Freitag, Das Palmental

Am Morgen treffen sich 18 Teilnehmer für die Tour. Heidi verabschiedet uns gebührend, sie darf heute weiter "Urlaub" machen. Uns stehen 9 km mit 800 Höhenmetern Abwärtswanderung bevor. Unser Wanderführer ist wieder der Olav, den wir von der Rundfahrt schon kennen. Der Bus bringt uns zum Startpunkt am Roque Agando, Dort ist auch eine Gedenkstätte an einen verheerenden Waldbrand im Jahre 1984 mit 20 Todesopfern, die bei einer Begutachtung des vorläufigen Feuerschadens einer durch aufkommenden Wind plötzlich auftretenden Feuerwalze zum Opfer fielen.

Der Wanderweg führt steil hinab in das Tal von Benchijigua. Das gesamte Tal befindet sich im Besitz jener Familie Olsen, die aus dem Tal die Wasserversorgung an der Küste und damit auch unserer Hotelanlage mit der wunderbaren Bepflanzung gesichert haben. Unser Olav erklärt uns derweil die eine oder andere Pflanzenart, die endemisch sind, und das heißt weltweit nur auf dieser Insel heimisch sind. Es handelt sich vorwiegend um dickfleischige wasserspeichernde Pflanzen, die meistens der Familie der Wolfsmilchgewächse angehören. Es gibt sogar eine Art, deren milchige Absonderung tödlich giftig ist, da wird dann scherzhaft eingestreut, das sei eher etwas für die Schwiegermutter.

Von weitem kann man allmählich das erste Ziel sehen, das ist die Kapelle San Juan bei Benchijigua. Durch die wunderschöne Landschaft und Vegetation, vorbei an ehemaligen Wasserrinnen (Levadas) erreichen wir abwärts steigend schließlich diesen Ort, wo eine längere Rast eingelegt wird. Zuerst fällt ein Gebäude mit verrußter Kaminklappe und Grilleinrichtung ins Auge. Ja, hier habe man zuletzt mit Frau Merkel gefeiert. Wie die wohl hier hingekommen sein mag. Sicher ist sie nicht im Hosenanzug den Berg herabgekollert.

In der Nachbarschaft stehen noch ein paar gut eingerichtete Gebäude. Da konnte man eine Zeit lang eine Woche Jardin Tecina und eine Woche Benchijigua buchen. Leider hat sich das nicht getragen, es ist einfach zu abgeschieden hier oben. Von dem Dorf ist auch nicht mehr viel erhalten, es sind zu viele Menschen abgewandert, wie zuvor bereits erörtert. In einem nahegelegenen Felsen mit einem eigenartigen Monument davor befinden sich kleine Höhlen, einige Eingänge sind vermauert, auch diese mögen einmal einem Zweck gedient haben.

Als nächstes lernen wir etwas über die Kaktuslaus Conchinilla. Die kommt hier reichlich vor. Wenn man sie auf der Hand zerreibt, zeigt sich eine karminrote Flüssigkeit. Sie wird zur Herstellung von Kosmetika und Lippenstift verwendet, damit macht das Küssen dann erst richtig Spaß. Man kann viel Geld mit diesem sonderbaren Rohstoff verdienen, aber es hat wohl zum Auskommen der Einwohner auch nicht gereicht.

Wir holpern nun weiter abwärts durch das schöne aber nach der langen Trockenheit fast wasserlose Tal. Nur an einer Stelle findet sich noch ein halbwegs gefüllter Wasserspeicher. Dann sind wir bald am Ende der Wanderung in dem Anwesen Pastrana angelangt und genießen die wohlverdiente Rast in einem urigen Lokal an der Fahrstraße, wo uns auch der Bus für die Rückfahrt erwartet. Zurück im Hotel und am Pool werden die qualmenden Socken ausgezogen und Dusche und Bad sind die Belohnung für die Mühsalen der Wanderung.


Fortsetzung Reisebericht
Zurück zur Kapitelseite
Zurück zur Reiseseite