Thueringen Oktober 90

Planung

Wenn man Geburtstag hat, besonders wenn eine "Null" am Ende des erreichten Alters steht, sind die Erwartungen von Verwandten, Freunden, Nachbarn und Bekannten auf eine eindrucksvolle Festivität hochgesteckt. Es hat sich eingebürgert, zu einem solchen Anlaß ein Lokal zu mieten, ein Zelt im Garten zu errichten oder im Dorfgemeinschaftshaus mit großzügigen kalten Platten und ausreichend alkoholischen Getränken die Gäste zu bewirten. Man kann aber auch sagen: das machen wir anders, auf die Gefahr hin, als knauserig zu gelten.

Das nehmen wir in Kauf, Heidi wünscht sich eine Fahrt in den Thüringer Wald, möglichst per Fahrrad über den Rennsteig. Das ist eher mein eigener Wunsch, doch er läßt sich so auch nicht realisieren, denn das ist eine reine Mountainbike Tour. Die Übernachtungsmöglichkeiten sind spärlich, das ganze wäre eine körperlich sehr anstrengende Angelegenheit, die nicht unbedingt für einen Geburtstagswunsch geeignet ist. Dann machen wir lieber eine Kennlern- und Bildungsreise daraus, wir fahren mit dem Auto und nehmen die Fahrräder mit. Irgendwo werden wir vielleicht ein nettes Quartier finden, von wo aus man Touren unternehmen kann. Aber es wird nichts vorgeplant, wir fahren einfach hinein in das unbekannte Thüringen.

Eine weitere Besonderheit besteht darin, daß wir zum ersten Mal die Kinder allein zu Hause lassen. Die haben Schule, haben daher hoffentlich nicht allzuviel Gelegenheit für Dummheiten. Mittag können sie sich ja ganz gut selbst zubereiten, und ansonsten tut es ihnen sicher mal gut, auf sich allein gestellt zu sein. Einen Hausschlüssel bekommt die Nachbarin, Konserven und Fertiggerichte werden bei ALDI besorgt, dann sind die Vorbereitungen schon abgeschlossen.

Montag, 8.10. Fahrt nach Eisenach

Heute soll es losgehen, so stehen wir zwar nicht mit den Hühnern, aber mit den Kindern auf. Als die unter mehr oder weniger feierlichen Abschiedszeremonien in die Schule abgedampft sind, packen wir unsere Sachen. Die Fahrräder kommen auf das Dach vom Auto, 9.15 Uhr fahren wir los. Das Wetter ist warm und trocken, es ist etwas dunstig, aber die Sonne läßt sich ab und zu blicken. Auf der Autobahn geht es bis hinter Göttingen, dann zweigen wir bei Friedland ab auf die B 524 durch das Werratal. Vorbei an Wahlhausen auf der anderen Seite der Werra, früher ein Ort abgeschottet durch Zäune, heute "mitten in Deutschland", wie es so schön heißt. Rechts oben Burg Ludwigstein, von ihrer Klassenfahrt dorthin schwärmt Stefanie heute noch. Aber sie ist ja nun nicht mit von der Partie, so fahren wir vorbei und machen in Allendorf die erste Pause. Einen "Tchibo" oder "Eduscho" suchen wir vergeblich, aber die schönen Fachwerkhäuser, die dem Ort ein ganz einheitliches Bild geben, entschädigen uns für die entgangene Kaffeepause. Auch die Häuser an der alten Hafengasse sind vorbildlich restauriert.

Es ist nicht weit bis Eschwege, da machen wir die zweite Rast. Schnell ist ein Kaffeegeschäft gefunden, natürlich bedient Heidi den Automat nicht richtig, sodaß die Verkäuferin erst helfend einschreiten muß. Das fängt ja mal wieder gut an. Dafür finde ich beim Rausgehen einen Pfennig auf der Erde. Der Kaffee drängt nun. Da wir zufällig vor dem Rathaus stehen, nehmen wir die Gelegenheit wahr, eine Einrichtung desselben auch zu benutzen. Erleichtert entnehmen wir einer Schautafel, daß es sich um ein klassizistisches Gebäude usw. handelt, was ja auch nicht schlecht ist. Unser Auto steht notdürftig geparkt zu Füßen des Nikolaiturmes, den ich schnell noch erklimme, denn es kostet nichts. Oben hat man einen schönen Blick über die roten Ziegeldächer von Eschwege. Heidi studiert inzwischen die Schautafeln, weil es sie vor den durchsichtigen Gittern der Treppenstufen graust.

Es geht weiter an der Werra entlang über Wanfried. Nun sind wir ja gerade einige Tage wiedervereinigt, aber meine "Befürchtung", die alte Grenze gar nicht mehr zu bemerken, ist unbegründet. Der Zaun zieht sich nach wie vor über Wiesen und [cker, an den Berghängen sind breite Schneisen, die erst in vielen Jahren zwachsen werden. Bald erreichen wir den Ort Treffurt, da sieht es auch schon anders aus als in Allendorf oder Eschwege. Auf einer schönen Strecke über Schnellmannshausen sind wir schließlich gegen Mittag in Eisenach. Erstaunt stelle ich fest, daß wir gerade 200 km zurückgelegt haben. In Eisenach fühlen wir uns erstmal nicht so wohl, der Schock über die vielen baufälligen und heruntergekommenen Bauten muß erstmal überwunden werden. Auch ist der Verkehr sehr lebhaft, nach dem Umrunden von einigen Plätzen und Straßenkomplexen finden wir schließlich doch einen günstigen Parkplatz am "Frauenplan" vor dem Bachdenkmal. Das Bachhaus ist gleich daneben, da drängeln sich die den Bussen entströmenden Menschen, auch ein "Mundstock"-Bus ist schon da.

Wir machen uns erstmal auf zur Touristen-Information, die liegt hinter dem Nikolaitor. Wir müssen eine halbe Stunde später noch einmal wiederkommen, da die für die Zimmervermittlung zuständige Kollegin erst ab 14 Uhr anwesend ist. Inzwischen besichtigen wir den Marktplatz, wo das schöne Rathaus von vielen Buden verstellt ist. Vietnamesen handeln mit Musikkassetten und nicht gerade modischen Textilien. Auch viele "Wessis" haben ihre Verkaufsstände aufgebaut und sichern die Versorgung mit Messern, Küchengeräten usw. Wir essen eine Thüringer Bratwurst.

Dann wieder zur Zimmervermittlung, wir bekommen sofort unser Quartier: Hillmer, Amalienstraße 8. Da können wir zu Fuß hinlaufen, es geht etwas den Berg hinauf. Hier stehen ehemals hochherrschaftliche Häuser, ob man die alle renovieren wird? Schließlich finden wir auch die uns genannte Adresse und werden herzlich aufgenommen und bekommen ein schönes Zimmer. Die Familie Hillmer hat einen Malerbetrieb, da ist jetzt und in Zukunft an Arbeit und Aufträgen kein Mangel.

Dann brechen wir auf, um der Bildung die Referenz zu erweisen. Das Ziel ist ja wohl nicht weiter zu diskutieren. Mit Freuden stellen wir fest, daß es ganz nah zum Auto ist, das wir erst am Abend "überführen" werden. Wir steigen hinter dem Bachhaus den Berg hinauf, "Burgweg" oder so, das ist ja wohl richtig. Bald kommen wir auf einen anderen Weg, mein unfehlbarer Richtungssinn läßt uns erstmal in die Richtung laufen, in die wir nicht wollen. Das stellt sich heraus, als wir die schönen Umrisse der Wartburg hinter uns durch den Wald schimmern sehen. Also umgedreht, mit einer Gruppe von vier Personen, zwei davon englisch sprechend, diskutieren wir an der nächsten Kreuzung über den Weiterverlauf des Aufstiegs zur Burg. Während ich meinem Richtungssinn folgend für einen Trampelpfad im Wald plädiere - vielleicht eine Abkürzung - besteht Heidi darauf, auf dem befestigten Weg zu bleiben. Ihre Erfahrungen mit meinen "Abkürzungen" werden nun sogar in das Englische übersetzt und das ruft Heiterkeit hervor. Eine weitere Frau wird gefragt, die bestätigt, daß meine Abkürzung einen größeren Umweg bedeutet hätte, es wird schließlich so gegen 18 Uhr dunkel. Heidi ist ganz stolz, daß sie den Orientierungswettkampf gewonnen hat. So landen wir naturgemäß auf dem Eselsplatz, von wo heute aber keine Esel die neugierige Fracht auf die Wartburg transportieren. So steigen wir nunmehr abgesichert durch vor und hinter uns laufende Busladungen die Treppen zu der berühmtesten Burg Deutschlands empor.

th02_1 th02_2 Wartburg

Rechts liegt das Wartburghotel, man kann einen Innenhof betreten und hat auch einen hübschen Blick auf die westliche Seite der Burg. Danach geht es über die Zugbrücke, die Heidi komischerweise ohne Abflug überwindet. Dann betreten wir das Allerheiligste, es kostet eine Mark "Torgeld". Nun folgen "Erster Burghof" und "Zweiter Burghof". Wir können umsonst die Vogtei mit Lutherstube besichtigen. Die Lutherstube, in der die Bibel übersetzt worden sein soll, ist ein schlichtes mit grobem Holz ausgeschlagenes Zimmer. Die Fenster sind aus trübem Butzenglas. Das ist auch nötig, denn sonst hätte Luther, anstatt zu übersetzen, den ganzen Tag aus dem Fenster geguckt. Denn draußen liegen die herbstbunten Wälder des Thüringer Waldes auf der einen Seite, auf der anderen tief unten Eisenach, oben an den Hörselbergen, wo es auch Höhlen geben soll, zieht sich die Autobahn entlang - das wäre was für Luther gewesen. Der wäre aus dem Autozählen gar nicht herausgekommen. Eine Tafel informiert die Besucher, daß so ziemlich jedes Möbel in der Lutherstube nicht mehr dem Original entspricht, an dem Tisch soll er gelegentlich einmal gesessen haben. Genausowenig ist der berühmte Tintenfleck an der Wand zu orten, wohin Luther einmal sein Tintenfaß geworfen haben soll, als ihn der Teufel zu irgendetwas versuchen wollte.

Am Ende des zweiten Hofes steht der Südturm, den man auch besteigen kann (eintrittsfrei). Heidi hat derweil Gelegenheit, die traurige Geschichte eines hier 18 Jahre eingekerkerten "Wiedertäufers" zu studieren. Da wird auf einer Schautafel beschrieben, wie tief das Verließ ist und wozu das Ängstloch" da ist. Ich gucke mir nochmal alles von oben an, bis zum Großen Inselsberg kann man schon sehen. Unten steht eine Menschenschlange und wartet auf die Führung durch den Rittersaal und das Ritterbad. Es ist dennoch so, daß wir heute am Montag Nachmittag außerhalb der Reisesaison eine geradezu menschenleere Wartburg erleben. "All back to the bus !" vernehmen wir beim Zurückgehen. Während die einen ihrem Bus zustreben, traben wir über den Reuterweg hinunter. Auf das Reuterhaus bin ich gespannt, weil ich in der letzten Zeit einiges von Reuter gelesen habe, so auch über seine letzten Lebensjahre, die er hier in Eisenach verlebt hat. "Montag geschlossen", außerdem ist es nach 17 Uhr, also keine Besichtigung möglich. Man kann aber in den Garten gehen, aber auch da ist nicht sehr viel zu sehen. Eine Gruppe von Leuten wischt mit kleinen Läppchen am Putz des Reuterhauses herum, das sind sicher Restauratoren.

Nun streben wir dem Abendessen zu, das Lokal "Micik" ist uns von unserer Zimmerwirtin empfohlen worden. Uns gefällt es gar nicht, hypermodern eingerichtet hat es keine Atmosphäre, auch die Speisekarte ist nicht so ganz das, was man sich so erhofft. Wir begnügen uns mit Sahnehering, werden immerhin satt. Schließlich landen wir in unserem Quartier, wo wir noch mit einem laut tickenden Wecker zu kämpfen haben, der landet schließlich im Kühlschrank, wo er auch pünktlich kurz nach dem Einschlafen laut rasselnd Alarm gibt.

Dienstag, 9.10. Eisenach - Schmalkalden

Es herrscht schönstes Wetter, noch ist es ein bißchen diesig, aber es wird einen sonnigen Tag geben. Wir sind gespannt, was dieser Tag bringen wird, wir wissen selber noch gar nichts. Beim Frühstück fragen wir Frau Hillmer nach einem attraktiven Ort im Thüringer Wald, wo man sich für ein paar Tage aufhalten könnte. Es kommt nur Friedrichroda als Vorschlag, und das ist gleich bei Eisenach. Wir legen uns jedenfalls noch nicht fest und fahren erstmal los. Es ist wenig Verkehr, da macht das schon Spaß. Das erste Ziel ist die "Hohe Sonne", heute ein Gasthaus oder Hotel - momentan gerade im Umbau - früher ein Lustschloß, das inzwischen nicht mehr existiert. Berühmt laut Reiseführer ist der Ausblick zur Wartburg, die sieht man tatsächlich. Wenn man das Ganze fotografiert, gerät das allerdings zu einem Suchbild.

th03_1 Hohe Sonne

Mich interessiert eher die "Drachenschlucht", die sich unterhalb der Hohen Sonne befindet. Wir marschieren bergab durch ein enges Tälchen, das zunächst wenig Schluchtartiges an sich hat. Schließlich klettert man aber doch zwischen ein paar Felsen hindurch. Endlich folgen dann doch ein paar Passagen, in denen man schulterbreit zwischen etwa 10 m hohen Felswänden sich hindurchzwängen muß. Leider ist der Bach, der diese Schlucht geschaffen hat, größtenteils durch einen Brettersteg überbaut. Dafür kann man an einer Seitenschlucht studieren, wie diese Sache in ihrem natürlichen Zustand sich darbieten würde: sie wäre mit Baumresten verstopft und gänzlich unzugänglich. Ein Eintrittshäuschen am unteren Ende der Schlucht ist heute nicht besetzt.

Für den Rückweg schlage ich eine Schleife über den "Revolutionsweg" vor, der auf der Wanderkarte eingezeichnet, per Wegweiser aber nicht ausgeschildert ist. Da habe ich schlechte Karten, so gehen wir brav auf dem direkten Weg neben der Straße zurück. Wieder am Parkplatz waren wir über zwei Stunden unterwegs, das merkt man schon in den Beinen. Bei einem Kaffee vor der Imbißbude studieren wir die Weiterfahrt. Auf kleinen Nebenstraßen geht es weiter nach Ruhla, dann zur Kreuzung Schillerbuche. Da liegt ein riesiger Granitblock, von dem in einem Bericht über den Rennsteig die Rede ist. Der Rennsteig geht hier auch durch, deshalb hat sich wohl auch gleich eine Imbißbude angesiedelt. Wir fahren weiter nach Brotterode zu Füßen des Großen Inselsberges. Von oben bietet dieser Ort einen malerischen Anblick.

th05_1 Brotterode

Inzwischen hat Heidi aus dem Reiseführer einen Ort ausgeguckt, wo es ordentlich was zu sehen gebt. Er heißt "Schmalkalden", da war doch was mit dem Mittelalter: "Schmalkaldischer Bund" womöglich (1531, Bund von protestantischen Reichsständen gegen den Habsburger Kaiser Karl V). "Gaisr Garl gonnte geine Gümmlgrnr gauen" fällt einem da natürlich gleich ein. Also auf nach Schmalkalden, vorher passiert man den Ort Pappenheim, ob da "meine Pappenheimer" herstammen? (Nein, das Pappenheimer Regiment in Schillers Wallenstein trug seinen Namen nach dem General Graf Gottfried Heinrich zu Pappenheim).

In Schmalkalden müssen wir erstmal wieder kreuz und quer herumkutschieren, bevor wir einen Parkplatz ergattern. Gespannt machen wir uns auf die Suche nach dem Ortsmittelpunkt. Der ist dann auch gleich um die Ecke: schön restaurierte Fachwerkhäuser, eine ausgedehnte Fußgängerzone, hübsche Geschäfte, eine der "bedeutendsten Hallenkirchen Thüringens", eine Imbißbude, eine öffentliche Bedürfnisanstalt, - hier kann man es aushalten.

th07_5 Markt th07_6 Kirche

Wir begeben uns auch gleich zur "Info" (ich sage immer "Rügeninfo" in Erinnerung an unsere Rügenreise). Ein Quartier wird uns sicher zugesagt, nur sind jetzt über Mittag die Leute schlecht erreichbar, weil sie "auf Arbeit" sind. Also können wir uns erstmal weiter umsehen, und dann später wieder hereinschauen.

Der nächste Weg führt notgedrungen hinauf auf das Schloß, daß sich über der Stadt erhebt. Man hat einen schönen Ausblick über die Dächer. Natürlich gibt es auch hier allerhand brüchige Häuser, wenn man das im Lauf der nächsten Jahre in den Griff bekommt, kann man hier ein Kleinod schaffen.

th07_1 th07_2 Schmalkalden th07_3 Schloß

Das Schloß ist in einem einigermaßen guten Zustand, Führung nur auf schriftliche Anmeldung. Für 2.05 DM Eintritt kann man aber hinein und einen Rundgang durch die Räume machen. Säle mit schönen Wandmalereien, die Schloßkapelle mit einer hölzernen Orgel, alte Öfen, Gemälde aus den bedeutenden hessischen Adelsgeschlechtern usw. Sehr viele Ausstellungstücke geben Kunde von den Schmalkaldischen Handwerkern und Betrieben, die hauptsächlich in der Metallverarbeitung und dem Werkzeugbau tätig waren. Dann gehen wir etwas müde wieder in die Stadt, bekommen unser Quartier zugewiesen, einen Gartenbungalow mit allem was man braucht. Ab 16 Uhr ist aber erst jemand zu Hause. Da haben wir noch zwei Stunden Zeit, erstmal zur Imbißbude, bei einem Kaffee schreiben wir eine Karte an die Kinder. Die sind ja telefonisch nicht erreichbar, noch viel weniger wissen die, wo wir uns aufhalten. Das macht schon ein wenig unruhig.

Anschließend begeben wir uns auf den Weg zum Bahnhof, ich möchte die Rückverbindung für eine Radtour erkunden. Wir kommen an einer kleinen Kirche vorbei, die heißt "Totenkirche". Ein Mann und eine Frau pulen gerade Reißzwecken aus der Kirchentür, da fragen wir gleich einmal nach einer Besichtigungsmöglichkeit. "Da würden Sie nicht viel Freude haben, es ist alles voller Gerümpel". Man ist aber dabei, die Kirche instandzusetzen. Im Moment sind noch alle Fenster blind oder zerbrochen. Wir kommen in ein interessantes Gespräch mit den beiden, die sich freuen daß uns ihre Stadt gefällt. Sie erzählen aber auch, was man auch hier an Fehlern gemacht hat, sodaß viel verkommen mußte.

th18_1 Drei Häuser... th07_4 kurz vor dem Verfall

Überall, wo im Ortszentrum Neubauten errichtet wurden, mußten dafür alte Häuser abgerissen werden. Wir werden noch auf drei Häuser an der Marktkirche aufmerksam gemacht, die sehr hübsch sind und kurz vor dem Verfall stehen.

Endlich kommen wir auf den Bahnhof und schreiben uns zwei Züge von Zella-Mehlis nach Schmalkalden auf. Dann geht es zurück zum Auto. Auf der Straße liegt ein großer Haufen Briketts, einen Teil davon zerfahren die Autos zu Mus. Der zugehörige Schaufler trinkt gerade gemütlich einen Saft in der Sonne. Nun suchen wir unsere Bleibe, das gestaltet sich nicht ganz einfach. Wir irren auf steilen und unwegsamen Wegen zwischen Gartengrundstücken umher. Ein Mann, den wir um Hilfe fragen, kann sich nur mithilfe eines Mikrofons verständlich machen, das er sich an den Kehlkopf drückt. Nach einem abenteuerlichen Wendemanöver in einer steilen und engen Einfahrt erreichen wir endlich unser Ziel. 5 kleine Welpen, die dackelähnliche zugehörige Mutter und eine Katze bilden das Empfangskommite. Der Hausherr, der wohl in seiner Freizeit alte Autos wieder aufmöbelt, zeigt uns das hübsche Gartenhäuschen. Wir beschließen auch sogleich, bis Sonnabend bleiben zu wollen und richten uns ein.

th06_1 Gartenhaus th06_2 Hundestall

Nun marschieren wir wieder zurück in den Ort und zur Post, wo wir vergeblich versuchen, zu Hause anzurufen. Nach wenigen Ziffern ertönt sogleich das Besetztzeichen. Da fahren wir schon das erste Mal ohne die Kinder in die Welt, und schon bestehen in beide Richtungen keine Kommunikationsmöglichkeiten, die Kinder wissen nicht einmal, wo wir uns überhaupt aufhalten, wir wissen nicht, wie das so zu Hause läuft. Heidi ist etwas unruhig deswegen, ich bin da wurschtiger. Dann gehen wir in den Ratskeller zum Essen. Die Einrichtung ist tip-top und - auf Anfrage - die sei schon seit über zwei Jahren drin, also noch kein Einfluß von westlichen Investoren. Noch ist die Gaststätte ein HO-Betrieb, es liegt aber eine lange Liste von Pachtanträgen vor. Das geht alles nicht so schnell, ist sicher auch besser so.

Im Stockdunklen müssen wir den Weg zurück tappen. Einmal kommt ein Trabi von vorn und man muß an die Seite treten. Danach klebt merkwürdig viel Laub unter meinem Schuh - bringt womöglich Glück. An dem klaren Himmel sehen wir ungleich viel mehr Sterne als zu Hause, sicher wegen der sparsameren Beleuchtung ringsherum.

Mittwoch, 10.10. Radtour nach Suhl

Wir bereiten uns unser Frühstück selbst, ich hole ein paar Brötchen bei einer unfreundlichen Kauffrau: "die Brötchen sind dort, da ist eine Tüte...". Ein Ei läuft beim Kochen aus. Wieder sind wir um 9.15 startbereit, das Wetter ist heute noch diesig. Wir schwingen uns auf die Räder, es soll Richtung Zella-Mehlis gehen, die Rückfahrt mit der Bahn ist ja schon vorgeplant. Auf Nebenwegen erfragen wir uns die Strecke nach Asbach, dem ersten Nachbarort von Schmalkalden. Alsbald stehen wir vor dem Schau-Bergwerk "Finstertal". Die erste Führung soll um 10 Uhr losgehen, außer uns beiden wartet noch ein dritter Interessent. Der redet was daher von einer Höhle bei Bad Salzungen, deren Name ich mir nicht gemerkt habe. Ich will den noch ein wenig an der Nase rumführen, aber Heidi fährt dazwischen mit ihrer unbeschwerten Art: "Mein Mann ist auch Höhlenforscher" - sicher leicht übertrieben. Es stellt sich heraus, daß der Kollege aus Rübeland kommt und dort am Betreiben des Schauberkwerks ...... in Elbingerode beteiligt ist.

Zum Gaudi der Führung muß man einen Helm aufsetzen und eine Art Schäfer-Umhang umknöpfen. Ich erwische einen etwas ramponierten Mantel und vertue mich um ungefähr zwei bis drei Knöpfe. Das sieht anscheinend von außen witziger aus als von innen: "Da hat er schon seine Frau dabei...". Zu dritt genießen wir dann die individuelle Führung, trotz des geringen Umfangs unserer "Gruppe" trägt der Führer mit Pathos seine Geschichte vor. Es bleibt aber genügend Gelegenheit zur Diskussion. Das Bergwerk besteht im wesentlichen aus zwei Stollenteilen. Zwei Schächte stehen voll Wasser, der Wasserspiegel steht aber unterschiedlich hoch, daraus folgt, daß sie nicht miteinander in Verbindung stehen.

Die Auszimmerung der Stollen und die ausgestellten Gerätschaften sind neueren Datums, wir erfahren von den großen Schwierigkeiten, überhaupt so ein Schaubergwerk früher wie heute zu betreiben. Als wir wieder das Tageslicht erblicken, warten bereits eine Schulklasse und ein paar einzelne Personen auf die nächste Führung, das freut einen dann ja auch. Unser Harzer Kollege überreicht mir noch Informationsmaterial seines Elbingeröder Betriebes, dann machen wir uns auf die Weiterfahrt.

Durch ein schönes Wiesental geht es in Richtung Steinbach-Hallenberg. Die Sache hat nur einen Haken, es geht einigermaßen bergauf, bald müssen wir schieben. Das erscheint mir weniger schlimm, weil doch die Landschaft so schön ist. Heidi dagegen argwöhnt, daß der ganze Rest der Tagestour in dieser Weise hinaufführt. Hinter jeder Kurve verspreche ich, daß die Steigung da bestimmt aufhört, was schließlich auch stimmt. Es sind wohl so 2 bis 3 km zum Schieben gewesen, Heidi macht glatt 4 km oder mehr daraus, wenn man sie erzählen läßt.

th08_1 th09_1 Landschaft

Nun geht es - nicht in sausender Fahrt - sondern vorsichtig bis zaghaft bremsend die steile Abfahrt nach Steinbach-Hallenberg hinunter. An meinem Rad quietschen die Bremsen wie ein Schwein beim Schlachten, das ist besonders an belebten Ortsstraßen etwas peinlich, da man schnell zum Mittelpunkt des allgemeinen Interesses wird.

Nun biegen wir links ab, Richtung Unter- und Ober-Schönau. Rechts oben liegt die Ruine Hallenberg, deren Bergfried ist noch gut erhalten. Die beiden Orte liegen entlang der Straße in einem engen Tal, einige Häuser sind ortsüblich mit Schiefer verkleidet. In Ober-Schönau nimmt die Steigung der Straße wieder zu, an einem Waldweg machen wir erstmal eine Rast und essen unsere geschmierten Brötchen. Dann geht es weiter durch das malerische Tal, zur Linken erheben sich bizarre Felsklippen (Porphyr), die heißen "12 Apostel" oder "Finkenstein".

Unvermittelt stehen wir vor einer Abzweigung, laut Karte der Straße nach Zella-Mehlis. Nur ausgeschildert ist sie nicht. Da sie steil bergauf führt, wollen wir kein Risiko eingehen. Ein Ehepaar mit Hamburger Kennzeichen steht auf dem Parkplatz, sie versuchen uns anhand einer Europakarte zu helfen. Da fahre ich lieber ein Stück weiter auf der Hauptstraße, nach einem Kilometer kommt die Gaststätte "Kanzlergrund" in Sicht. Das gibt Sicherheit, dann ist die Abzweigung doch die richtige. Ich eile zurück, Heidi ist verschwunden. Die Hamburger haben aber extra gewartet: "Ihre Frau ist schon losgefahren". Ein Ortskundiger hatte inzwischen Bescheid gegeben. Ich düse also die steile Steigung hinauf, erst nach gut einem Kilometer sehe ich den blauen Stoff eines Trainingsanzugs durch die Bäume schimmern. Wenn man selbst nicht dabei ist, kann so eine Radsportlerin tatsächlich ungeahntes aus sich herausholen. Heidi wundert sich nur, daß ich ihr nicht entgegen komme, sie hatte gedacht, ich sei auf dieser Strecke vorgefahren. Nicht jeder hat es mit der Ortskenntnis... Nun schieben wir wieder, zum Glück stehen ab und zu Pilze am Wegrand, das lenkt ab. Wir kommen bis unterhalb des Puppbergs auf etwa 600 m Höhe.

th10_1 Zella-Mehlis

Wieder geht es naturgemäß hinunter, es ist eine recht lange Abfahrt hinab nach Zella-Mehlis. An einigen Punkten hat man einen schönen Ausblick auf den - oder genauer - die beiden Orte. Inzwischen scheint auch die Sonne, im Gegenlicht läßt allerdings die Dunstglocke über Zella-Mehlis nicht so ein angenehmes Gefühl aufkommen. Ab und zu lasse ich das Rad nun laufen, bei der Straßenbeschaffenheit kann man aber kaum über 40 km/h riskieren, Heidi fährt stur halb so schnell. Einmal werde ich durch eine Querrinne auch gehörig gebeutelt. Schließlich landen wir an einer Kirche, und ich versuche auf der Karte eine Ortsbestimmung. Ein freundlicher Mann kommt uns zu Hilfe, wir sind in Mehlis, zum Bahnhof müßten wir nach Zella. Leider ist die weitere Auskunft nicht ganz korrekt, sodaß wir durch ein finsteres Industriegebiet fahren müssen. "Das Werk ist besetzt - wir kämpfen um unsere Arbeitsplätze" ist an einem Metallkombinat zu lesen. Das haben wir am Vortag im Fernsehen gesehen, was sind wir wieder aktuell... Schließlich fragen wir einen, der beim Autowaschen ist, gleich danach sind wir auf der Hauptstraße. Hier ist ein toller Verkehr, allein der Krach durch die vielen Lastwagen geht einem mächtig auf die Nerven. Wieder müssen wir hinaufschieben, bis wir den Bahnhof erreichen. Noch ist es früh am Nachmittag, da könnte man doch bis Suhl weiterfahren, da lernt man das auch gleich kennen.

Da es dorthin immer bergab geht, fällt die Entscheidung nicht schwer. Nur daß die Sonne fast zu warm scheint und der Verkehr einen schier um den Verstand bringt, ist weniger angenehm. Die Luft ist kaum zum Atmen geeignet. Der Ausblick nach Süden auf das Suhler Becken ist schließlich auch deprimierend, Industrieanlagen mit hohen Schornsteinen, Hochhäuser und Plattenbau-Siedlungen.

th10_2 Suhl

Das alles im Thüringer Wald - schade drum. Zum Glück geht es wirklich schnell hinunter. An einer Ampel rutsche ich bei Dunkelgelb noch durch, Heidi, um etwa 100 Meter hinter mir, ist sogleich auch da. "Ich denke, du hattest rot", "Hatte ich auch" - ist der zugehörige Dialog. Wir rollen durch Suhl, können uns bei dem Radau der knatternden Autos um uns herum kaum verständigen. Wir werden irgendwie an die Wiener Ringstraßen erinnert, die ähnliche Freuden für den Radfahrer bereit hielten.

Es geht direkt zum Bahnhof, den wir zum Glück auch bald finden. Es werden gleich die Fahrkarten gelöst, es kostet alles zusammen DM 6.80, das würde bei der Bundesbahn schon der Transport eines einzelnen Fahrrads kosten. Über eine Stunde haben wir noch Zeit, das reicht gerade, um einen Blick nach Suhl zu werfen. Durch eine Unterführung erreichen wir die Ortsmitte. Links riesige Hochhäuser mit Hotels. Die Straße zwischen der Kreuzkirche und dem Marktplatz ("Karl Marx Platz") ist Fußgängerzone. Wie überall Verkaufsstände von fliegenden Händlern. Auf dem Marktplatz können wir endlich unseren Kaffee an einer Imbißbude schlürfen. Der Eindruck von Suhl ist für uns heute wahrhaftig nicht umwerfend und wir beglückwünschen uns, daß wir es mit Schmalkalden glücklicher getroffen haben.

So sind wir nicht traurig, daß unsere Zeit in Suhl zuende geht, und trotten zurück zum Bahnhof. An der Bahnhofsstraße fällt uns ein Gebäude auf. Es ist wohl ehemals ein Kino gewesen, über dem Eingang steht "Ernst Thälmann Versammlungsstätte". Jetzt befindet sich ein Supermarkt mit Textil-Billigware darin. Wieder auf dem Bahnhof entdecken wir auf dem Fahrplan, daß unser Zug, mit dem wir eine Station bis Zella fahren müssen, nicht für den Transport von Fahrrädern eingerichtet ist. Das sorgt wieder für Spannung. Womöglich bleiben wir hier in dem schönen Suhl hängen oder müssen die "idyllische" Straße nach Zella zurückfahren.

Bald läuft der Zug ein, doch da gibt es Abstellplätze für Kinderwagen in einigen Waggons, dort passen auch die Fahrräder hinein. Wie immer benehmen wir uns dabei etwas hektisch, weil ich zu spät entdecke, daß die Räder ja aneinander gekettet sind, und dann erst den Schlüssel suchen muß. Im Zug verschnaufen wir dann, nach wenigen Minuten sind wir schon in Zella, wo wir umsteigen müssen. Also ausladen, ich will schon - hopp, hopp - zum Hauptbahnsteig überwechseln, Heidi fragt lieber einen Beamten, wo unser Zug nach Schmalkalden abfährt. Na, der steht schon ein Gleis weiter, hat sogar einen Gepäckwagen. Nur ein Schaffner ist nicht zu sehen. Da laden wir die Räder auf eigene Faust ein, es geht etwas umständlich über den Personeneinstieg und um eine Ecke herum durch eine schmale Schiebetür. Als das mit einigem Getöse vollbracht ist, kommt der Schaffner aus seinem Gehäuse am anderen Ende des Gepäckwagens. "Was ist denn hier los?" "Na, alles schon erledigt" bin ich ganz stolz, werde aber belehrt, daß das Betreten des Gepäckwagens für Fahrgäste nicht gestattet sei. Ernstere Konsequenzen ergeben sich für uns nicht. Ein Glück, daß es die Wende gegeben hat, aber sonst wären wir ja sowieso nicht hier...

th11_1 Fahrplan aus Porzellan

Für die knapp 30 km nach Schmalkalden benötigt dieser Zug nun im folgenden über eine Stunde. Mehrmals sind wegen der eingleisigen Strecke Züge aus der Gegenrichtung abzuwarten. Da hat man genügend Gelegenheit, die Landschaft und Dörfer zu betrachten. Bei der tief stehenden Sonne leuchtet das Herbstlaub farbenfroh. In zwei Tunnels wird es dagegen stockdunkel, es gibt auch keine Beleuchtung im Abteil. Die mitfahrenden Schulkinder treiben ihren Schabernack, zum Glück nicht mit uns. Sie tun uns leid, die müssen jeden Tag diese Tortur der ätzend langweiligen Fahrt über sich ergehen lassen. In Schmalkalden steigen fast alle Fahrgäste aus, das Entladen der Räder erfolgt diesmal ohne Probleme.

Wieder "zu Hause"! Wir gehen noch kurz einkaufen, eine Frau beim Blumenstand: "Brauchen die Stengel auch Licht?". Heidi findet 50 Pfennig. Wenig später freundet sie sich mit der Aufwärterin der öffentlichen Bedürfnisanstalt an, die ist seit 8 Uhr auf den Beinen, da weiß man, was man geschafft hat. Für die 50 Pfennig, die gerade gefundenen, ist sie ausnahmsweise zu einem weiteren Diensteinsatz zu bewegen. Ich fotografiere inzwischen die drei "Puppenhäuser", die sollen bald restauriert werden. Da müssen wir in ein paar Jahren wohl mal wieder vorbeikommen.

Heute wollen wir im Pfalzkeller an der Burg speisen. Es geht eine Treppe hinunter in ein geschmackvoll eingerichtetes Gewölbe. Gäste sind nicht zu sehen, daher suche ich die Bedienung, die hinter einem Vorhang auftaucht. Wir vergewissern uns, daß wir da auch richtig sind. Alles OK., wenig später erscheinen auch weitere Gäste, die haben wir wohl angelockt. Das Essen schmeckt gut, nur das Bier rutscht heute nicht, ob das vom Radfahren kommt? So kugeln wir schließlich zurück in unser Quartier. Im Fernsehen wird ein Bericht von einem Harley Davidson (Motorräder) - Treffen in Amerika gesendet. "Die unendliche Freiheit im Sattel...". Unsere Freiheit ist: bergauf schieben und bergab bremsen - was machen wir falsch?

Donnerstag, 11.10. Rundfahrt

Nach einem anstrengenden Tag muß man es erstmal wieder ruhig angehen lassen. Heute wollen wir höchstens mit dem Auto herumfahren. Erst geht es zum Einkaufen, zur Post, zur Bank. In der Bank ist der Teufel los, man darf den Leuten nicht über die Schulter schauen, sonst staunt man über die Beträge die da abgehoben werden. Nach dem üblichen Anstellen in der falschen Schlange erhalten wir unser Geld an einem anderen Schalter, DM 3.- sollen die Scheckgebühren betragen. Da sind sie bei Heidi als ehemaliger Bankangestellter an der falschen Adresse, sie beruft sich auf irgendeinen "Deutschen Giroverband" oder sowas, und das eine Woche nach der Wiedervereinigung. Die Einheimischen maulen allerdings auch, die müssen sogar vom eigenen Konto DM 3.- Abbuchungsgebühren bezahlen. Immerhin geht die Schalterangestellte zum Nachfragen und kommt mit der erfreulichen Mitteilung wieder, daß wir nunmehr DM 1.50 zu entrichten hätten. Während ich die 3 Fünfziger zusammensuche, kann Heidi nur mühsam an weiteren Entrüstungsausbrüchen gehindert werden.

Mit dem Ausspruch "Da bauen sie sich Paläste..." geht es hinaus. Eine Kundin auf der Treppe hinter uns ist ganz derselben Meinung. Sie ist Mitarbeiterin in der nahegelegenen Imbißbude und verdient auch nicht die Welt. Ihr Mann war vorübergehend arbeitslos, nun schimpft sie über alles, weil es so teuer geworden ist. Ihre Tochter arbeitet auf einer LPG, die muß nun wohl auch in den Westen "rübermachen", weil alle entlassen werden. So geht das eine ganze Zeit, nur mit Mühe kommen wir endlich weiter. Nun gehen wir schnurstracks in das Kirchenbüro, um bei Pastor Naumann den Kirchenschlüssel zu holen. Aber der ist gerade in einer Besprechung mit Gästen aus Recklinghausen, das ist die Partnerstadt von Schmalkalden.

Die Sonne scheint heute aus ganzer Kraft, da machen wir uns endlich auf unsere geplante Rundtour per Auto. Erstmal geht es in nördliche Richtung zu der Ortschaft "Floh". Von dort nach "Tambach-Dietharz", dann nach "Ohrdruf". Wenn man so Auto fährt, rauschen die meisten Sehenswürdigkeiten vorbei, so sehen wir nördlich von Ohrdruf ein großes schloßartiges Anwesen liegen, fahren aber nun Richtung Oberhof. Hinter Luisental liegt der Ohra-Stausee, da halten wir wenigstens an. Von dem (gebührenpflichtigen) Parkplatz kann man einen Rundgang über die Staumauer machen, viel ist nicht zu sehen. Es erinnert vieles unmittelbar an den Harz. Dann geht es schnell hinauf nach Oberhof, schon im Vorbeifahren erkennt man die riesigen Hotels.

Wir wollen erstmal zum Rennsteiggarten, der ganz oben liegt. Zum Glück ist wieder wenig Betrieb, so können wir geruhsam unseren Kaffee an der dort befindlichen Imbißbude genießen. Anschließend zahlen wir unseren Eintritt, die DM -.50 "Fotografiererlaubnis" schenke ich mir allerdings. Ich mache dann auch nur ein (unerlaubtes) Foto.

th12_1 Rennsteiggarten

Der Garten ist jetzt im Herbst vielleicht nicht so spektakulär, es blüht kaum noch etwas, die Farne sind alle schon abgeschnitten. Von der alpinen Flora ist nicht allzuviel zu sehen. Ferner gibt es Hochmoorgebiete, es sind "Kampffichten" zu bewundern, deren verkrüppelte Gestalten von Klima- und nicht Umwelteinflüssen herrühren. Den Eindruck hatte ich ja auch schon am Brocken, aber ob es es stimmt?

Nun fahren wir endlich gespannt nach "Oberhof-City", finden einen (gebührenpflichtigen) Parkplatz gleich neben der Kurverwaltung oder "Rügeninfo", wie ich beharre diese Einrichtungen zu nennen. Heidi fragt die Parkwächterin, wo sich in Oberhof die "historische Altstadt" befände, da wird sie nur verständnislos angeguckt. So machen wir uns wenigstens auf den Weg zum "Rennsteig Hotel", dort gibt es ein Cafe im 12. Stock, da wollen wir uns mal einen genehmigen. Leider hat das Cafe heute geschlossen, wir dürfen aber den Fahrstuhl benutzen und im 12. Stock aus dem Fenster schauen. Heidi fährt sogar mit rauf, "weil alles zu ist".

th13_1 Oberhof von oben

Die Aussicht ist sehr schön, trotz der klaren Luft liegt über dem Flachland eine braune Dunstschicht. In der näheren Umgebung erkennt man die anderen großen Hotels. Eines ist wie eine Sprungschanze gebaut (Hotel Panorama), das kennt man sogar aus dem Fernsehen. Von einem alten Ortsteil ist wahrhaftig nichts zu sehen. Ein paar ältere Häuser wirken eher ärmlich zwischen den "Erholungsbunkern".

Wieder unten versuchen wir, ein wenig den Berghang hinauf zu spazieren. Wir landen auf einer Fläche, die wohl im Winter als Eisstadion genutzt wird. Sicher sind hier schon Berühmtheiten herumgeschliddert. Stellvertretend für diese erklettert Heidi ein Siegerpodest und stellt sich in entsprechender Pose einem Foto.

th14_1 Der Sieger

Dann macht uns ein überquellender Parkplatz neugierig: "OKAY, Thüringen GmbH" ist an dem zugehörigen Gebäude zu lesen. Sogleich befinden wir uns im Gedrängel eines Supermarktes, in dem direkt (wie bei ALDI) aus der Verpackung verkauft wird. Bananen, Kiwi-Früchte... alles da.

Schnell sind wir da wieder draußen. Abschließend verirren wir uns noch in das Hotel "Schützenberg", das macht einen ganz vornehmen Eindruck. An der Rezeption kann man mieten: SW- und Color-Fernseher DM 3.-/6.-, Regenschirm DM 1.-, Wecker DM -.50, Föhn DM 1.50 und anderes mehr. Da wir nichts davon benötigen, machen wir uns auf die Rückfahrt. Nach kurzer Fahrt schon wieder eine Ansammlung von Autos und Menschen, da liegen linkerhand die Rennsteig Sprungschanzen. Jetzt im Sommer sind sie mit Matten aus Kunsstoffborsten belegt, die werden auf der kleinen Schanze für trainierende Springer naßgehalten.

th14_2 Rennsteig Schanzen

Tatsächlich erleben wir etwa vier Springer, die sich da tolltkühn hinunterstürzen. Es sind ganz junge Burschen. Danach fahren wir weiter hinunter, landen dann an dem Gasthof "Kanzlergrund", den ich am Tag zuvor von der anderen Seite bei der Orientierungssuche schon geortet hatte. Hier wird endlich eingekehrt und wir sitzen gemütlich bei Kaffee und Kuchen.

Der Rest des Heimweges ist von der Radtour tags zuvor bekannt, es ist auch mal ganz schön, die Strecke vom Auto aus in bequemer Manier zu erleben. Aber der Verkehr ist jetzt am späten Nachmittag recht lebhaft, in den kurvenreichen Ortsdurchfahrten muß man gut aufpassen. So in Sichtweite von Schmalkalden kommt dann was kommen muß: Stau. Dieser zieht sich ganz durch Schmalkalden hindurch, das ist wohl jeden Tag so, da muß man sich dran gewöhnen. Am Ortseingang kann man aber auf einen großen Parkplatz abbiegen, von dort läßt sich alles weitere besser zu Fuß erledigen. Heute sind wir noch in der Zeit, da kostet die öffentliche Toilette nur 10 Pfennige. Die gleich danebenliegende bedeutende Hallenkirche Thüringens hat nun ihre Tore geöffnet, man kann aber nur in den Vorraum hineingehen. Zum Pastor Naumann möchten wir nun auch nicht mehr, deswegen begnügen wir uns mit einem Blick in das dunkle Kirchenschiff.

Zum Essen ist es noch zu früh, da streunen wir ein wenig herum. Wir klettern den Hang im Süden hinauf, um ein Foto von dieser Seite zu machen. Auf dem Weg zum Essen kehren wir in einer Buchhandlung ein, mit der netten Dame dort führen wir ein längeres Gespräch. Sie erzählt, daß durch die Schließung einer Sportartikel- und einer Wekzeugmaschinenfabrik es 4 Tausend Arbeitslose gegeben hat. Schmalkalden hat 16 Tausend Einwohner. Da ist natürlich einiges am Brodeln. Es könnte einen "blutigen Herbst" geben, meint sie. Heidi kommt wieder mit ihrer DM 1.50 für Kontogebühren. Das wäre ja auch nicht richtig oder was. Ich enthalte mich eines Kommentars, es gibt eben große und kleine Probleme.

Endlich landen wir wieder im Pfalzkeller. Ein anderer Tisch ist noch besetzt. Mit der Bedienung sind wir schon angefreundet. Sie stammt aus Oberhof, da interessiert es sie, daß wir heute da oben waren, auch wenn wir nicht sonderlich begeistert sind. Das nimmt sie auch nicht übel, schließlich hat sie dem Ort auch den Rücken gekehrt. Wir bekommen sogar Plakate von dem Lokal geschenkt, damit wir in Braunschweig Reklame machen können. "Wie bei Dr. Fummelpfennig im Wendland" sage ich zu Heidi.

Freitag, 12.10. Radtour nach Bad Salzungen

Nun ist das Wetter so schön geworden, daß es einen freut, an der Luft zu sein, es ist fast wie im Sommer. Wie schön, daß wir uns für heute eine Radtour vorgenommen haben. Es soll - auf Umwegen - nach Bad Salzungen an der Werra gehen, von da wieder mit der Bahn zurück. Wir fahren in westlicher Richtung, und bleiben am Rande des Thüringer Waldes, da kann das mit den Steigungen ja nicht so schlimm werden. Erst geht es nach Norden, da liegt in Weidebrunn ein Bergwerksmuseum mit einem historischen Schmelzofen. Wir fahren aber daran vorbei. In Atzerode geht es links ab und dann hinauf. Heidi steigt bald ab, die Sonne meint es auch zu gut.

th16_1 Apfelbaum

Ich fotografiere einen Apfelbaum und sause dann hinterher, wir schieben nun erstmal wieder eine Weile. Einer kommt uns entgegen: "Die Hälfte habt ihr schon geschafft!" Schön wär's gewesen. Lang zieht sich die Strecke hin, oft überholen uns Fahrzeuge mit Müll auf den Anhängern, das ist auch nicht so romantisch. Irgendwann gucke ich mir die Karte mal genauer an, es geht tatsächlich wieder auf knapp 600 m hoch. Ist ja erstaunlich! Heidi findet das gar nicht witzig. Aber schließlich sind wir nicht in der Lüneburger Heide oder in Ostfriesland. Ist doch alles nur Gewohnheitssache usw. Doch das nützt alles nichts, endlich habe ich wie immer recht, daß nach der nächsten Kurve es wieder bergab geht. Hier liegt zur Rechten auch die riesige Müllhalde, auf die Schönheit der Landschaft wird da keine Rücksicht genommen.

Nun endlich geht es in bewährt zaghafter Art wieder hinunter. Es ist aber auch Vorsicht geboten, weil die Straße vom Morgentau noch stellenweise naß ist, auf dem Teerbelag ist es da schmierig glatt wie auf Seife. So rollen wir in den Ort Trusetal, dem ersten Ziel. Hier gibt es einen Wasserfall, der besichtigt werden muß. Dazu geht es durch den Ort und - wie könnte es anders sein - wieder bergauf. Am Ortsrand eine geologische Merkwürdigkeit: der "Trusetaler Hauptgang". Anhand einer Schautafel kann man sich informieren. Es treten hier mehrere Gesteinsformationen in Schichten zutage, ein paar davon hat man abgebaut, dadurch ist ein tiefer Einschnitt im Gelände entstanden. Wäre die Informationstafel nicht, würde man sagen: "alter Steinbruch", was ja auch nicht falsch ist. In der Nähe auf der gleichen Seite eine tiefe Spalte im Berg, die wird für den Rückweg vorgemerkt.

Dann erreichen wir den Wasserfall, der stürzt aus knapp 100 m Höhe über die Felsen hinunter. Leider sieht das Wasser nicht gerade sauber aus, es ist trübe und bildet Schaum. Oberhalb des Wasserfalls liegen auch Industriebetriebe. Zunächst geleite ich Heidi zur nebenan gelegenen Imbißbude, wo sie Kaffee trinken kann.

th16_2 th16_3 Trusetaler Wasserfall

Dann steige ich den luftigen Weg längs des Wasserfalls hinauf (eintrittsfrei). Ab und zu sieht man im Gegenlicht einen Regenbogen. Oben ist eine lange Holzrutsche, die das Wasser über den Felsabsturz führt. Der Bach wird am Hang entlang von der oberhalb gelegenen Sammelstelle geführt. Auf diesem Weg laufe ich wieder runter und finde mich ebenfalls zu einem Kaffee am Kiosk ein.

Frisch gestärkt geht es weiter. Bei der Rückfahrt in den Ort inspiziere ich schnell die geheimnisvolle Felsspalte. Dazu muß man über das Dach eines vorgebauten Schuppens klettern, von da kann man in die Spalte hinuntersteigen. So wie es aussieht, zieht sich die ganze Sache als Spaltenhöhle in den Berg hinein, ohne Lampe kann ich aber weiter nichts ausrichten. Lieber zurück in den Sonnenschein, nun geht es Richtung Bad Liebenstein. Wieder wird ausgiebig geschoben, dann wieder eine Abfahrt nach Bairoda. An einer uralten Linde (Naturdenkmal) warte ich auf Heidi, die mit Schmackes um die Ecke saust, ehe ich sie auf die Linde aufmerksam machen kann. Wieder folgt die Strafe für das Bergabfahren, noch einmal geht es hinauf. Bis zum Ortseingang von Bad Liebenstein müssen wir noch einmal schieben. Ich kann verstehen, daß diese Geschichte für jemand ohne Bergerfahrung trotz Mountainbike wenig Reiz abgibt.

Aber jetzt brausen wir durch Bad Liebenstein hindurch, auf der Rechten fliegen elegante Kureinrichtungen vorbei, zahlreiche Gäste genießen auf der Promenade das schöne Wetter. Wir suchen die Ortsmitte, vielleicht gibt es da einen Imbißstand.... Ehe wir uns versehen, sind wir aber schon am anderen Ende des Ortes angelangt, ein eigentliches Zentrum existiert anscheinend nicht. Ich würde gern noch die "Altensteiner Höhle" aufsuchen, aber im Moment ist die Stimmung nicht danach. Mit einem Mann, der froh über eine Pause beim Laubfegen ist, diskutieren wir die Weiterfahrt. Er sagt uns auf den Kopf zu, daß wir die Herfahrt von Schmalkalden viel kürzer hätten machen können. Für den Radfahrer gilt aber der alte Spruch: "Der Weg ist das Ziel", das hat nicht jeder drauf. In diesem Sinne habe ich noch einige Vorschläge für die letzte Etappe nach Bad Salzungen, aber da komme ich schlecht mit an. Nun soll es endgültig nur noch bergab gehen, da müssen wir die Hauptstraße nehmen und können damit jeglichen Unannehmlichkeiten aus dem Weg gehen. Heidi ist auch ziemlich geschafft, man sieht das immer an ihrem roten Kopf. So rollen wir also hinunter zur Werra, der Verkehr ist auch nicht so schlimm. Wir fahren durch Barchfeld; ein Ort, der schön sein könnte, wenn er besser gepflegt wäre. Aber die Vordergärten sind verwahrlost, es gibt keine Blumenkästen, die Häuser sind großteils in beklagenswertem Zustand. Zum Abschluß bestaunen wir ein verfallenes Schloßgebäude vor der Werrabrücke. Eine LPG hat hier ihr Unwesen getrieben.

Der Rest der Strecke bis Bad Salzungen ist zum Glück mit einem Radweg versehen, so geht das mit Rückenwind flott dahin. Auf Bad Salzungen sind wir gespannt, haben wir doch schon einige Enttäuschungen mit vielversprechenden Orten erlebt. Nach einer langen Fahrt durch Außenbezirke glaube ich fast schon daran, daß es auch hier keine Ortsmitte gibt, doch dann erreichen wir den Marktplatz mit einem schönen Rathaus.

th17_1 Rathaus

Hier auch wieder die fliegenden Händler. Besonderen Zulauf hat einer mit einem Computer und angeschlossenem Drucker. Hier werden Urkunden ausgestellt mit einer Analyse der Vor- und Zu-Namen des jeweiligen Kunden. DM 6.- kostet der Spaß. Ich kann Heidi gerade noch davon abhalten, für die Kinder so etwas als Mitbringsel zu erstehen.

th17_2 Kurgebiet

Wir wenden uns dem Kurgebiet zu und wandern ein Stück an dem schönen See entlang. Unser Ziel ist das Kurhaus-Cafe, es ist inzwischen vorgerückte Mittagszeit. Wie so oft ist das Cafe geschlossen. So landen wir im "Cafe am See", wo wir bei Wiener Würstchen und Cola so halbwegs auf unsere Kosten kommen. Lange wollen wir uns auch nicht mehr aufhalten, von der Fahrt und dem Herumlaufen bei diesem Wetter ist man irgendwie geschafft. Also geht es zum Bahnhof, ein Zug würde in 10 Minuten fahren. Ruck zuck erledigen wir die Formalitäten, DM 4.20 kostet der Spaß heute. Auf dem Bahnsteig versuche ich herauszubekommen, ob der Zug einen Gepäckwagen hat. Da steht eine uniformierte Beamtin mit Paketen, die frage ich. "Ich muß das nicht wissen, ich bin bei der Post" antwortet diese. Darauf frage ich den diensthabenden Aufsichtsbeamten. "Ich habe den Zug noch nicht gesehen, ich bin erst seit 14 Uhr eingesetzt". Etwas kopfschüttelnd ziehen wir uns zurück und laden dann die Fahrräder in ein Kinderwagenabteil.

Jetzt gebt es wieder Aufregung, es steigen zwei Volltrunkene ein, die können sich kaum auf den Beinen halten. Der eine schlägt gleich lang hin und bleibt im Gang eines Abteils liegen. Heidi murmelt was von "Polizei holen..". Da antwortet eine Frau neben uns: "Das ist vorbei mit dem Polizei holen". Wir sagen weiter nichts. Wenig später kommt der eine Betrunkene zurück und macht sich an der Frau zu schaffen. Es stellt sich heraus, daß die zusammengehören. Zwei Stationen weiter - in Breitungen - steigt die Korona zum Glück aus, wir beobachten, daß auch die Frau nicht gerade geradeaus geht. Dann müssen wir auch raus, in Wernshausen steigen wir um. Ein Beamter hilft beim Einladen in den Gepäckwagen, da ist nun nichts zu beanstanden. Da kommen zwei krakeelende Jugendliche mit Flaschen in der Hand auf den Bahnsteig. Die steigen zum Glück am anderen Ende ein. Dann sind wir wieder zurück in Schmalkalden, müde zockeln wir in unser Gartenhaus hinauf. Heute treffen wir auch unsere Gastgeber, da regeln wir gleich das Finanzielle und melden uns für den nächsten Morgen ab.

th18_2 Abschied von Schmalkalden

Zu Abend essen wir ein letztes Mal im Pfalzkeller, heute sind wir die einzigen Gäste. Wir verabschieden uns von der netten Bedienung und versprechen, tüchtig Reklame zu machen.

Samstag, 13.10. 1. Etappe Rückfahrt: Weimar

"Beim Zwiebelmarkt in Weimar, da wackelt heut' die Wand...", oder ähnlich werden wir schon am Morgen über das Radio angeheizt. Einige Reportagen berichten von den Aktivitäten in Weimar, unserem heutigen Tagesziel. Erstmal müssen aber alle Sachen gepackt werden, die Räder werden wieder auf das Autodach geschnallt, dann fahren wir los. Damit wir noch einen Teil des Thüringer Waldes zu sehen bekommen, fahren wir auf schon bekannter Strecke über Oberhof zum Rennsteiggarten. Von hier führt eine wenig befahrene Straße auf dem Kamm entlang, eine ganze Weile parallel zum Rennsteig. Man passiert den großen Beerberg, die höchste Erhebung des Thüringer Waldes mit 982 m. Dann geht es hinunter, man erreicht den Talgrund in Stützerbach. Richtung Norden fahrend gelangt man dann auf den Spuren Goethes, der hier ehemals rumgekickelt hat (über allen Wipfeln ist Ruh...), in das Städtchen Ilmenau. Hier machen wir eine Pause.

Auf der Marktstraße ist wieder allerhand los, viele Verkaufsstände. Da am morgigen Sonntag die ersten Landtagswahlen stattfinden werden, sind auch die Parteien mit von der Partie. Bei der SPD gibt es schöne Panoramakarten von dem neuen Gesamtdeutschland, da holen wir uns ein paar Stück. Heidi geht gleich auf die los: "Also eines muß hier ja schleunigst geändert werden, da zahlt man beim Geldabheben per Scheck eine Mark fünfzig, obwohl die Bank dem Deutschen Giroverband angeschlossen ist...". Daß noch vieles geändert werden muß, wird auch gern bestätigt. Die hier ansässige Glasindustrie liegt auch am Boden, das meiste qualifizierte Personal ist in den Westen abgewandert und kurzfristig nicht zu ersetzen. Für die Wahl rechnet sich die SPD nicht viel Chancen aus, "alles über 20% ist Gewinn". Man wählt das Geld und sucht sich die Politiker nach deren Leibesumfang aus.

Von Ilmenau fahren wir auf der Bundesstraße direkt nach Weimar. Ich befürchte wegen des Zwiebelmarktes Verkehrsprobleme, auch ein Quartier ist womöglich schwer zu bekommen. Doch wir folgen den Hinweisen der Parkwächter (gebührenpflichtig). Auf einer Wiese bekommen wir einen Parkplatz neben einem Friedhof. Neugierig marschieren wir los. Es geht immer an der Friedhofsmauer lang. Man kommt auf dem Wielandsplatz raus, da steht auch ein Denkmal - von Wieland. Eine Ecke weiter der Frauenplan, hier befindet sich das Goethehaus. Nun beginnt auch der Trubel. Eine Popgruppe versorgt von einem Lastwagen herunter die Gegend mit Lärm. Viele Stände mit Zwiebelzöpfen, von denen der Zwiebelmarkt seinen Namen hat. Freß- und Imbißbuden, da geht einem das Herz auf. Wir eilen erstmal zur Information und fragen nach einem Quartier. Gestern sei gegen Abend alles ausgebucht gewesen, aber heute gibt es noch was. Ruck zuck ist die Sache erledigt, bei Familie Bartholomeß im Stadtteil Ehringsdorf, Am Anger. Da brauchen wir uns erst nach 18 Uhr zu melden. Prima, das hat geklappt.

th20_1 Zwiebelmarkt

Jetzt können wir unbeschwert bummeln. Man fühlt sich ja doch irgendwie "klassisch", dazu noch der Zwiebelmarkt, da ist viel zu bestaunen und eine schöne Stimmung in der Stadt. Erstmal über den Markt am Rathaus vorbei, dann erreicht man den Herderplatz.

th21_2 Marktplatz th21_1 Herderplatz

Da steht Herder - als Denkmal. Daneben seine Kirche, in die kann man hinein. Ein Flügelaltar gemalt von Cranach d.Ä. und gleichfalls von d.J. Draußen wird gerade die Musik einer weiteren Popgruppe unterbrochen, weil der Schlagzeuger ein Bier wegbringen muß. Wir gehen durch die Rittergasse, überall sind Verkaufsstände aufgebaut. Dann kommt der große Augenblick, da stehen sie, die beiden Unsterblichen. Nebeneinander auf einem Sockel müssen sie sich auf ewig vertragen. Vor kurzem habe ich eine Fernsehsendung über dieses Schillernde Goethestandbild gesehen, nun erlebt man das leibhaftig. Dahinter ist das Theater, dort sind gerade "Die Räuber" uraufgeführt worden, die weiteren Vorstellungen sind auf Wochen ausgebucht.

th21_3 Theater

Zu Füßen von Schillern und Goethen musiziert eine Gruppe Studenten und singt flotte Lieder aus dem Mittelalter. Das macht sich alles prima. Auch eine Thüringer Bratwurst für DM 1.60 mundet ausgezeichnet.

Von diesem denkwürdigen Platz zweigt die Schillerstraße ab, eine baumbestandene Fußgängerstraße. Man kommt dann direkt auf das Schloß zu, hier wird das Gedränge noch dichter. Dicht umlagert ist ein Stand mit Apparaturen zum Verzieren und Zerkleinern von Gemüse, ein Dauerbrenner wie die Weimarer Klassiker. Da fliegen die Scheine aus den Geldbörsen, daß es eine Lust ist. "Kapitalist" ruft einer dem Gemüsezerkleinerer zu, aber das ist nicht böse gemeint. Für die Kinder finden wir endlich auch was Passendes zum Mitbringen, hölzerne Rauchermännchen aus dem Erzgebirge.

th21_4 th21_5 Weimar

Wir drängen uns weiter Richtung Schloß. Durch einen Torgang betritt man den viereckigen Innenhof. Die Besichtigung einer Bildergalerie kostet DM 6.- Eintritt. Da sind wir nicht dabei. Vor dem Schloß sammelt sich gerade eine Busgruppe, der Reiseführer versucht die Leute zu zählen. Dann ruft er "Hat jeder seinen Neben- und Vordermann". "Das merken wir erst im Bus", "Wer fehlt, soll sich melden" wird geantwortet. Ich könnte da stundenlang zusehen. Wir bummeln weiter herum und werden schon zielloser. Wieder auf dem Theaterplatz erstehen wir den Zwiebelzopf, ohne den man nicht nach Hause fahren kann. Zwei Betrunkene - diesmal von der niedlichen Art - bahnen sich ihren Weg wie Pat und Patachon. Der Kleinere muß vom Großen gestützt werden, er droht beim Gehen ständig einzuschlafen. Wir ziehen uns in einen Hinterhof zurück, wo man Kaffee an Gartentischen trinken kann. Es gibt metallene Teelöffel aus einem edlen Material, denn sie sind federleicht. Heidi will sie einstecken, aber ich kann sie davon abhalten. "Bald gibt's sowas nicht mehr, da wird das dann wertvoll". Schließlich geht sie zu dem Kaffeeausschänker und fragt, was so ein Löffel kosten würde. "Nehmen Sie nur mit, wieviel wollen Sie haben?" So ziehen wir mit drei Alu-Löffeln ab.

So langsam geht es zurück, noch ein Bummel über den Marktplatz, dann zum Goethehaus. "Wegen Überfüllung geschlossen", eine Warteschlange steht vor der Tür und wird schubweise eingelassen. Über dem Eingang ist die Jahreszahl 1913 eingraviert. Da kommen wir dann doch ins Grübeln, da muß nochmal nachgeforscht werden Nun wählen wir für den Rückweg den Gang durch den Friedhof. Wir kommen an eine Russische Kirche, davor ein Gebäude mit einer Gruft. Das kostet nicht mal Eintritt. Also sind wir voll dabei. In der Gruft befindet sich eine Tafel, auf der die hier Beigesetzten verzeichnet sind. Es sind viele Kinder dabei, alle Personen entstammen Adelsgeschlechtern aus vergangenen Jahrhunderten. Die zum Teil schön verzierten Sarkopharge sind wie alte Möbel in die Ecken geschoben. In der Mitte des Raumes stehen zwei große Särge, auf dem einen steht "Schiller", auf dem anderen "Goethe", auf jedem der Särge eine frisch geschnittene Rose. Da bleibt einem dann doch die Spucke weg, hier so unvermittelt vor den sterblichen Resten der beiden unsterblichen Geister zu stehen, - ob die noch da drin sind? Eine Antwort

Wo wir schon mal da sind, gehen wir auch gleich in die Russische Kirche. Die ist reich verziert mit viel Blattgold, einige sicher wertvolle Ikonen. Die Aufseherin bemüht sich, einen Nelkenstrauß in eine enge Vase zu zwängen, hilfsbereit eile ich hinzu und bin behilflich. So können wir auch guten Gewissens wettmachen, daß das Ganze eintrittsfrei ist. Aufgestellte Spendendosen übersieht man ja leicht. Wir bummeln weiter bis in die Gegend, wo das Auto steht, es findet sich sogar ein Ausgang, sodaß wir nicht über die hohe Friedhofsmauer klettern müssen.

Es ist noch viel Zeit bis 18 Uhr, da können wir noch dem Schloß Belvedere einen Besuch abstatten, das liegt sowieso auf dem Weg. Die Schloßgebäude sind zum Teil gerade instand gesetzt und in einem guten Zustand. Von innen kann man nichts mehr besichtigen, es ist schon nach 17 Uhr. Neben einem schönen Park mit mächtigen Bäumen gibt es den Englischen und den Russischen Garten. Diese sind symmetrisch im Barockstil angelegt. Heidi wird schon wieder nervös und pusselt an Ablegertrieben und Samenkapseln herum. Ich erlaube mir die Bemerkung, daß sie wohl auch in der Schiller-Goethegruft einen Puschen aus dem Sarkopharg gezuppelt hätte, wenn das gegangen wäre.

Solchermaßen erheitert begeben wir uns endlich Richtung Zimmerquartier. Wir inspizieren gleich die Speisekarte des Lokals "Hainfels" an der Belvederer Allee, bis 20 Uhr geöffnet. Unsere Zimmerwirtin Frau Bartholomeß ist anwesend und zeigt uns das Zimmer. Es ist einfach eingerichtet, aber das ganze Haus ist sehr geschmackvoll möbliert, es ist sehr viel Holz verarbeitet worden. Auf sowas ist man hier gar nicht gefaßt. Frau B. erzählt auch, daß es sehr schwierig gewesen sei, das alles zu bewerkstelligen. Zum Essen empfiehlt sie uns das Lokal "Fiaker" hinter dem Bahnhof von Oberweimar. Dorthin sind es 20 Minuten zu Fuß.

Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir uns also auf den Weg. Die Straßen sind finster, um die Laternen wabert der Dunst. Wir ziehen die Bahnhofstraße von Oberweimar hinauf, endlich kommt der Bahnhof. Eine Diesellok klötert vorbei - die "Taigatrommel". Hinter dem Bahnhof scheint die Welt zuende zu sein. Nach ein paar hundert Metern neben einem Bauhof dann doch ein schwach erleuchtetes Haus, das Lokal "Fiaker", doch die Gasträume sind dunkel und die Außenbeleuchtung ist nicht angeschaltet. Wir finden aber eine Tür, die offen steht, dort gelangen wir an den Toiletten vorbei in einen Küchenraum. Frisch gehackte Fleischstücke lassen darauf schließen, daß die Sache doch irgendwie in Betrieb sein muß. Endlich zeigt sich ein Mensch und bedeutet uns, daß erst ab 19 Uhr geöffnet ist. Das ist noch eine halbe Stunde hin. Ich schlage vor, diese Zeit auf dem Bahnhof zu verbringen, das ist doch immer interessant. Doch dann einigen wir uns, daß wir genausogut zurückgehen können, und das Auto holen, dann ist nachher Ruhe.

Also wird zurückgetippelt, wir erzählen Frau B. kurz unser Mißgeschick und fahren dann zum zweiten Anlauf los. Pünktlich sind wir vor dem Lokal, da stehen einige Leute mit merkwürdig ratlosen Gesichtern herum. Sogleich geht es uns nicht anders als sich herausstellt, daß anläßlich des Zwiebelmarktes hier heute ein Tanzabend veranstaltet wird, an dem man nur nach Voranmeldung teilnehmen kann. Außerdem habe ich Sandalen an den Füßen. Nun gibt es nur eins, zurück zu dem zuerst observierten Restaurant, das nur bis 20 Uhr geöffnet hat. Kurz nach halb acht sind wir auch da, wir atmen auf daß wir noch etwas bestellen dürfen. Im Gastraum ist ein großes Buffet aufgebaut, wahrscheinlich für Salate und Gemüse. Heidi ist schon geistig am Sortieren, was sie sich alles aufladen will. Während ich mir die Angelegenheit so betrachte, kommt mir plötzlich das Lachen, am Nebentisch tagt nämlich eine etwa 20-köpfige Gesellschaft, und für die ist die Platte aufgebaut. Wie wäre das gewesen, wenn wir ganz frech uns da auch bedient hätten ...? Nun hat Heidi Hirschbraten, ich Wildschwein bestellt. Das mit dem Hirsch bereitet keine Probleme. Mir dagegen werden der Reihe nach ein Gericht nach dem anderen unterbreitet, keins davon Wildschwein. Nach dem vierten Gericht - an den Nebentischen wird schon mitgelacht - nimmt sich endlich eine Kellnerin der Sache an. So bekomme ich heute auch noch etwas zu essen.

Sonntag, 14.10. 2. Etappe Rückfahrt: Erfurt

Heute ist Heidis großer Tag, aber einen großen Bahnhof gibt es - wenigstens am Morgen - noch nicht. Stattdessen sitzen wir hier anonym in der Fremde, schließlich bindet man das ja auch den anderen Leuten nicht gerade auf die Nase. Dafür ist das Wetter heute wieder schön, die Sonne scheint kräftig. Nach dem Frühstück fahren wir hinunter in die Stadt, Tanken ist angesagt. Ich fahre an einer langen Autoschlange vorbei, bis ich merke, daß die Warteschlange der Tankstelle gilt. Da muß man nun in den sauren Apfel beißen, Warteschlangen gehören dazu. Es geht aber schneller als erwartet, nach etwa einer halben Stunde sind wir auch dran.

Nun fahren wir nach Erfurt, das liegt gerade 20 km von Weimar entfernt. Wir finden gleich einen günstigen Parkplatz und gehen auf Erkundungstour. Um die Post herum gelangen wir über die Jahnstraße zum Rathaus, der Platz davor heißt Fischmarkt. Hier sind auch prächtige Häuser.

th24_1 Rathaus th24_2 Erfurt

Heute ist nun der Wahlsonntag, da ist das Rathaus offen und wir können einen Blick hinein werfen. Um die Ecke liegt die berühmte "Krämerbrücke", eine durch eine Ladengasse überbaute Brücke über das Flüßchen namens Gera. Sowas findet man sonst nur in Florenz oder Paris.

th26_1 th26_2 th26_3 Krämerbrücke

In die andere Richtung geht es zum Domplatz, dem wir uns nun zuwenden. In der Marktstraße liegen Teile eines heruntergebrochenen Balkons auf dem Gehweg. th24_4 Balkon

Auf dem Domplatz ist ein Jahrmarkt aufgebaut, zum Glück ist der noch nicht in Betrieb. So kann man den imposanten Anblick der beiden Kirchen, dem Dom und der daneben liegenden Severikirche besser auf sich wirken lassen.

th24_3 Jahrmarkt th25_1 Dom und Severikirche

Man muß das gesehen haben, schon dafür lohnt sich ein Besuch in Erfurt. Wir steigen die Treppe hinauf, im Dom wird gerade der Sonntagsgottesdienst abgehalten, daher sind die Besichtigungsmöglichkeiten eingeschränkt. Immerhin kriegen wir den "Lichterträger Wolfram" - ich sage Osram" - zu Gesicht. In die Severikirche kommt man leider nicht hinein.

th25_2 Domportal th25_3 Wolfram

Nun geben wir uns wieder einem Kaffee in einem mit Topfbäumchen improvisierten Kaffeegarten auf dem Domplatz hin. Die Hälfte der Häuser, die an diesen Platz angrenzen, muß noch instand gesetzt werden, aber da ist man wohl schon dran. Zurück gehen wir durch eine kleine Gasse. Dort ist ein Kabaret untergebracht, das Thema der Vorführung lautet "Wir übergeben uns" - eine sinnreiche Anspielung an die historischen Vorgänge der letzten Wochen und Monate.

Zurück zum Auto, das nächste Ziel ist Bad Langensalza, bekannt als Wohnort von Heidis Tante Käthe. Leider ist sie bereits vor einigen Jahren verstorben. Heidi spuken da ein paar Möbel im Kopf herum, zum anderen möchten wir diese Stadt auch mal sehen, wenn man schon in der Gegend ist. Vorher geht es durch Gotha, da entschließen wir uns nicht zu einer Besichtigung. Auf dem Wollmarkt in Bad Langensalza stellen wir das Auto ab und bummeln durch die Straßen.

th27_1 th27_2 Bad Langensalza

Es ist sehr ruhig, auch diese Stadt macht einen schönen altertümlich heimeligen Eindruck. Es existieren noch Reste der mittelaterlichen Stadtbefestigung. Wir fragen uns nach der Rathenaustraße durch.

th27_3 Rathenaustraße

Bald stehen wir vor dem ehemaligen Wohnhaus der Tante Käthe, wir klingeln einfach irgendwo. Durch das Fenster wird uns Bescheid gegeben, daß die Wohnung lange leersteht, nebenan wohne aber eine ältere Dame, die mit Tante Käthe befreundet gewesen sei. Also pilgern wir dorthin, steigen ein paar Stockwerke in dem Haus hinauf. Leider ist die Dame nicht da, so sprechen wir mit der Nachbarin, schreiben einen Zettel und lassen Grüße ausrichten.

Nun geht es an den Rest der Rückreise. Noch eine Stadt haben wir uns herausgesucht, das ist die Thomas-Müntzer-Stadt Mühlhausen. Der Verkehr wird nun am Nachmittag immer dichter. Als wir in Mühlhausen ankommen, bricht fast alles zusammen. Der Grund: hier findet ein "Fischmarkt" statt, wieder viel Rämmi-Dämmi und Autos über Autos. So halb auf der Straße stellen wir unser Gefährt auch noch dazu, kommen aber in dem Gedränge nicht weit. Wir essen ein Würstchen, haben dann aber die Nase voll von weiteren Besichtigungen und machen uns auf den Weg. Über Dingelstadt und Heiligenstadt erreichen wir bei Friedland wieder die Grenze. Die letzten Kilometer sind bei dichtestem Verkehr kein Genuß. An einer Telefonzelle in Göttingen können wir die Kinder von unser baldigen Heimkehr unterrichten.

Zu Hause angekommen ist das Hallo groß, an der Tür haben sie ein großen Willkommenschild zum Geburtstag befestigt. Ein Geburtstagstisch ist aufgebaut, Blumen stehen in den Vasen und der Kaffeetisch ist gedeckt. Da kommt man gern nach Hause. Ich bin aber am meisten froh, daß alle gesund sind und wir die Fahrt ohne Gefahren überstanden haben.