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9 Freitag, 26.7. Skagen - Hals/Egensee, 117 km

Zum Frühstück kann man immerhin eine Kaffeemaschine benutzen, ansonsten habe ich noch Brot von gestern morgen und bröckeligen Käse. Im Haus ist es noch totenstill, wo kann ich denn nun mein Geld los werden? Ein schlaftrunkener Mann taucht auf und knöpft sich gerade die Hose zu. Ich lade mein Gepäck auf und finde dann die Madam von gestern im Nachthemd in der Küche. Damit ist alles erledigt und man fährt nun die gleiche Strecke von gestern zurück. Heute morgen ist man hier ganz allein.


Grabsteine zum Aussuchen (Ålbæk)

Der Steinmetz bei der Arbeit

Schließlich geht es auf der Landstraße mit Radweg Richtung Frederikshavn. Wir haben wieder mal etwas Nieselregen und ich muss fest stellen, dass ich wohl meine Mütze in dem Kellerloch in Skagen liegen gelassen habe. Die Beschilderung lautet nun R5, und das ist die Ostküsten Radroute. Man wird dann auch elegant um Frederikshavn herum geführt, und wenn man darauf nicht vorbereitet ist, bekommt man Schwierigkeiten mit dem Richtungssinn.

Fischtreppe (Elling)

Flade Kirke
Zudem geht es anhaltend bergauf und man landet an der Flade Kirke in etwa 100 m Höhe. Sogar einen Sendeturm gibt es hier oben. Um die Kirche herum befinden sich anscheinend archäologische Besonderheiten aus prähistorischer Zeit. Ich stehe aber im Nieselregen und schaue ein paar Friedhofsarbeitern zu, die mit einer Harkmaschine die Kieswege in Ordnung bringen.


Hinweisschild zur NSCR

Ich habe keine Karte von dieser Gegend und bin hoch erfreut, als ich vor einem Schild stehe, das die North Sea Cykle Route beschreibt. Man muss dann ein paar Kilometer entlang der E45 fahren, sozusagen eine Autobahn mit Radweg. Es geht nun immer nach Süden, landschaftlich nicht so sehr reizvoll. Von links blinkt nun das Kattegat. Ab Melholt habe ich wieder ein Faltblatt über den R5. Ein paar Rasteinlagen, an der See oder hinter einem Supermarkt auf Säcken mit Gartenerde. Da kann man sogar einmal die Beine hochlegen.


Wehr in Sæby?

Haus in Sæby

Bis Hals geht es noch, da gibt es ein Hotel. Das ist in erster Linie ein Bowlingcenter. Und es gibt ein Jugend Fußball Festival, da ist natürlich wieder alles belegt. Immerhin kann ich einen schönen Prospekt mit detaillierten Landkarten Nord Dänemarks abstauben. Diesmal werde ich auf der Route bleiben, bis sich eine Übernachtungsmöglichkeit findet.

Fahrradfreundliche Einladung

Rastplatz hinter einem Kaufmannsladen
Mit der Fähre setzt man über den östlichen Ausgang des Limfjords. Da ist gleich ein Motell, aber alles verwaist, man soll irgendwo anrufen, wenn man etwas will. Daneben ist ein Campingplatz. Da ist die Hütte 1 frei. Da bin ich begeistert, mal in einer Hütte hausen? Die Hütte hat 6 Betten, davon kann ich nur eines benutzen, zahle aber womöglich für 6. Egal, Hauptsache man hat ein Dach über dem Kopf. Ein wenig weiter ist ein Supermarkt, einen Kanister Wasser braucht man noch, dann ist man autark. Ich lasse mir einen Topf mit Krabben schmecken, hoffentlich eine Kalorienbombe. Zwei Fliegen teilen die Hütte mit mir, aber die werden begnadigt – ich bin in guter Stimmung.

Mit den Nachbarn (Deutsche) bändele ich nicht an, die sitzen noch in der Abendsonne, die hier bis fast 21 Uhr scheint. Dann höre ich noch „So Kinder, ab geht’s“ und wenig später großes Gekreische: eine Ratte!! Schließlich aber Entwarnung: es war nur ein Maulwurf.

10 Samstag, 27.7. Egensee - Grenaa/Sangstrup, 142 km

Rastplatz am Kattegat

Nach Frühstück und Abwasch, Schlüssel abgeben, geht es weiter. Erst mal bis Dokkedal, dann windet sich der R5 landeinwärts über Hügel und unbefestigte Strecken. Ich bleibe auf der 541 und komme schnell voran. So geht das bis zum Ort Als, ab hier droht eine „Durststrecke“ auf verkehrsreicher Straße gegen den Wind. Landschaftlich schön, aber eben der Verkehr. Auf halber Strecke wird man erlöst, da kreuzt der R5 und man kann verkehrsfrei bis Hadsund radeln, sieht aus wie ein alter Bahndamm. In Hadsund kaufe ich mir eine neue Luftpumpe, bei der alten ist der Stutzen abgebrochen und sie ging nur noch mehr schlecht als recht.


Panorama von der Hadsundbrücke

Kirchen auf Hügeln

Dann auf einer hohen Brücke über den Mariager Fjord. Ein herrliches Panorama bietet sich dort. Zunächst muss man auf der Hauptstrasse bleiben. Da bringt einer gerade ein Plakat an: Weihnachtsbäume. Der ist ja früh dran. Tatsächlich sind hier Plantagen mit kleineren Nadelhölzern, womöglich die Nordlandfichten. Bald kann man in die Botanik abbiegen und sich Richtung Udbyhøi Vasehuse halten. Man blüht mal wieder auf, weite Blicke über die sonnige Landschaft, Kirchen auf Hügeln, Rückenwind. In Udbyhøj dann die Fähre über den Randers Fjord.


Fähre in Udbyhøy

Kaufmannsladen auf dem Lande (Udby)

Schön abseits vom Verkehr geht es weiter bis zur Kirche Estruplund. Wenn man sich die Kirche nicht von innen anguckt, hat man etwas verpasst. Dort sind schöne Fresken zu bewundern. Dann geht es irgendwann nicht weiter und ich verliere das R5-Schild (bei Lystrup). Also auf der Schnellstrasse bis Fjellerup. Dort gibt es eine Touristeninformation und ich bekomme eine Karte. Von der Zeit her könnte ich vor 17 Uhr in Grenaa sein, wenn ich nicht so sehr trödele. Ein Abstecher noch über Schloss Meilgaard und Bönnerup Strand, aber mehr auch nicht.


Kirche Estruplund

Kirchenschiff Estruplund

Fresken und Schiffsmodell

Grenaa
Meine Zeitkalkulation ist Gold wert. Ich kann tatsächlich in der Zeit das Touristenbüro in Grenaa frequentieren. Leider kein Quartier verfügbar: Fußball Festival. Nach einigem Grübeln fällt den Damen doch was ein, sie telefonieren und mir wird ein Wohnwagen zugesagt. Da bin ich begeistert. Ich buche auch gleich die Überfahrt nach Varberg/Schweden für morgen. Den beiden Damen in Grenaa bin ich damit zu großem Dank verpflichtet.

Sogar in die Kirche lässt man mich noch rein, die sollte gerade abgeschlossen werden. Ein Informationsblatt bekomme ich obendrein dazu. Dann mache ich mich auf den Weg zu meinem Wohnwagen, der steht bei Karlby Klint in der Nähe von Sangstrup. 15 km sind es noch bis dort, aber die lege ich in Hochstimmung zurück. Eingebogen durch ein Hoftor, hier liegt mein Nirwana. Der Wohnwagen steht abseits hinter einer Scheune, da hat man seine Ruhe. Man empfängt mich herzlich, ich bin ja angekündigt.


Figuren im Weizenfeld

Man weist mich ein, über das Getreidefeld könne man auf der Treckerspur bis zur Steilküste laufen, die sei Millionen von Jahren alt. Alsbald bin ich auf dem Weg dorthin, das ist ja hoch interessant. Über eine Strickleiter mit Sicherungsseil kann man an den steinigen Strand hinunter klettern. Im Meer stehen eine Reihe von Pfosten und auf jedem sitzt ein Kormoran. Die Steilküste zieht sich kilometerweit in beide Richtungen.


Steilküste Karlby Klint...

Strickleiter mit Seil

...Millionen Jahre alt

Ich kehre zurück zu meinem Wohnwagen und verlebe einen herrlichen Abend in völliger Ruhe. Auf dem Informationsblatt des Hauses steht dann auch: Mange muligheder for afslapning. Das kann ich sogar übersetzen und mache Gebrauch davon.

Die Adresse dieses herrlichen Domizils ist:

Klintegarden, Paul & Toni Möller
Hjembäkvej 54
Sangstrup, 8500 Grenaa
Tel. 86 33 23 04, Fax 86 33 23 15

11 Sonntag, 28.7. Grenaa - Varberg - Stravalla, 142 km

Zum Frühstück fehlen mir ein paar Scheiben Weißbrot für die Orangenmarmelade, da lasse ich mir in der Küche ein paar geben. Die werden dann später extra berechnet. Nach dem Frühstück noch einmal zur Steilküste für ein paar Fotos, die Kormorane sitzen immer noch auf ihren Pfosten.


Leuchtturm Fornæs Fyr

Das Schiff von Grenaa nach Varberg geht um 13.00 Uhr. Da kann man alles langsam angehen lassen. Alles eingepackt, Rechnung beglichen (inkl. Weißbrot), dann geht es gemütlich zurück nach Grenaa. Auf dem Weg passiert man den Leuchtturm Fornæs Fyr, ein schöner Abstecher. In Grenaa muss nun noch eine Weile abgebummelt werden. Das fällt in der Umgebung des Hafens nicht schwer, da gibt es immer was zu gucken.

Fischer in Grenaa

Hafen in Grenaa
Am Ende lande ich draußen auf der Mole, da kommt auch schon die Stena Nautica von See heran. Vor mir steht ein Mann auf der Mole wie das personifizierte Fernweh, aber dann winkt er einem Kind zu, das vom oberen Deck herunter jauchzt. Das will er wohl abholen.


"Stena Nautica" und Fernweh?

Nachdem das Schiff angelegt hat, ist es ganz interessant zu beobachten, welche Massen nun aus dem Schiffsbauch heraus quellen. Ein Vater zeigt seinem Sohn die geöffnete Ladeklappe und sagt:

„Jetzt kannste mal reingucken, guck mal wie lang das ist, da fällste tot um“.

Dann muss man einchecken und kommt in Spur 1 zu stehen, da finden sich immer die Rad- und Motorradfahrer, die dürfen dann als erste an Bord. Mit dabei ist eine dänische Gruppe, die haben Anhänger und allerlei merkwürdiges Gepäck, wie z.B. einen Hocker quer über den Rucksack geschnallt. Vielleicht wollen die in Schweden angeln?


Kapitel 4. Varberg - Svinesund
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