zerlegt worden.



Der Flimser Bergsturz

Damit sind wir fast schon in Chur. Außerhalb auf einem großen Platz übt die Schweizer Armee. Heute lagert man sich im Schatten unter Bäumen, da ist man dann im Ernstfall von der feindlichen Luftaufklärung schlecht auszumachen. Ansonsten gibt es wieder einen Chur-Schock durch Verkehr, Klima und Krach. An einem Platz, er heißt Regierungsplatz, ist es schön ruhig unter Linden und Ahorn, da kann man sich abregen.


Tal des Hinterrheins

Regierungsplatz in Chur

Schloss Marschlins

Malans

Nach der Vereinigung mit dem Hinterrhein haben wir nun schon einen respektablen Fluss, auf dessen Dämmen man flott dahin radelt. Damit es nicht zu langweilig wird, wird man auch mal über Land geschickt , zu dem markanten Schloss Marschlins beispielsweise. Aber dem nicht zu nahe kommen, alles privat wie zu lesen ist. Ein paar kleine Berge hat man einem auch noch in den Weg gestellt, damit man nicht zu übermütig wird. Das wird man dann spätestens hinter dem Ort Maienfeld/Fläsch (Heidis Heimat (Johanna Spyri), habe ich das im Vorbeifahren gelesen? Aber sicher: Heididorf ist im Internet zu finden).


Triesen/Triesenberg

Holzbrücke

Schloss Vaduz

Werdenberg

Nun geht es endgültig auf dem Rheindamm schnurgeradeaus, soweit man schauen kann. Eigentlich wollte ich in Sargans Station machen, doch ich rausche daran vorbei. Eindrucksvoll sind die Orte Triesen und Triesenberg, die in der Abendsonne an den Hängen ein farbenfrohes Bild abgeben. Danach folgt schon Vaduz mit dem Fürstentum Liechtenstein. Davon ist nicht viel zu sehen, bis auf die Burg von Vaduz, die wohl auch von Briefmarken her bekannt ist.

Für heute komme ich in Buchs raus. Dort ist eine lebhafte Industrie, die verkehrsberuhigte Bahnhofsstraße bildet das Geschäftszentrum. Das war’s dann schon. Quartier finde ich im Hotel Hirschen an der St. Gallener Straße, und damit nicht so ruhig. Gegenüber ist auch ein Pferdemetzger, da werden auf Plakaten die Vorzüge des Pferdefleisches erörtert. Aber das Thema hatten wir ja schon. Nebenan liegt an einem kleinen See der Ortsteil Werdenberg als Holzbausiedlung. Im Gastraum des Hotels hängen zwei riesige Trophäen: das Gehörn eines Steinbocks, über 1 m lang, sowie ein mächtiges Hirschgeweih. Daher wohl der Name dieses Hauses.

16. Tag: Fr, 17.6. Buchs – Stein am Rhein, 145 km

Noch vor acht Uhr komme ich weg. Das ist immer gut, weil es morgens meistens noch windstill ist, und heute wird der Wind von vorn wehen. Man muss sich noch den altertümlichen Ort Altstätten ansehen. Gemäß der Broschüre frage ich eine Frau nach dem „bergseits der Marktgasse liegendem Laubengang“. „Das ist die Marktgasse selbst, die ist der Laubengang“ wird geantwortet. Wieder einmal guckt einer dumm aus der Wäsche. Ist aber auch ziemlich von Autos verstellt, die ganze Angelegenheit.


Zuchtplaketten

Altstätten

NSG Rheinauen

Restaurant im NSG

Danach ist man schon im Mündungsdelta zum Bodensee, dem größten Süßwasserdelta Europas. Das freut einen. Der letzte Ort heißt Fussach, danach NSG. Den Brachvogel kann ich dennoch nicht entdecken. Auf den würde man unter Umständen auch durch seine grellen Schreie aufmerksam. Am See ist dann doch ein Ausflugsrestaurant und ein Campingplatz. Schließlich geht es an den alten Rhein, 15 km Umweg bin ich gefahren, um diese Region zu sehen, das hat sich eigentlich nicht gelohnt. Es hat die Organisatoren des Radweges sicher auch einige Mühe gekostet, die Route zwischen den Autobahnen, deren Auffahrten und der Eisenbahnlinie hindurch zu lotsen. In Rorschach landet man fast auf den Bahnsteigen des Bahnhofs.





Irgendwie bin ich heute von diesem Teilstück auf der Schweizer Seite des Bodensees nicht so angetan. Vielleicht liegt das am starken Radverkehr, da fühlt man sich nicht so individuell. Oft geht es immer an der Bahn lang. Diese Strecke ist auch für Inline-Skater ausgeschildert. Ich bin froh, dann irgendwann in Kreuzlingen und Konstanz anzukommen. Hier gibt es ein paar Sachen zu erledigen. Erstmal lecker Euros vom Bankomat. Dann eine neue Free & Easy Karte für das Handy. Das geht alles gegenüber vom Bahnhof. Dann noch zum Obermarkt für ein Foto vom Hotel Barbarossa, wo ich einmal auf einer Dienstreise genächtigt hatte. Nebenan ist eine Stadtführung zugange, da wird von Prangern und Galgen berichtet und die Leute gruseln sich.


Arbon

Berlingen

Stein am Rhein

Wieder aus Konstanz herausmogeln zum Grenzübergang Tägerwilen, da ist man wieder in der Schweiz. Dieser Teil des Bodensee-Radweges ist wiederum sehr schön, Orte wie Ermatingen, Berlingen oder Steckborn haben hübsche Häuser. Auf dem See, dem Untersee tummeln sich die Surfer bei starkem Wind (der von vorn kommt). Wie an der Schnur gezogen fegen die über das Wasser. Einige lassen sich von einem Drachen ziehen, das nennt man dann Kite-Surfing.

Während ich mich so gegen den Wind voran kämpfe, habe ich mir ausgedacht, dass ich morgen einen Ruhetag in Stein am Rhein einlegen werde. So buche ich im Hotel Grenzstein gleich für zwei Nächte ein. Ob ich einen Adapter für den Föhn brauche, werde ich gefragt. Einen Föhn habe ich nun gerade nicht im Gepäck. Könnte man höchstens zum Wäschetrocknen gebrauchen. Mein Zimmer hat sogar einen Balkon mit schöner Aussicht, wenn die Tankstelle vor der Nase nicht wäre. Nichts ist perfekt.

Nach einem Holzfällerteller mit der musikalischen Untermalung: „Drunten am Bach, da steht an Haus mit am Schindeldach...“ geht es einem dann schon wieder besser.




17. Tag: Fr, 19.6. Stein am Rhein - Radolfzell - Aach - Singen, 95 km

Zunächst einmal hinunter nach Stein zum Fotografieren., aber es gibt noch keine Sonne. Heute wird hier ein Fest stattfinden, es sind eine Menge Verkaufsbuden aufgebaut. Der ganzen Sache wird lieber der Rücken zu gekehrt und man macht sich auf in Richtung der Stadt Radolfzell. Immer am See lang, schön zu fahren, viele Tagesfahrer.

Kurz vor Radolfzell ist die Mündung der Aach in den Zeller See mit einer Schautafel. Da weiß ich schon, wo ich als nächstes hinfahre. Am Bahnhof in Radolfzell ist die Info, dort bekomme ich auch eine Radkarte der Gegend. In der Stadt schaue ich mich nur kurz um, kann später aber nachlesen, was ich alles verpasst habe.




Natürlich weiß jeder, der meine Geschichte mit der Donauversickerung kennt (1995), wo ich nun hin fahren will: zum Aachtopf, der größten Quelle in Deutschland. Dort kommen die Wasser wieder zum Vorschein, die in der Donauversickerung verschwinden, sich also entschlossen haben, statt in das schwarze Meer in den Ärmelkanal zu fließen.

Auf dem Weg dorthin passiert man das Friedinger Schlössle, 543 m. Um mir nicht nachsagen zu lassen, man lasse alles links liegen, fahre bzw. schiebe ich dort hinauf. Das hätte ich mir sparen können, denn dort ist heute wegen geschlossener Gesellschaft keine Besichtigung möglich. Es findet das hier bekannte „Rittermahl“ statt. Da bin ich nicht eingeladen. Man hat aber einen schönen Blick auf den Hohentwiel über Singen. Fahre ich eben weiter über Volkertshausen (da hat noch ein Supermarkt offen) nach Aach. Der Aachtopf ist ausgeschildert, aber viel zu sehen gibt es da nicht. Am interessantesten ist noch die Schautafel. Die schönste Quelle in Deutschland ist dann doch wohl der Blautopf in Blaubeuren.





Auf der Rückfahrt bietet sich nun Schloss Langenstein mit Fasnachtsmuseum an. Das Schloss ist fest in den Händen von Golfern, d.h. rings herum von einem 18 Loch Golfplatz umzingelt. Das Ganze nennt sich Country Club Schloss Langenstein. Einer von denen sucht verzweifelt seinen Golfball am Straßenrand. Da ist wohl ein Schlag in die Hose gegangen. Jedenfalls ist der völlig fertig. Was macht ein Golfer, wenn er seinen Ball nicht wieder findet? Harakiri? Da muss man sich mal schlau fragen (Auskunft einer Kollegin, die ist sogar Vereinsmeisterin: „Er muss einen Provisorischen spielen und bekommt einen Strafschlag“). Im nächsten Ort, der heißt Wiechs, ist schon wieder ein Golfplatz, der beginnt gleich an dem kleinen Kirchlein. Um über Land zu fahren kann man sich nun den ausgeschilderten Wegen anvertrauen. Dort ist leider für gewöhnlich nicht angegeben, wohin es geht, sondern die Wege sind nummeriert. So wechselt gelegentlich die Wegenummer und man weiß dann schließlich nicht mehr, wo man sich befindet. Ich muss daher einen Herrn mit Hund als GPS-Ersatz bemühen. „Da und da und da geht’s nach Beuren“. Der einzige Ort, wo ich nicht hinkomme, ist Beuren, lande aber wieder in Friedingen. Da ist jetzt der Bär los. Es findet eine Dorfhochzeit statt, Hunderte haben sich auf dem Kirchplatz versammelt. Das Brautpaar wird von der Feuerwehr in einen Hubkorb gesetzt und dann mit der Drehleiter hochgekurbelt so hoch es geht. Höher als der Kirchturm!

Ich will noch nach Singen gleich um die Ecke und im Tal. Da hat man einen nagelneuen Radweg im Wald angelegt, wie überhaupt die ganze Gegend auf Radler eingestellt zu sein scheint. Das ist gut so. Hauptattraktion in Singen ist der Hohentwiel, 686 m. Da muss ich nun aber nicht auch noch rauf, bei allem was recht ist. Eine Rote Grillwurst in der Fußgängerzone, dann geht es „heim“. Neben der Strecke zurück zum Rhein und in die Schweiz ist praktisch eine zweite Straße nur für den unmotorisierten Verkehr – kein Radweg sondern eine Radstraße. So kommt man entspannt wieder nach Stein. Am Ortsanfang entdecke ich endlich, was ich schon lange suche: eine Pizzeria.

Nach dem Regenerieren im Hotel Grenzstein fahre ich mit dem Fahrrad zu der Pizzeria. Da genieße ich neben einer Pizza Marinara auch das Fußballspiel Deutschland – Lettland auf einer Großleinwand. Genießen ist zu viel gesagt, Pizza ja, aber auf der Leinwand zittert das Bild und alles ist doppelt: zwei Bälle, zwei Schiedsrichter, alle Spieler doppelt und so auch die Tore. Trotzdem fällt kein Tor.

Auf dem Rückweg werde ich bei einem überraschenden Regenschauer dann leider ziemlich nass, weil ich keine Regenklamotten mitgenommen hatte. Und die Hotelgarage für die Fahrräder ist inzwischen gerammelt voll, da muss mein Rad unter einem Vordach nächtigen.


Gailingen/Diessenhofen

Schaffhausen

Rheinfall

Marina, Marina...

18. Tag: So, 20.6. Stein am Rhein - Säckingen, 115 km

Die weitere Schweizer Rheinroute verspricht noch einiges. Von Gailingen nach Diessenhofen führt eine schöne Holzbrücke über den Rhein. Dann ist man aber auch schon in Schaffhausen, da geht es erst richtig zur Sache. Es kann einem passieren, dass man nur der Beschilderung zum Rheinfall folgt und dadurch die Besichtigung der sicherlich sehenswerten Altstadt verpasst. Wenn es endlich steil hinauf geht zum Schloss Laufen hat man es geschafft, die bedeutendste Sehenswürdigkeit am Rhein (neben Deutschem Eck in Koblenz oder Loreley). Die Besichtigung ist nur vom Schloss Laufen aus möglich, kostet 1 €, das lohnt sich aber. Es gibt einige Aussichtsplattformen, Treppen die hinunter führen, sogar kleine Tunnel durch Felsvorsprünge. Wenn da gerade eine temperamentvolle italienische Touristengruppe zugange ist kann es einem passieren, dass man bei der ganzen Gestikuliererei in einem Tunnel eine verpasst bekommt. Sonst wird viel und gegenseitig fotografiert – gerade ist die Sonne heraus gekommen. Ach ja, der Rheinfall. Schon beeindruckend, besonders, weil man ganz nah an die gewaltig strömenden Wassermassen heran kommt. Auch Boote fahren hinüber zum Mittelfelsen, da wird man vielleicht sogar nass von der Gischt.

Am Eingang oben sitzt ein älterer Herr und verdient seinen Lebensunterhalt mit seiner Geige. Der hat sich auf die Besucher eingestellt, was die Nationalität angeht. So fiedelt er unentwegt und ohne Pause: Mi sono innamorato di Marina ... Irgendwie hat das was, wenn man dem eine Weile lauscht. Bald hat man den ganzen Trubel hinter sich, findet sich nun allerdings vor einem heftigen Regenschauer Schutz suchend in einer eigens erbauten Radlerstation wieder. Und das ist oberhalb des Ortes Rheinau mit einer Benediktinerabtei. Bei schönem Wetter wäre man vielleicht hinunter gefahren.

Dafür geht es nun auf einem schotterigen Weg ein paar km durch den Wald und es regnet weiter. Dabei werden Füße, Rad und Gepäcktaschen einigermaßen eingesaut – hätte man doch lieber die Straße nehmen sollen. Dann fährt man über eine Brücke eines Rhein-Zuflusses. Da kommt gerade eine Dame vom Uferweg herauf. „Wie heißt denn dieser Fluss hier?“ frage ich. „Das ist die Thur“. Da wird mir auch klar, warum ich die ganze Zeit im Thurgau herumgegeistert bin. Die Dame will mich dann noch auf weitere geschotterte Wege verweisen, die viel schöner seien. Aber mein Bedarf ist gedeckt.


Kaiserstuhl

Kaiserstuhl

Stern von Laufenburg

Nun fährt es sich auch so sehr schön weiter teilweise durch Auwälder aber auch über ein paar Berge (am Irchel). In dem Ort Kaiserstuhl erlebt man dann wieder was. Da wird gerade ein Turm (Römerturm, stammt aber aus dem Mittelalter) für eine Besteigung geöffnet (kostenfrei). Eine Gruppe mit Tandems und Rückspiegeln an den Brillen wartet schon auf Einlass. Die kommen aus Amerika und freuen sich auf das „Alte Europa“, na also.

Oben auf dem Turm hat man eine schöne Aussicht, wie das auf Türmen so ist. Eine der Tandemdamen fragt mich, was das für ein Rad dort oben sei. Das sieht aus wie so ein Tretrad, in das man jemanden einsperren kann, damit er durch beständiges Laufen das Rad in Drehung versetzt. Wozu es gedient haben mag, können wir uns nicht erklären. Vielleicht als Kran oder Lastenwinde? Man hätte ja auch die Dame am Eingang fragen können. Ein Teil der Tandemgruppe verschwindet in der nahen Gastwirtschaft, ein anderer begibt sich mit oder ohne Tandem auf eine Ortsbesichtigung. Ich setze mich unter einen Baum – und klacks! – hat mir ein Vogel auf den Kopf geschissen. Für so was muss man also erst knapp 2000 km fahren – aber es soll Glück bringen.

Das Rheintal wird nun allmählich weiter. In dem Ort Koblenz findet dann die große Vereinigung des Rheins mit der Aare statt. Der Rhein kann froh sein, dass er seinen Namen behält, denn die Aare bringt mehr Wasser mit sich. Der hätten wir übrigens von Gletsch über den Grimsel-Pass aus auch schon folgen können. Das wäre dann die Aare-Route (Route 8) gewesen. Gleich hinter der Einmündung liegt auf deutscher Seite die Stadt Waldshut. Hier wird in einer der nächsten Nächte das Epizentrum eines kleinen Erdbebens sein (3.8 auf Richter Sk.). Da merkt man jetzt noch nichts davon.

Einige Zeit später wird es etwas technisch beim „Stern von Laufenburg“. Das ist eine internationale Stromverteilerzentrale. Ein Wald von Isolatoren, von denen ich nur einen Bruchteil auf das Foto bekommen kann. Hoffentlich blicken die Experten da noch durch. Ich bin für heute froh, Säckingen zu erreichen, noch dazu über eine gedeckte Holzbrücke – der längsten Europas. Dabei quert man nebenbei die Grenze nach Deutschland.

Am Bahnhof ist eine sehr gute Informationstafel, wo ich mir ein Hotel heraussuchen kann. Man hätte auch im Goldenen Knopf, gleich am Münsterplatz absteigen können, das erste Haus am Platze. Da wäre es dann doppelt so teuer. Ich frage mich zum Hotel Schneider durch. Da ist zwar alles verrammelt, aber nach Klingeln öffnet eine nette Dame und ich kriege ein schönes Quartier. Zum Essen lande ich mal wieder beim Chinesen (Hongkong). Irgendwie erscheint mir hier alles spottbillig, nachdem man aus der Schweiz herüber kommt. Deshalb gibt es heute was mit Ente, und tatsächlich, ein ganzer Berg davon wird serviert.

Ein Rundgang offenbart: St. Fridolinsmünster, gotischer Bau mit barockem Touch, im Moment ist gerade Messe, da kann man nicht hinein. Diebsturm, Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage, Gallusturm, wieder instand gesetzt durch die Bad Säckinger Narren. Und wie war das mit dem „Trompeter von Säckingen“? Das ist ein Versepos von Joseph Victor von Scheffel, dort kommt auch eine "epische Charakterkatze" vor, und die heißt Kater Hiddigeigei.


Auf zur letzten Etappe: Elsass und Strassburg
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