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30.12. Von Braunlage nach Elend

Am Freitag sind wir nach Braunlage gefahren, wo wir über Sylvester bleiben wollen. Am Sonnabend dann wollen wir uns auch mal den ]bergang nach Elend ansehen, dem wir ja am 1. Weihnachtstag schon so nahe waren. In Braunlage geht man von der Wurmbergstraße aus zu Fuß, es fährt auch ein Bus im Pendelverkehr. Es sind wieder eine überraschend große Menge Menschen unterwegs. Da kein Schnee liegt, mangelt es allerdings auch an den Wintersportmöglichkeiten. Wir gehen wie gewohnt durch die Kontrolle, hier wird erstmal beanstandet, daß Stefanies Kinderausweis nicht mehr gültig ist, aber das hat keine weiteren Konsequenzen.

Auf der anderen Seite ist auch ein Buspendelverkehr eingerichtet, leider fährt gerade ein Bus ab, als wir an der Haltestelle erscheinen. Mit einigen anderen Leuten müssen wir nun fast eine halbe Stunde bei unangenehmen Temperaturen auf den Bus warten. Hätte man das gewußt, wären wir die 5 km nach Elend zufuß gelaufen. Viele fahren mit dem Taxi, die alle 5 Minuten auftauchen und gut zu tun haben. Endlich kommt der Bus, der ist im Nu voll, und dann ab die Post. Weit hinter der Grenze passieren wir wieder einen inneren Sperrzaun, der nochmal genauso gesichert ist, wie die Grenze selbst. Dann geht es nach Elend hinein, am Bahnhof steigen wir aus.

Hier ist ein Restaurant, das erst in einer Stunde öffnet. Erwartungsvoll gehen wir nun in den Ort, ein kleines Andenkengeschäft, sonst gibt es nicht viel zu sehen. Einige Häuser sehen recht schmuck, andere dagegen wieder verwahrlost aus. Woran mag das in diesem bisher sozialistischen System liegen. Am Ende der Straße vom Bahnhof herunter liegt inmitten einer großen Wiese die kleine Kirche von Elend, angeblich der kleinsten der DDR. Da gibt es den Spruch: "Wenn alle hineingehen, gehen nicht alle hinein, aber da nicht alle hineingehen, gehen alle hinein" (bei einem späteren Diavortrag über den Ostharz aufgegabelt). Wir blinzeln durch die Fenster, da kann man nichts erkennen. Laut Aushang finden hier aber Gottesdienste und Andachten statt.

Um die Ecke liegt ein Gewerkschafts-Erholungsheim, da ist ein Restaurant für die Öffentlichkeit angeschlossen. Freudig beziehen wir in dem gut besetzten Lokal einen freien Platz, es muß dringend aufgewärmt werden. Wir bekommen auch gut zu essen, Kottlet für DM 3.80 und ein Bier für gut 50 Pfennige. Am Tisch sitzen noch zwei Familien, die sich hier getroffen haben, eine aus dem Westen, die andere aus dem Erzgebirge. Die wollen noch zurückfahren und haben eine lange Fahrt vor sich. Unsere Bedenken, daß bei den Preisen die Gefahr besteht, daß die Bundesbürger den DDR-Einwohnern alles wegschnappen, werden nicht geteilt. Aber ich bin mir nicht so sicher, wie das in Zukunft bei den zu erwartenden Invasionen in den Ostharz funktionieren soll.

Dann brechen wir auch auf und begeben uns zum Bahnhof. Wieder fährt gerade ein Bus los, wir versuchen noch gestikulierend, ihn zum Anhalten zu bewegen, aber der Fahrer nimmt keine Notiz von uns und biegt ungerührt in die Straße Richtung Elbingerode ein. Nun - da wollten wir ja auch gar nicht hin. Da kommt wieder ein Taxi, diesmal spendieren wir uns also das. Für DM 7.60 bringt es uns an die Grenze, der Preis von 50 Pfennig pro km scheint doch nicht zu stimmen. So sind wir schnell wieder in Braunlage, wo wir erstmal einen wohlverdienten Mittagsschlaf halten.

Nach Neujahr erfahren wir aus dem Fernsehen, daß hunderte von Menschen in der Sylvesternacht von Elend und Schierke auf den Brocken gestiegen sind, das haben wir leider verpaßt.


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